Nicht jeder Garten ist dafür geeignet

Bäume ziehen: So gelingt die Anzucht im Garten

Jeder kann einen kleinen Beitrag leisten: Bäume im Garten binden CO₂ und retten so ein wenig auch das Klima.

Jeder kann einen kleinen Beitrag leisten: Bäume im Garten binden CO₂ und retten so ein wenig auch das Klima.

Ein zartes, grünes Blatt schiebt sich aus dem Boden. Gut versteckt in der Erde darunter liegt der Samen: eine Eichel aus dem Herbst, entblößt, aufgeplatzt, leicht gerötet. Wer im Frühjahr die Beete für das neue Gartenjahr vorbereitet, stößt mitunter auf einen solchen Keimling, oft schon mit einer kräftigen Wurzel. Der Samen ist ein Gruß aus dem Vorjahr, abgeworfen von einem nahe stehenden Baum, oder der vergessene Schatz eines Eichhörnchens. Im Blumen- oder Gemüsebeet ist so eine kleine Eiche oft ein ungebetener Gast. Für alle, die selbst einen Baum ziehen wollen, wird sie dagegen zum perfekten Startkapital.

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Zusammenspiel mehrerer Faktoren unterbricht Keimruhe

Damit Eicheln, Bucheckern oder Zapfen keimen, braucht es bestimmte Voraussetzungen. „Aus dem Samen selbst lässt sich nicht so ohne Weiteres ein Baum ziehen, da hat die Natur einen Riegel davorgeschoben“, erklärt Frank Schoppa, Geschäftsführer des Landesverbands der Baumschulen (BdB) Schleswig-Holstein. Und der nennt sich Keimruhe. Erst durch einen bestimmten Ablauf von Faktoren wie Wärme, Wasser, Licht und Sauerstoffzufuhr lässt sich die Ruhe brechen und der Samen keimt aus. Wer etwa eine Kastanie zu Hause im Wohnzimmer in einen Topf steckt, hat daher oft kein Glück mit der Baumzucht. In Baumschulen haben Experten ausgeklügelte Taktiken, um die Keimruhe zu überwinden: Das Saatgut der Bäume kommt zunächst in ein Kühllager, dann in ein Sandbeet und wird speziell behandelt.

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Hobbybaumzüchter ohne Hintergrundwissen vertrauen besser einfach auf die Natur: Taucht der Keimling eines Laub- oder Nadelbaums im Garten auf, hat er die Keimruhe erfolgreich abgeschlossen. Die gekeimten Samen, zum Beispiel von Fichten, Buchen oder Kastanien lassen sich im Frühjahr mit ausreichend Erde ausstechen. Dabei darf die Wurzel nicht verletzt werden. Dann lässt sich ein Ton- oder Terrakottatopf mit Blumenerde zur Kinderstube für den Keimling verwandeln. Besonders wichtig: Der Topf sollte mindestens zwei Liter Volumen haben, noch besser sind größere Behälter, damit ausreichend Platz für die Wurzeln bleibt. Bei Eichen ist das entscheidend: Aus der kleinen Keimwurzel wird später eine Hauptwurzel, die vertikal in den Boden wächst, genannt Pfahlwurzel. Ringeln sich die Wurzeln im Topf, weil er zu klein ist, steht die Eiche später weniger stabil. Ein bis zwei Jahre lang reicht ein größerer Behälter aber auch für Gewächse mit Pfahlwurzeln aus.

Weil Wildgehölze keine Zimmerpflanzen sind, gehören die Keimlinge auf die Terrasse oder in den Garten. Dort sind die jungen Triebe mitunter ein Leckerbissen für Rehe, Hasen und Kaninchen – und das kann gefährlich werden: „Wenn der Haupttrieb ab ist, verliert die Pflanze etwa ein Jahr“, erklärt Schoppa. Nagetiere dagegen laben sich an der Rinde der jungen Bäume. Eine Draht- oder Kunststoffhose um den feinen Stamm schützt das Gehölz.

Spätfröste sind besonders gefährlich

Genau wie andere Pflanzen kämpfen die jungen Bäume aber auch mit klimatischen Bedingungen wie Frost und Hitze. Zwar sind heimische Bäume insgesamt relativ unempfindlich, Fröste unter minus 20 Grad können ihnen aber gefährlich werden. Noch tückischer sind laut dem BdB-Spezialisten Spätfröste im April oder Mai, die auch erwachsenen Bäumen erhebliche Schäden zufügen können. Bei Nadelbäumen sind junge Triebe noch nicht verholzt, sie haben also keine schützende Baumrinde. Diesen Trieben macht Spätfrost den Garaus. Größere Bäume verkraften das, junge Keimlinge brauchen Schutz. In den kalten Monaten sollten Hobbygärtner ihre Keimlinge deshalb ähnlich wie Rosen gut einpacken, zum Beispiel mit einer Schicht Mulch. Im Sommer gehören die „Jungen Wilden“ auf einen halbschattigen Platz.

Eine Bambusstange sichert den Keimling bei starkem Wind. Größere Bäume, die schon ins Freiland umgezogen sind, lassen sich von einem Besenstiel oder einer Dachlatte stützen. „Einen Dreibock, wie man ihn manchmal an Straßen oder im Feld sieht, braucht es bei selbst gezogenen, ganz jungen Bäumen nicht“, erklärt Schoppa. Denn sobald der kleine Baum einmal in den Zielstandort gepflanzt ist, treiben etwa Eichen und Buchen sehr zügig ihre Pfahlwurzel aus. So verankern sie sich schnell und fest im Boden. Bäume dagegen, die erst eingepflanzt werden, wenn sie bereits ein paar Jahren alt sind, brauchen eine bessere Stütze. Doch welche Ansprüche haben junge Bäume an ihren Standort?

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Genau überlegen, ob im Garten genug Platz ist

„Wenn alles gut geht, entsteht ein Lebewesen, das eine gewisse Größe entwickelt, das darf man nicht vergessen“, betont der Experte. Gerade Eichen oder Buchen wachsen in jungen Jahren besonders stark, ungefähr einen halben Meter bis einen Meter pro Jahr. Daher sollten Hobbybaumzüchter sehr genau überlegen, ob im eigenen Garten überhaupt ausreichend Platz ist für einen Baum.

Einfach in den Wald pflanzen darf man seinen selbst gezogenen Baum übrigens nicht, warnt Schoppa: „Dort dürfen nur professionell gezogene Forstgehölze ausgebracht werden. Dazu gibt es sogar eine besondere Gesetzgebung.“ Der Plan, einen Baum selbst zu ziehen, muss daher gut durchdacht sein. Mit ausreichend Platz und guter Pflege wird er so nicht nur zum Schattenspender, sondern auch zur Zierde im eigenen Garten. Von der Schönheit eines Baumblatts ließ sich übrigens schon Goethe begeistern: „Dieses Baums Blatt, der von Osten / Meinem Garten anvertraut, / Giebt geheimen Sinn zu kosten, / Wie‘s den Wissenden erbaut“, heißt es im Gedicht „Ginkgo Biloba“.

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