Einige Dresdner Bühnen nutzen die erste Startchance nach Corona

Die Politik hat gesprochen und Sachsens Theatern kurzfristig die Möglichkeit eingeräumt, sich dem Publikum wieder zu öffnen. Die Regelungen sollen dabei individuell ausfallen, je nach Größe und Räumlichkeiten der Häuser. Vorausgesetzt bleibt ein jeweils amtlich genehmigtes Hygienekonzept. Diese politische Entscheidung ermöglicht auch Dresdner Theatern einen gewissen Neustart, der natürlich aber mit Blick auf die Besucherzahlen weit hinter dem zurückbleiben muss, was einer normalen Auslastung nahe käme. „Wir sind alle etwas überrascht und schauen jetzt aber, was wir als Alternativprogramm anbieten können“, sagt Kathrin Kondaurow, Intendantin der Staatsoperette. Sie hofft vor allem, kleinere Programmformate open air anbieten zu können. Das werde auch von der Stadt gewollt, entsprechende Varianten würden geprüft. Trotz der Restriktionen wolle sie mit ihrem Haus „sichtbar bleiben“. Die Saisonabsage mit dem regulären Spielplan habe aber Bestand, fügt Kondaurow an. Unter den gegebenen Hygienevorschriften ließe sich die jeweilige Bühnensituation der aktuellen Inszenierungen leider nicht modifizieren. Die Semperoper hält sich die aktuellen Möglichkeiten offen. „Kurzfristig haben wir bereits kleinere konzertante Streaming-Formate erarbeitet, die wir jederzeit zu größeren Darbietungen vor Publikum erweitern können“, sagt Intendant Peter Theiler laut Pressemitteilung. „Unter Einbeziehung medizinischer Expertise“ laufe schon die Organisation des Publikumsverkehrs und für den Bühnenbereich unter Hochdruck. Dennoch sei kein regulärer Spielbetrieb zu erwarten, der dem gewohnten Opern-, Ballett- oder Konzertbesuch entspreche, meint Theiler und gibt sich gleichzeitig optimistisch: „Wenn wir alle Regeln strikt einhalten können und die entsprechenden Genehmigungen erhalten, dann sind wir für unser Publikum da.“ Beim Dresdner Theater Junge Generation (tjg) deuten die Signale auch auf einen Neustart. Es sei geplant, den Spielbetrieb am Wochenende auf kleinen Bühnen aufzunehmen, sagt tjg-Sprecher Norbert Seidel den DNN. Ebenfalls geplant ist demzufolge die Premiere „Das doppelte Lottchen“ am 7. Juni. Dafür soll am Kraftwerk Mitte eine eigens eingerichtete Freilichtbühne entstehen. Das tägliche DNN Corona-Update als Newsletter Alle News zum Coronavirus in Dresden täglich gegen 7 Uhr im E-Mail-Postfach Auch die Landesbühnen Sachsen offerieren wieder Theaterkunst und setzen dabei ebenfalls auf kleinere Formate im Freien. Sie seien für den Kulturbahnhof Radebeul-Ost, die Streuobstwiesen in Alt-Kötzschenbroda und auf der Hoflößnitz geplant, wird Intendant Manuel Schöbel in einer Mitteilung zitiert. „Bis Anfang Juni wollen wir startklar sein.“ Auch für Schloss Wackerbarth gebe es ähnliche Überlegungen. In Moritzburg soll das Musical „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ auf der Nordterrasse des Schlosses am 4. Juli starten. Mit dem Aufbau des Theaterzeltes im Kurort Rathen, das als Interimspielstätte für die gerade im Umbau befindliche Felsenbühne gebraucht wird, werde noch im Mai begonnen, verspricht Schöbel. Geplant ist die Eröffnung des Zeltes mit der Kinderoperette „Der Frosch muss weg“ nach dem Märchen „Der Froschkönig“ am 11. Juni. 13 private Theater bleiben zu: 13 Privattheater in und um Dresden – darunter das Boulevardtheater und die Herkuleskeule – teilen hingegen gemeinsam mit, dass sich eine Wiedereröffnung „leider als ein derzeit unmögliches Vorhaben“ erweise. Das erforderliche Abstandsgebot lasse stellenweise nur noch ein Achtel der Zuschauer zu, „was unsere Theater nicht einmal in die Nähe der Wirtschaftlichkeit bringt“. Für die meisten Häuser bedeutet das: „Eine Wiedereröffnung ist uns aus wirtschaftlichen, organisatorischen, aber auch künstlerischen Gründen derzeit nicht möglich.“ Trotzdem hoffe man, dass es für die Dresdner Privattheater bald wieder eine Perspektive gebe. Gemeinsam mit der Stadt werde nach Lösungen gesucht. Für die Comödie Dresden, Sachsens größte private Bühne, wäre der Spielbetrieb nur mit etwa einem Viertel der im Saal vorhandenen Plätze möglich, „was für uns als Privattheater finanziell nicht tragbar ist“, wie die Betreiber in einer Mail schreiben. Deshalb habe man sich dazu entschieden, vorerst alle Veranstaltungen bis zum 7. Juni zu verschieben. Zudem werde ein umfassendes Hygienekonzept für mögliche Open Air-Veranstaltungen erarbeitet. Das Societaetstheater hat kurzfristig einen Spielplan für Aufführungen im und beim Haus vorgelegt. Start ist demzufolge am Pfingstwochenende. Dann gibt es, jeweils ab 16 Uhr, „Der Wolf und die sieben Geißlein“ (30.5.) und „Der verstiefelte Kater“ (31.5., beides Figurentheater) sowie „Hans im Glück“ (1.6.), alles im Garten des Theaters. Natürlich mit begrenztem Platzangebot wegen der Sicherheitsvorkehrungen. Joachim Klement, Intendant des Staatsschauspiels, will sein Haus zwar auch „schnell wieder zu einem Ort der Begegnung machen“. Das heißt derzeit aber vor allem: Probenarbeit für die kommende Spielzeit. Und er schreibt, was ihm und seinen Mitarbeitern gerade oft als Echo widerfährt. „Es gibt wirklich viele Zuschauer, die sich sehr darauf freuen, bald wieder ins Theater gehen zu können, weil ihnen das Erlebnis, die Auseinandersetzung mit unseren Arbeiten, aber auch der Begegnungsort und der Austausch fehlen. Das ist doch auch ganz gut zu wissen.“ Am Sonntag hatten sich die Kulturminister von Bund und Ländern auf Eckpunkte bei der Öffnung des kulturellen Lebens geeinigt. So sollen zur Begrenzung von Besucherzahlen etwa in Theatern Sitzplätze und ganze Sitzreihen ausgelassen und zum Vermeiden von Warteschlangen Online-Tickets und Zeitfenster ausgegeben werden. Zur Verringerung der Aerosol-Belastung in Sälen und Innenräumen werden ergänzende Konzepte empfohlen. Zudem sollen Kontaktdaten von Besuchern zur Nachverfolgung bei Erkrankungen gespeichert werden. Auch der Schutz der Künstler spielt eine Rolle. Weiterlesen: Oper, Theater, Kinos – Sachsen beschließt weitere Corona-Lockerungen Aus Sicht der Kulturminister müssen künstlerische Programme den veränderten Bedingungen angepasst werden. Dabei sei „ein Höchstmaß an Flexibilität erforderlich“. Das sechsseitige Konzept empfiehlt eine „möglichst zügige Wiederaufnahme des Probenbetriebs für möglichst alle Sparten“. Es sollten zunächst kleinformatige Darbietungen „sowohl in geschlossenen Räumlichkeiten als auch im Freien“ zugelassen werden. Daneben werden Freiluftaufführungen oder Formate in kleinerer Besetzung sowie Mehrfachaufführungen kürzerer Programme empfohlen. Informationen zu aktuellen Spielplänen finden sich auf den Webseiten der einzelnen Theater. Corona hat Dresden im Griff. 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