Olaf Bär – Bringt Eigenes auch mit leisen Tönen ein

Wie die Perlen einer kostbaren Kette reihen sich für Olaf Bär die Stationen seiner glanzvollen sängerischen Laufbahn aneinander. 1957 gebürtig, ist er zwar einer der „Youngster“ unter den „Dresdnern des Jahrhunderts“, aber dennoch bereits einer, dessen Künste nicht nur in seiner Heimatstadt, sondern auch in London, Mailand und Wien, in ganz Europa, Japan, Australien und den USA Begeisterung geweckt haben. Dresden muss sich seinen Künstler mit der Welt teilen. In die Wiege gelegt war ihm die Musik nicht direkt, aber schon im Alter von drei Jahren machte Olaf Bär Bekanntschaft mit den Brettern, die auch für ihn später die Welt bedeuten sollten: Dass er als Kind der „Madam Butterfly“ an den Landesbühnen Sachsen in eine eigentlich sehr traurige Geschichte einbezogen war, hat seiner Musikliebe keinen Abbruch getan, noch heute, bekennt er, empfinde er Puccinis Klänge besonders tief. Karriere im Eiltempo: Olaf Bär, der entscheidende musikalische Bildung als Kruzianer erhalten hat, durchlief zunächst das Studium an der hiesigen Musikhochschule und wurde Mitglied des Opernstudios, später des Solistenensembles der Dresdner Oper. Als der Bariton 1983 beim Walther-Gruner-Wettbewerb in London auf Anhieb den ersten Preis in der Gesamtwertung errang, öffnete sich ihm die Tür zum internationalen Wirken. Die atemberaubende Geschwindigkeit, mit der der sympathische Dresdner in den Folgejahren an den bedeutendsten musikalischen Stätten Erfolge feiern konnte, ließ fast befürchten, dass auch sein Stern zu viel Licht auf einmal ausstrahlen und allzu bald verblassen könnte. Aber Olaf Bär gehört nicht zu den Künstlern, die sich von einem Musikmarkt auspowern ließen, der junge Talente ortet, hochpuscht und verbraucht wieder abstößt. „Ich will und kann mich nicht an Erfolg gewöhnen. Für mich kommt es in meinem Beruf darauf an, ehrlich zu arbeiten und mich nicht zu übernehmen, schon gar nicht um einer schillernden Karriere willen“, meint er selbstbewusst. Von Alois Andritzki bis Udo Zimmermann – Alle Porträts in unserem Special Das Dresdner Opernpublikum hat ihn u.a. als Papageno, Graf Almaviva, Don Giovanni, als Harlekin in „Ariadne“ sowie Wolfram in „Tannhäuser“ erleben können und – unvergesslich – als melancholischen Marquis in der Matthus-Uraufführung zur Wiedereröffnung der Semperoper 1985. Ganz wichtig aber ist für Olaf Bär der Liedgesang, weil er dabei sehr viel Eigenes einbringen und mit leisen Tönen helfen könne, Dinge zu sensibilisieren, die in der lauten Welt leicht überhört werden, meint der 42-Jährige. Die Komponisten Schubert, Wolf und Schumann liebt er besonders, denn „nur was Geist und Poesie hat, schwingt fort für die Zukunft, und je langsamer und länger, je tiefere und stärkere Seiten angeschlagen waren“ (Schumann). Aus den Dresdner Neuesten Nachrichten vom 21. Januar 2000. Von Kerstin Leiße

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