Christa Luding – Goldener Winter, silberner Sommer

Christa Luding (Mädchenname Rothenburger), geboren am 4. Dezember 1959 in Weißwasser, gelernte Wirtschaftskauffrau, studierte Diplom-Sportlehrerin, ist die einzige Athletin, die Edelmetall bei Winter- und Sommerspielen gewann. Sie wurde Olympiasiegerin im Eisschnelllauf 1984 in Sarajevo über 500 Meter und 1988 in Calgary über 1000 Meter sowie Silbermedaillengewinnerin von Seoul im Radsprint der Damen. Das war anno 1988. Zwei Jahre später erblickte Söhnchen Max das Licht der Welt. Christa Luding hatte alles erreicht, was sich eine Sportlerin an Meriten nur wünschen kann. In der häuslichen „Vitrine des Ruhmes“ glänzten die olympischen Medaillen und zahlreiche weitere Ehrenpreise. Christa gewann die Sprint-Weltmeisterschaften 1985 im Eisschnelllauf und 1986 auf dem Bahnrad. Eigentlich hätte sie sich zur Ruhe setzen können. Zehn Weltrekorde im Eisschnelllauf: Doch der Gedanke „Noch einmal Olympia!“ – nach der Wiedervereinigung ein Start in der gemeinsamen deutschen Mannschaft – beflügelte Christa Luding zu einem fabelhaften Comeback. Bei den Winterspielen 1992 in Albertville feierte sie ihre fünfte Olympiateilnahme, gewann Bronze über 500 Meter und wurde Achte über 1000 Meter. Christa Luding markierte zehn Weltrekorde im Eisschnelllauf. Über die kurze Sprintstrecke war sie die erste Frau der Welt, die unter 40 Sekunden lief. Die 1:17,65 min für den Kilometer auf dem Eis hatten als Bestmarke neun Jahre Bestand! „Das war 1988 im kanadischen Calgary unter optimalen Bedingungen. Doch der neue Klappschlittschuh hat alle Rekorde ausgelöscht“, erinnert sich die Olympionikin. Trainer-Gatte Ernst weiß: „In der Welt fehlten seinerzeit solche Läuferinnen, die diese Marke knacken konnten. Dazu sind Stehvermögen plus Grundschnelligkeit notwendig. Und entweder sind sie am Anfang oder hinten heraus zu langsam oder zu schnell.“ Ernst Luding, früher wie auch Bruder Egon ein bekannter Eishockey-Crack beim SC Einheit Dresden, amtierte bis zu Olympia 1992 als Eisschnelllauf-Coach in Dresden. Dann wurde dieser Job jedoch immer unsicherer. Angebote aus der Schweiz und Norwegen sagte Ernst „aus Verantwortung für die Familie“ ab. Er führt heute ein internationales Transportunternehmen. Ehefrau Christa hilft tatkräftig im Büro: „Das Geschäft floriert.“ Zu Max, der im Herbst in die fünfte Klasse kommt, hat sich im August 1994 Brüderchen Paul gesellt, seine Schuleinführung ist nächstes Jahr. Das ist wohl auch der verständliche Grund, dass Christa weder auf Kufen noch auf dem Rad aktiv ist. „Meine sportlichen Aktivitäten halten sich jetzt in Grenzen; der innere Schweinhund siegt meistens. Aufs Fahrrad steige ich nur noch zum Familienausflug. Voriges Jahr habe ich allerdings ein bissel trainiert und an der ,Artour` nach Zinnwald und Altenberg teilgenommen. Mit den Kindern gehe ich ab und zu Inline-Skaten.“ Von Alois Andritzki bis Udo Zimmermann – Alle Porträts in unserem Special Einfach eine Zeitfrage ist auch der Kontakt zum Sport und den früheren Kameraden. „Ich gucke mir das lieber im Fernsehen an. Neulich waren wir aber als Zuschauer beim Weltcup in Berlin. Mit Gunda Niemann-Stirnemann telefoniere ich oft oder sie besucht uns. Karin Kania sehe ich ab und zu bei Promitreffs.“ Natürlich wirkt die berühmte Sportlerin als Repräsentantin an Veranstaltungen mit, nimmt Siegerehrungen beim Eissportclub Dresden vor oder gibt Autogrammstunden. Aus den Dresdner Neuesten Nachrichten vom 21. Juli 2000. Von Günther Frank

100 Dresdner des Jahrhunderts - Christa Luding – Goldener Winter, silberner Sommer