Klopapier statt Komplimente: Tinder in Zeiten der Corona-Krise

Die Europäer trauern um ihr kulturelles und soziales Leben. Kinos, Theater, sogar Schulen und Kitas – alles dicht. Als hätte man auf Stopp gedrückt. Hinzu kommt die Angst vor der Ausgangssperre. Ein Land unter Quarantäne? Italien zeigt, dass so etwas möglich ist. Während verpartnerten Menschen nun droht, dass sie ihre bessere Hälfte plötzlich 24 Stunden am Tag ertragen müssen, sorgen sich Singles und vor allem jene, die alleine wohnen, vor der sozialen Isolation. Und auch wenn in Zeiten von Mindestabständen zwischen menschlichen Körpern und Maximalbeschränkung von sozialen Kontakten alles, aber auch wirklich alles, gegen ein Tinder-Treffen spricht, liefert ein Blick in die Dresdner Online-Dating-Welt enormes Amüsierpotenzial – was in Zeiten kollektiver Krisenstimmung ganz gut tun kann. „Wer will nochmal f..., bevor Corona uns f...?“: „You, Me & The Quarantine“ hat Benjamin (25) unter seinem Profil stehen. Du, ich und die Quarantäne – eine Dreiecksbeziehung der ganz besonderen Art. Das selbe Ziel verfolgt Darek (27) mit Fliege und Hosenträgern: „Suche Gesellschaft für die bevorstehende Quarantäne.“ Ein 14-tägiges Tinderdate in den eigenen oder fremden vier Wänden? Heiße Traumvorstellung und Horrorszenario in einem. Je nachdem, wie das Blind Date am Ende ausfällt. Marco (24) hingegen hält nichts von romantischen Umschreibungen und bringt es gleich auf den Punkt: „Wer will nochmal f..., bevor Corona uns f...?“ Darüber ein Foto s(eines) Küchenregals, vollgestopft mit passierten Tomaten, Gewürzgurken und Rotkraut. Marco zählt offenkundig zu den Dresdner Hamsterkäufern und hortet nun in Sachen Geschlechtsverkehr weiter. Online-Dating in Dresden: „Hab genug Klopapier für uns beide“: Dass es noch kurioser geht, zeigt Oussama (24). Sein Profilfoto: Ein Quintett aus Klopapierrollen, Sorte Recycling. Wenige Minuten später schreibt Oussama „Ich hab genug Klopapier für uns beide“ mit zwei nachfolgenden Sektgläsern. Früher gab man dem anderen ein Bier aus, heute eine Rolle Klopapier. Florian (26) hingegen ist dringend auf der Suche nach Klopapier, wie er in seinem Profil schreibt. Diente Tinder einst der Suche nach der Liebe oder zumindest nach einem One-Night-Stand, dient die App in Zeiten des Coronavirus der Reinigung der Ausscheidungsorgane. Konnte man bei Tinder sonst nur nach links und rechts wischen, kann man sich nun auch den Allerwertesten abwischen. Zeiten ändern sich. „Sei kein Corona-Arsch“: Aber Spaß beiseite: Erst am Mittwoch appellierte die Bundeskanzlerin an uns, die sozialen Kontakte auf das Nötigste zu reduzieren. Und auch im Netz rufen die Menschen einander unter dem Hashtag #Staythefuckhome dazu auf, verdammt nochmal zu Hause zu bleiben. Und Komiker Schlecky Silberstein richtet sich mit dem Slogan „Sei kein Corona-Arsch“ an alle, die noch vergnügt in Cafés und auf Partys rumlungern. Tinder in Zeiten der Corona-Krise: Tinder hält sich stattdessen zurück und tut so, als wäre nichts. Auch wenn im Netz von entsprechenden Hinweisen seitens Tinder berichtet wird – ich habe seit meiner Registrierung (aus reinen Recherchezwecken versteht sich) nichts dergleichen erhalten. Und welchen Zweck Apps wie Tinder verfolgen, muss nun wirklich nicht erläutert werden. Einen Appell könnte vielleicht auch Menschen wie Ben (29) zum Umdenken bringen. Auf die Frage hin, ob es nicht unverantwortlich wäre, sich in Zeiten einer Pandemie zu treffen, sagt er: „Naja... das Leben muss ja weiter gehen.“ Ja, Ben, es wäre aber auch schön, wenn die Alten, Kranken und immunschwachen Menschen in unserer Gesellschaft eine Chance darauf haben, dass ihr Leben ebenfalls weitergeht. Ihre Chance erhöht sich, wenn du verdammt nochmal zu Hause bleibst! Busse und Straßenbahnen fahren ab Freitag seltener in Dresden – Zoo schließt Sachsen schließt ab Donnerstag nicht lebensnotwendige Geschäfte Gastronomie in Dresden liegt brach Stadt Dresden und Freistaat Sachsen schalten Info-Telefon zur Kinderbetreuung Leben mit Corona: So ging es ohne Schulpflicht an Dresdner Schulen zu Corona-Betroffene: So lässt uns Dresden im Stich Coronavirus in Sachsen: Das ist die aktuelle Zahl der Infizierten Corona: Diese Geschäfte bleiben in der Dresdner Altmarkt-Galerie offen Corona: Keine Geburten mehr im Klinikum Dresden-Friedrichstadt Von Laura Catoni

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