Wieder wachgeküsst – Die Geschichte der Naturbühne Maxen

„Wenn froh das Tal erschallt“, hieß die erste Veranstaltung auf der Naturbühne Maxen, zu der die damalige Bürgermeisterin des Ortes am 22. Juni 1952 gut 600 Besucher begrüßen konnte. Es durfte in der Tat ziemlich geschallt haben, traten doch in der Naturbühne, die auf eine Initiative der Maxener Schullehrer hin durch viele Helfer im ehemals königlich-sächsischen Marmorbruch errichtet worden war, erst allerlei Chöre auf, bevor dann Maxener Laienspieler eine Adaption von Gottfried Kellers „Kleider machen Leute“ auf der Bühne präsentierten. Eine Woche später wurde die Veranstaltung gar wiederholt, mittlerweile hatte sogar ein Schuhmachermeister namens Ewald Kunz mit Batterien und Motorradlampen für die notwendige Beleuchtung gesorgt. Mit einem Feuerwerk klang der Abend aus. Im August gab dann das Schalmeienorchester des volkseigenen Betriebs Möbelwerke Heidenau ein Konzert. Den Organisatoren war klar, dass die Bühne mit örtlichen Kräften allein nicht zu bespielen war, entsprechend war eine neu gegründete Kulturkommission bemüht, in der Region Kulturensembles zu finden, die in der Lage waren, preisgünstige und zugleich aber auch künstlerisch anspruchsvolle Beiträge zum Programm beizusteuern. Es gab sogar vereinzelt Gastspiele aus dem Westen: An der Naturbühne wurde zudem im Frühjahr 1953 weiter herumgewerkelt, so wurden im Bühnenraum die Zu- und Abgangstreppen stabilisiert, die Bühnenfläche vergrößert und eine Frontmauer zum Zuschauerbereich hin errichtet. Das ehemalige Bellmannsche Wohnhaus am nahen Kalkwerk wurde so hergerichtet, dass den Künstlern eine Garderobe zur Verfügung stand und im Winter dort das Sitzmaterial eingelagert werden konnte. Am 1. Pfingstfeiertag im Mai 1953 trat der Frauen- und Männerchor Maxen auf, anschließend kamen die Besucher in den Genuss einer Aufführung des Märchenspiels „Die zertanzten Schuhe“ durch die Kinder des Ortes – und das in Zeiten, als ein Spruch wie „Wohin bringen Bananen vormittags ihre kleinen Kinder? In die Chiquita“ bei der Staatsmacht (die sich bald am 17. Juni nur „dank“ russischer Panzer“ an der Macht halten konnte) gar nicht gut ankam. Wie auf einer Tafel vor Ort vermittelt wird, schauten sich das damals auch nicht zu knapp Leute aus dem Müglitz- und dem Lockwitztal an, zudem wurden Staatsorgane und Organisatoren aus dem Bezirk Dresden aufmerksam und unterstützten die Maxener Kulturbeflissenen ideell und materiell. Sogar Lottogelder flossen nach Maxen. Als Höhepunkt des Veranstaltungsreigens gilt eine Veranstaltung von Radio DDR, Sender Dresden. Unter dessen Regie wurde eine Stunde der Volksmusik unter dem Motto „Juchheisa, juchhei – die Ernt’ ist vorbei“ gestaltet. Es gaben sich die Ehre: örtliche Chöre, das Akkordeonorchester des Elbtalwerks Heidenau sowie das Blasorchester der Volkspolizei. Die war bekanntlich so „beliebt“, dass Witze wie „Warum liefen in der DDR die Volkspolizisten meist zu Dritt? Weil die zwei Sechstklassen-Abgänger das Achtklassen-Genie beschützen mussten“ kursierten, aber Blasmusik ist Blasmusik, den Leuten gefiel’s. 1954 war ebenfalls reich an Veranstaltungen, mittlerweile gab es sogar gute Kontakte zur Konzert- und Gastspieldirektion Dresden (KGD), die Programme unterschiedlichster Genres anbot. Sogar mit Künstlern aus dem Ausland, und sogar auch dem KA, dem kapitalistischen Ausland. So gab sich am 15. August Harry Schmoldy, „der rheinische Valentin mit Partnerin Dolly Ellinot“ die Ehre – und zwar in einer „Tipp-Topp-Revue“. Zudem beglückten u. a. die musikalischen Spaßmacher Max und Macky, das Tanzpaar Gitta und Joschi sowie mit Franz Ferry und Partnern „jugendliche Jongleure auf rollender Kugel“ die Naturbühne an diesem Abend mit mit einem Besuch. Die 200. Wiederkehr des „Finckenfangs“ von Maxen, jenes Gefecht, nach dem ein preußisches Armeekorps unter General Friedrich August von Finck am 21. November 1759 mit 12.000 Mann und 71 Kanonen in aussichtsloser Lage kapitulierte und in österreichische Kriegsgefangenschaft ging, stand dann im Jahr 1959 im Fokus des Programms auf der Naturbühne. Margot Mann, Mitglied des Dresdner Schriftstellerzirkels, verfasst ein Stück „Der Finkenfang“, das inhaltlich allerdings „in der Neuzeit angesiedelt ist“, wie zu lesen ist. Das kulturelle Kleinod erlebt dann allerdings trotz aller Erfolge seinen zehnten Geburtstag nicht. Von 1961 an verfiel das Theaterrund, Anwohner und Kleingärtner füllten die Senke mit Müll. Aber wie heißt es in der Cartoon-Serie „Der rosarote Panther“ immer so schön: „Heute ist nicht alle Tage, ich komme wieder keine Frage!“ Verheerend: Was die Polen im 18. Jahrhundert über Dresden dachten Drei Villen in Dresden illustrieren die Geschichte jüdisch-großbürgerlicher Familien Architektonisches Kleinod: Die Brücke zwischen dem Residenzschloss und der Hofkirche Dresden gestern und heute – ein Fotorückblick Teil I Dresden gestern und heute – ein Fotorückblick Teil II Der Saisonauftakt 2020 ist für den 16. Mai geplant: Mittlerweile ist die Naturbühne Maxen wieder in Betrieb genommen, dank der Arbeitsgemeinschaft Naturbühne Maxen, die sich im Ort gegründet hatte und mangels eines Prinzen das kulturelle Kleinod selber wachküsste. Zahlreiche Helfer und Sponsoren aus nah und fern beräumten in diversen Arbeitseinsätzen, wie die Subbotniks von einst heute wieder heißen, den Marmorbruch, setzten Steinmauern instand, legten Naturtreppen an, befestigten Wege, stellten Sitzbänke auf ... Wurde der erste Veranstaltungsversuch 2002 noch ein Opfer der Flutkatastrophe im Müglitztal, so ging es ein Jahr später dann wirklich los. Seitdem finden alljährlich zwischen Mai bis September gut 20 Veranstaltungen statt. Organisiert und betrieben wird die Naturbühne von Mitgliedern und Helfern des Heimatvereins Maxen e.V. in ehrenamtlicher Tätigkeit. Zum Saisonauftakt lädt die Theatergruppe Maxen am 16. Mai, 20 Uhr, zur Premiere des Stücks „Argan, der eingebildete Kranke“ (aufgrund der aktuellen Situation unter Vorbehalt). Eintrittskarten gibt es bei der Tickethotline unter Tel.: 035206/26238 oder 017676313944 und im Internet unter www.naturbuehne-maxen.de Von Christian Ruf

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