Corona: So sehen Schüler in Dresden die Schulschließungen

Die Schüler in der Landeshauptstadt warnen im Zusammenhang mit den Schulschließungen im Zuge des Lockdowns gegen die Ausbreitung des Coronavirus vor gravierenden Folgen. Damit stehe der Bildungsbereich „kurz vor einer Situation, die mit großer Sicherheit partiell tiefgreifende Wissenslücken und gefährdete Abschlüsse fordern wird, insbesondere wenn die Schulschließungen über den 8. Januar 2021 hinaus anhalten“, erklärte der Vorsitzende des Stadtschülerrats, Jack Müller, am Freitag. Schulschließung kam überraschend: Er reagierte damit am letzten regulären Schultag auf die von Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) angekündigten Pläne, die am Freitag von der Staatsregierung endgültig beschlossen werden sollen. Der Regierungschef hatte am Dienstag für die Zeit ab kommenden Montag eine Phase des „häuslichen Lernens“ angekündigt, die nach den bereits am 21. Dezember beginnenden Weihnachtsferien fortgesetzt werden soll. Nach den bisherigen Plänen wäre dann ab 10. Januar wieder Regelunterricht möglich. Daran bestehen aber schon jetzt erhebliche Zweifel und letztlich hängt dies von der Entwicklung des Infektionsgeschehens ab. Der Stadtschülerrat erachtet nach eigenen Angaben die Pläne der Staatsregierung zum Infektionsschutz an Schulen „zwar im Grundsatz für notwendig und richtig, verweist aber zugleich auf die enormen Herausforderungen, die mit einer pauschalen Schulschließung einhergehen“. Die Verkündung der allgemeinen Schulschließung komme, „wie bereits im Frühjahr, für Schülerinnen und Schüler sehr überraschend“. Noch bis vor wenigen Wochen hätte sich das Kultusministerium gegen Wechselmodelle ausgesprochen. Den Forderungen des Schülerrats sei das geringe Infektionsgeschehen innerhalb der Schulen entgegengehalten worden. Wer Wechselunterricht fordere, muss sich den Vorwurf gefallen lassen, eine verlorene Schülergeneration heranzuziehen, habe Kultusminister Piwarz erklärt. Möglicherweise zu späte Reaktion: „Das frühere Ergreifen von Maßnahmen hätte möglicherweise die komplette Schließung von Schulen, wie es uns jetzt bevorsteht, verhindern können“, konstatierte der Schülerrat. Die Abschlussklassen sieht der Stadtschülerrat durch die Aussetzung des Präsenzunterrichts besonders gefährdet. An vielen Dresdner Schulen seien Schüler über mehrere Wochen in Quarantäne und hätten zahlreiche Leistungskontrollen verpasst, die sie nun nachholen müssten. Hauptsächlich in den Abschlussklassen der Gymnasien, bei denen das erste Schulhalbjahr bereits am 18. Dezember endet, fehlen teils noch wichtige Noten für das Kurshalbjahr. Daher appelliert der Stadtschülerrat Dresden eindringlich, „den Schulen bis zum Beginn der Weihnachtsferien freizustellen, Klausuren und Tests in Präsenz schreiben zu lassen und im Januar freiwillige Präsenzkonsultationen in den wichtigsten Fächern für Schüler der Abschlussklassen anzubieten“. Insbesondere durch die Abwesenheit der anderen Klassenstufen könnten Hygienevorschriften „zuverlässig eingehalten werden“. Sollte sich die häusliche Lernzeit über den 8. Januar hinaus erstrecken, müsse es aus Sicht der Schülervertreter „eine deutliche Reduzierung der zu erbringenden Noten in allen Jahrgangsstufen der weiterführenden Schulen geben“, wie es bereits gegen Ende des Schuljahres 2019/20 der Fall gewesen sei. Zudem müsse dann auch über weitere Nachteilsausgleiche für den Prüfungsjahrgang 2021 nachgedacht werden. Umsetzung des digitalen Lernens unterschiedlich: Die Umsetzung des digitalen Unterrichts müsse noch abgewartet werden. Die zusätzlichen Laptops, die mit Geldern des Bundes finanziert wurden, seien begrüßenswert. „Trotz dieser ermutigenden Entwicklung ist die Umsetzung des digitalen Lernens noch sehr differenziert an Dresdner Schulen“, heißt es beim Schülerrat. Der Freistaat hatte lange Zeit auf die Beibehaltung des Präsenzunterrichts gesetzt, um Nachteile für die Schüler zu vermeiden. Dabei wurde immer wieder auf Expertenstudien unter anderem aus der TU Dresden verwiesen, wonach die Schulen keine Hotspots für die Verbreitung des Coronavirus seien. Angesichts der kaum gebremst weiter steigenden Infektionszahlen auch nach dem im November verkündeten „Lockdown light“ sah sich das Land nun zur grundsätzlichen Schließung von Schulen und Kitas gezwungen. Von Ingolf Pleil