Zwei Vorstände verlassen die Karl-May-Stiftung

Die Kündigung von Dr. Christian Wacker als Direktor und Geschäftsführer des Karl-May-Museums sowie als Geschäftsführer der Karl-May-Stiftung sorgt dafür, dass der Stiftungsvorstand schrumpft. Der langjährige Vorstandsvorsitzende Werner Schul verließ bereits im März das Gremium. Den Posten als Vorsitzender des Vorstands hatte er schon vor einem Jahr an Thomas Grübner übergeben. Doch auch der verlässt nun nach DNN-Informationen in wenigen Tagen den Vorstand. Schul: Neubau gelingt nicht mit dem derzeitigen Personal: „Nach dem Ausscheiden von Dr. Wacker sehe ich keine Chance mehr, dass die Vision, weswegen ich vor acht Jahren in den Vorstand eingetreten war, weiter vorangeführt werden kann“, nennt Schul als Grund, warum er das Gremium, dem er von 2014 bis 2019 als Vorsitzender vorstand, verlassen hat. Es ging um eine konzeptionelle und inhaltliche Erneuerung des Museums sowie die Erweiterung durch einen Neubau an der Meißner Straße. Schul glaubt nicht, dass eine Verwirklichung innerhalb eines überschaubaren Zeitraums möglich ist, wenn ein Museumsprofi wie Wacker Radebeul verlässt. Jedenfalls könne der Neubau mitsamt den daran hängenden Plänen nicht mit den derzeit handelnden Personen gelingen, ist Schul überzeugt. Das zielt auf den Restvorstand, dem wohl Ende des Monats nur noch Ralf Harder (stellvertretender Vorsitzender), Klaus Voigt und Radebeuls OB Bert Wendsche (parteilos) angehören. Nachdem vor einer Woche bekannt geworden war, dass Christian Wacker am 31. Mai dieses Jahres das Karl-May-Museum verlässt, wurden Rufe sowohl von der Belegschaft als auch des Museums-Fördervereins an das Kuratorium laut, den Stiftungsvorstand personell zu erneuen. Christian Wacker hatte in einem dreiseitigen Brief dargelegt, warum er nach nur rund zwei Jahren das Amt als Museumschef genervt niederlegt. Unter anderem habe sich ein Vorstandsmitglied immer wieder mit „dorfschulmeisterlichen“ Belehrungen in die Museumsarbeit eingemischt sowie hinter seinem Rücken seine Person diskreditiert und seine Kompetenzen in Frage gestellt. Wacker schrieb von Mobbing. Einen Namen nannte er nicht. Wacker: Kritik an May war nicht erwünscht: Nach DNN-Recherchen kann nur Ralf Harder gemeint sein, der vor Wackers Dienstantritt das Haus interimsmäßig leitete. Harder gehört seit Juli 2014 dem Vorstand als Vize-Chef an. Er ist Chefredakteur des Museumsmagazins „Der Beobachter an der Elbe“ sowie Leiter der Arbeits- und Forschungsgemeinschaft der Karl-May-Stiftung. Offenkundig bestehen gegensätzliche Ansichten über das Selbstverständnis des Karl-May-Museums. Karl-May-Fan Harder hebe den Abenteuerschriftsteller auf eine Art Sockel, lasse bezüglich Leben und Werk nur seine Deutung und Interpretation „als regelkonforme Stiftungswahrheit“ gelten, lautet der Vorwurf. Dem Museum kommt dabei die Funktion einer Art Gedenkstätte für den Schriftsteller zu. Harder war für eine Stellungnahme telefonisch nicht zu erreichen. Wacker dagegen will ein modernes Museum als Ort des Diskurses verstanden wissen, „an dem Meinungen unterschiedlichster Art zum Thema der Einrichtung geäußert und beschrieben werden dürfen“, schreibt er. Er war angetreten, die gesamte Karl-May-Szene und alle Interessierten mitzunehmen und „eine Bühne zu schaffen, um Karl May auch anders deuten, ihm gegenüber auch Kritik äußern zu dürfen“, heißt es in seinem Brief. Jüngster Stein des Anstoßes war ein Artikel einer amerikanischen Wissenschaftlerin, den Wacker im jüngsten Museumsmagazin platzieren wollte. Die Veröffentlichung wurde von der Chefredaktion abgelehnt, weil der Beitrag dem Gerücht über eine homosexuelle Neigung Mays neue Nahrung geben könnte. Rückblick: Karl-May-Museum Radebeul: Direktor Wacker wirft hin Belegschaft fordert personelle Neuaufstellung des Stiftungsvorstands Von Silvio Kuhnert

Radebeul - Zwei Vorstände verlassen die Karl-May-Stiftung – Wie geht es weiter?