„Die meisten Menschen gießen falsch“: Worauf Sie bei der Gartenbewässerung achten sollten
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Wer Regenwasser sammelt, kann seinen Garten damit bewässern – wichtig ist dann aber ein Deckel für den Wasserspeicher.
© Quelle: Benjamin Nolte/dpa-tmn
Ausgetrockneter Rasen und Pflanzen, die die Köpfe hängen lassen – das wünscht sich wohl kein Gartenbesitzer. Gerade wenn an vielen Tagen in Folge hohe Temperaturen herrschen, müssen Gärtner und Gärtnerinnen nachhelfen. Dabei gibt es einiges zu beachten, um trotzdem nicht zu viel Wasser zu verbrauchen.
Mindestens zehn Liter pro Quadratmeter
„Die meisten Menschen gießen falsch“, sagt Jürgen Herrmannsdörfer. Er ist Vorstandsmitglied im Bundesverband Einzelhandelsgärtner, der zum Zentralverband Gartenbau (ZVG) gehört. Meist sei es so, dass Gartenbesitzer ihre Pflanzen jeden Tag mit einer vergleichsweise geringen Wassermenge versorgen. „Für die Pflanzen ist es aber besser, sie alle zwei oder drei Tage zu wässern. Das bedeutet: mindestens zehn Liter pro Quadratmeter.“ So seien Pflanzen gezwungen, ihre Wurzeln tiefer nach unten zu strecken, um an die Wasservorräte zu gelangen. „Langfristig werden die Pflanzen dadurch stabiler.“
Darüber hinaus ist der Gießzeitpunkt entscheidend: „Am besten ist es zu einer Uhrzeit, zu der möglichst wenig Verdunstung stattfindet“, sagt der Gärtnermeister, „also nachts oder ganz früh am Morgen, in der Dämmerung, wenn die Sonne noch keine Kraft hat.“
Verdunstung verhindern – mit Mulch
Der Experte rät: „Alle Stauden- und Gehölzflächen mit Mulch bedecken. Der Mulch dient als Verdunstungsschutz.“ Wer einen Rasen besitzt, sollte sich das Mähen verkneifen: „Im Sommer sollte der Rasen ruhig höher stehen“, sagt Herrmannsdörfer. Lange Halme beschatten den Boden, der dadurch weniger schnell austrocknet. Zudem ist es ratsam, sich schon bei der Bepflanzung Gedanken über den Standort im Garten zu machen.
Warum Hacken so wichtig ist
In weiten Teilen Deutschlands ist es viel zu trocken. „Böden und Pflanzen steckt noch die Dürreperiode von 2018 bis 2020 in den Knochen. Die Grundwasserverluste konnten noch nicht wieder ausgeglichen werden“, sagt Melanie Konrad vom Naturschutzbund Deutschland (Nabu). Sie betont, wie wichtig das Hacken ist: „Beim Hacken werden die Kapillaren im Boden unterbrochen. Diese kleinsten Poren leiten Wasser aus tieferen Bodenschichten nach oben, wo es verdunstet. Unterbricht man den Mechanismus, wird Wasser im Boden zurückgehalten.“
„In sonnigen Bereichen sollte man Pflanzen setzen, die etwas mehr Wasser speichern“, sagt der Bewässerungsexperte. Dazu zählen beispielsweise Dickblattgewächse wie Fetthenne, Hauswurz oder Mauerpfeffer. Für eine so durstige Pflanze wie die Hortensie sei das hingegen der falsche Platz – diese fühle sich gerade im Schatten oder Halbschatten wohl, wo beim Gießen deutlich weniger Wasser verdunstet.
Auf das richtige System setzen
„Für Stauden und Nutzpflanzen hat sich ein Tropfrohrsystem bewährt“, sagt der Gärtner. Dabei geben Schläuche durch kleine Öffnungen das Wasser tröpfchenweise an die Pflanzen ab. Die Schläuche lassen sich oberirdisch verlegen und mit Mulch abdecken. „Tropfrohrsysteme haben den Vorteil, dass das Wasser genau dort landet, wo es hin soll: an die Wurzeln der Pflanze.“ Die Schläuche bleiben auch im Winter in der Erde, einzig Schaltgeräte und Steuerventile sollten abmontiert werden. Bei allen Teilen im Boden, in denen Wasser stehen könnte, genügt es, sie mit einem Kompressor durchzupusten.
„Von einer Sprühbewässerung würde ich hingegen absehen“, sagt der Experte. Denn hier würden primär die Blätter einer Pflanze bewässert, sodass viel Wasser gar nicht auf dem Boden lande. Im schlechtesten Fall begünstigt das zudem Pilzerkrankungen auf den Blättern.
Regentonne oder ‑tank: Speichern ist sinnvoll
Wenn möglich, sollte Regenwasser zum Einsatz kommen. Gartenbesitzer und ‑besitzerinnen müssen es entsprechend auffangen und speichern. Das hat insbesondere bei Starkregen den Vorteil, dass das Wasser nicht die Kanalisation belastet. Zudem bleibt das Wasser auf dem Grundstück, sodass zum Gießen kein Grundwasser abgeschöpft werden muss. „Die Wasserspeicherung ist deshalb meiner Meinung nach ein Thema, das auf jeden Fall viel stärker in den öffentlichen Fokus rücken sollte“, sagt Herrmannsdörfer. Um es möglichst sauber zu halten, empfiehlt er, das Wasser gefiltert in den Speicher zu leiten – am besten mithilfe eines Filters im Fallrohr, der Blätter und Dreck zurückhält.
Wasser zu speichern gelingt mit einer Regentonne oder einem Tank. Durch Sonneneinstrahlung und Wärme bilden sich darin jedoch schnell Algen. Deshalb sollten Tonne oder Tank schattig und kühl stehen oder durch einen Unterstand oder eine Abdeckung geschützt werden. Als optimale Lösung sieht Herrmannsdörfer eine unterirdische Zisterne. Eine solche zu installieren ist für Gartenbesitzer natürlich ein großer Aufwand – aber einer, der sich nach Expertenmeinung langfristig lohnt.
Technik nutzen: Sensorik „der Wegweiser zu gezielter und ressourcenschonender Bewässerung“
„Ich bin der Meinung, dass die Sensorik der Wegweiser zu einer gezielten und möglichst ressourcenschonenden Bewässerung ist“, sagt Herrmannsdörfer. So sorgt etwa eine Bewässerungsautomatik mit Zeitschaltuhr dafür, dass der Garten in den frühen Morgenstunden bewässert wird. Manche Systeme müssen nicht einmal an den Strom angeschlossen werden, weil sie die nötige Energie über Solarpanels oder Akkus erhalten.
Als sehr sinnvoll erachtet der Bewässerungstechniker zudem einen Bodenfeuchtesensor. „Denn selbst wenn die Bodenoberfläche trocken ist, ist nicht ersichtlich, wie es in zehn oder zwanzig Zentimetern Tiefe aussieht“, sagt der Gärtnermeister. Im Idealfall stoppt der Sensor die Bewässerungsanlage so lange, bis die vorher eingestellte Grundfeuchtigkeit tatsächlich unterschritten wird.
Und was ist mit der guten alten Gießkanne? „Wenn ich die Gießkanne gegen das Tropfrohrsystem stelle, hat Letzteres natürlich viel mehr Vorteile“, sagt Herrmannsdörfer. „Es gibt sogar kleine Systeme für Kübelpflanzen oder Balkonkästen. Insofern braucht es die Gießkanne nur noch, um neu gesetzte Pflanzen anzugießen.“
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