Christel Goltz – Die berühmte Salome Dresdens

Christel Goltz hat es nicht nötig, ihr Geburtsjahr 1912 kokettierend zu verschweigen, wie es weitaus Jüngere tun. Künstlerischer Erfolg, der unvergessen, ja legendär ist, und die ihr in ihrer Lieblingsstadt Dresden entgegen strömende warme Zuneigung sind wie ein Jungbrunnen für die Kammersängerin: „Ich hänge noch sehr an Dresden, obwohl ich seit Jahrzehnten in Österreich eine Heimat gefunden habe. In Dresden begann meine Karriere, hier habe ich entscheidende Jahre meines Lebens verbracht, meinen Mann kennen gelernt und meinen Sohn geboren.“ Zuhause war die Familie Goltz auf dem Weißen Hirsch. Das schauspielerische Talent, für das die Goltz neben ihrer stimmlichen Präsenz immer gerühmt wurde, war ihr als in Dortmund geborener Tochter einer alten Mimenfamilie in die Wiege gelegt. „Christel Goltz ist die deutsche Duse der Opernbühne“, titelte 1952 ein Münchner Kritiker, und in der Tat, die von ihr verkörperten Rollen in vielen der wichtigsten Werke der Opernliteratur lebten durch die Einheit von Musikalität, ihrer glanzvollen Stimme und der kompromiss- und schonungslos dichten Darstellung. Dresden erinnert sich u.a. mit Stolz an die berühmte Salome der Goltz. Eine der bedeutendsten Sopranistinnen des 20. Jahrhunderts: Sternstunden hat sie als eine der bedeutendsten Sopranistinnen des 20. Jahrhunderts dem ihr zu Füßen liegenden Publikum geboten, ob in Dresden, in Wien oder New York, in Berlin oder Mailand, ob eben als Salome oder Gräfin, ob als Agathe, Giulietta oder Fiordiligi oder – Allein die Namen ihrer so verschiedenartigen Partien aufzuzählen würde ganze Seiten füllen. Am 19. Dezember 1935 debütierte die Goltz in der Dresdner Semperoper und erfuhr besondere Förderung durch Karl Böhm. Fest engagiert, sang sie 1936/37 bereits 64 Vorstellungen mit zwölf Partien, zwei Jahre später gar 96 Vorstellungen mit 19 Rollen. Am 31. August 1944 brillierte die inzwischen Verheiratete zum letzten Mal auf der Bühne der Semperoper, die ein knappes halbes Jahr danach in Schutt und Asche fiel. Mit der nach Bad Elster/Brambach evakuierten Staatskapelle war die Sängerin mit ihrer Familie zu Kriegsende fern von Dresden und kehrte erst Wochen danach zurück. „Aber schon am 12. Juli hatten wir unser erstes Opernarienkonzert in der ,Tonhalle` und am 10. August mit ,Figaros Hochzeit` die erste Premiere“, beschreibt sie diese schwere, aber mit besonderer Kraft gestaltete Zeit. Am Pult im „Interimstheater“ in einem Saal auf der Neustädter Glacisstraße stand der neue Generalmusikdirektor der Staatskapelle, Joseph Keilberth. Bald wurde das „Kulturhaus Bühlau“ zu Dresdens erster Opernadresse. „Wir waren damals eine einmalige, verschworene Gemeinschaft; nicht nur wir Künstler, sondern auch unser Publikum.“ 1946 zur Kammersängerin ernannt, hatte Christel Goltz zunehmend auch Verpflichtungen an anderen Bühnen. In Dresden gestaltete sie u.a. die Leonore im „Fidelio“ zur Eröffnung des Großen Hauses, wurde umjubelt als Orffs Antigone. 1951 erreichte sie der Ruf an die Wiener Staatsoper und andere große Häuser der Welt. Das Dresdner Publikum erlebte seinen beliebten „Star“ danach noch einige Male als Gast. Von Alois Andritzki bis Udo Zimmermann – Alle Porträts in unserem Special Die Wahrhaftigkeit ihres Künstlertums - „ich habe alle Opern intensiv durchgearbeitet und gelebt in meinen Rollen“ - setzte sich auch fort in ihrem unerwarteten wie konsequenten Abschied von der Bühne. 1969 tat sie in Wien diesen für einen erfolgsgewohnten Sänger gewiss nicht leichten Schritt: „Ich wollte abgehen, wenn mich das Publikum noch mag und ich mich auch.“ Mindestens einmal im Jahr kommt Christel Goltz, 1996 zum Ehrenmitglied der Sächsischen Staatsoper ernannt, nach Dresden, nämlich dann, wenn ein nach ihr benannter Preis an einen jungen Sänger verliehen wird. Aus den Dresdner Neuesten Nachrichten vom 25. April 2000. Von Kerstin Leiße

100 Dresdner des Jahrhunderts - Christel Goltz – Die berühmte Salome Dresdens