Alois Andritzki – Ein lebenslustiger Priester, den man nicht leben ließ

„Alois war durch und durch Priester, da konnte er nicht für die Nazis sein“, sagt Martha Hantusch, die Schwester Alois Andritzkis über ihren Bruder. Was klingt wie eine Selbstverständlichkeit, aber es nicht war. Andritzki gehörte zu jenen, die nicht anders konnten, als diese Selbstverständlichkeit zu leben - und dafür musste er sterben. Der junge Priester war erst 27 Jahre alt, als er am 3. Februar 1943 im Konzentrationslager Dachau an einer Giftspritze starb. Jeder, der ihn kannte, beschreibt ihn als einen lebenslustigen jungen Mann. Unkonventionell, anders, als sich mancher einen Priester vorstellt, aber genau so, dass er als Kaplan an der Hofkirche und als Präses der Dresdner Kapellknaben vor allem von den jungen Christen bewundert wurde. Am Tage seiner Primiz, der ersten Messe, die er selbst gelesen hatte, wurde der Anlass mit einem großen Familienfest gefeiert. Es waren viele Leute gekommen, die an im Karree gestellten Tisch saßen. Und Andritzki, der nicht nur klug und lebenslustig war, sondern auch sehr sportlich und etwas übermütig, lief auf Händen um alle Tische herum. Mut und Fröhlichkeit: Geboren wurde der Sorbe am 2. Juli 1914 in Radibor bei Bautzen. Von 1934 bis 1937 studierte er Theologie und Philosophie in Paderborn. 1936 wurde er Redakteur der sorbischen Studentenzeitung „Serbski student“ und Sprecher der sorbischen Studenten. Am 30. Juli 1939 wurde er im Dom zu Bautzen zum Priester geweiht und trat danach seine Stelle an der Hofkirche Dresden an. Am 21. Januar 1941 wurde Alois Andritzki ein erstes Mal vorläufig fest genommen. In der vom Sondergericht verfassten Anklageschrift wegen „heimtückischer Angriffe auf Staat und Partei“ heißt es: „Ich klage Andritzki an, nicht öffentlich gehässige, hetzerische und böswillige Äußerungen über leitende Persönlichkeiten des Staates und der NSDAP, über ihre Anordnungen und die von ihnen geschaffenen Einrichtungen gemacht zu haben, die geeignet sind, das Vertrauen des Volkes zur politischen Führung zu untergraben...“ Im Oktober 1941 kam Andritzki ins KZ Dachau. Eineinhalb Jahre später war er tot. Im Juli 1997 leitete der sächsische Landesbischof Joachim Reinelt das Verfahren zur Seligsprechung von Alois Andritzki ein. Reinelt sprach über den Mut des jungen Priesters, aber auch über seine Fröhlichkeit. „Denn ein verbissenes Christentum“, so der Bischof, „ist auch kein echtes“. Aus den Dresdner Neuesten Nachrichten vom 7. Januar 2000. Von Heidrun Hannusch

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