Warten auf Hilfe: Sächsischer Ferienhausbetreiber in Nöten

Das Ferienhaus Elisabeth liegt bei Reinhardtsdorf-Schöna, unweit der Elbe auf einer Waldlichtung in der Sächsischen und Böhmischen Schweiz. Von hier aus wandern Besucher gerne zur Kaiserkrone oder auf den Zirkel- oder Zschirnstein. Jörg Sukowski, Inhaber des Ferienhauses, erinnert sich: Vor Corona waren seine drei Unterkünfte – Ferienhaus Elisabeth, Bungalow Peter und Bungalow Tom, benannt nach Familienmitgliedern des Besitzers – meist ausgebucht. Das mache die momentane Situation doppelt dramatisch. Laufende Ausgaben und Krisenmanagement: Denn seinen letzten Gast hatte Sukowski im Oktober, kurz vor der erneuten Verschärfung der Coronamaßnahmen. Dann kam das Übernachtungsverbot, mit Ausnahme unvermeidbarer nicht-touristischer Aufenthalte. Die gibt es in Reinhardtsdorf-Schöna kaum. Jörg Sukowski kann während des Lockdowns kaum arbeiten: Er sitzt im Büro und fährt nur ab und zu ins Ferienhaus, um dort die Heizung aufzufüllen und „verheerende Schäden“ zu vermeiden. „Einen Stichtag zu haben, wann es wieder losgeht, wäre so wichtig. Dann könnte ich anfangen zu planen, einzukaufen, Reparaturen vorzunehmen. Das alles kann ich nicht, solange ich nicht weiß, wann wieder Geld kommen wird. Das wäre ein Risiko, das ich nicht eingehen kann“, erklärt Sukowski, der erst im April oder Mai wieder mit der Öffnung rechnet. Aber auch das ist eben „nur so ein Gefühl“. Bis dahin beschränkt sich das Geschäft auf laufende Ausgaben und „Krisenmanagement“. Vergebliches Warten auf Hilfen: Auf die angekündigten November- und Dezemberhilfen der Regierung wartet das Unternehmen bisher vergeblich. Ursprünglich waren Beherbergungsunternehmen in den Hilfen gar nicht eingeplant. Dann durfte Jörg Sukowski doch Unterstützung beantragen. Aber er hat noch keine Rückmeldung erhalten. Dass er die versprochenen 75 Prozent seines eigentlichen Umsatzes erhält, glaubt der Ferienhausbesitzer nicht: „Das wären bei mir jetzt schon 40 000 Euro, die ich der Pandemie geopfert habe“. 25 Jahre lang hat Jörg Sukowski die Herbergen mit seinem Bruder Bernd betrieben, der im vergangenen Jahr mit nur 54 Jahren verstarb. Dass er seinen Bruder im Krankenhaus beinahe nicht hätte besuchen können, sei „einfach grausam“. Jetzt noch das Haus zu verlieren, wäre für die Familie ein weiterer Schicksalsschlag. Um aus der gröbsten finanziellen Not herauszufinden, startete Ehefrau Julia Wengerek eine Spendenkampagne auf der Seite GoFundMe, der weltgrößten Online-Spendenplattform, die seit vier Jahren auch in Deutschland aktiv ist. Auf der Website können Spendenkampagnen organisiert und geteilt werden, das gespendete Geld geht nach ausführlicher Kontrolle an den Empfänger. „Wir liegen mitten im Wald“: Das Geld braucht Sukowski, um die laufenden Kosten zu decken, die Einbußen durch ausgebliebene Gäste auszugleichen und so das Haus nicht aufgeben zu müssen. In den 29 Tagen, die der Spendenaufruf schon online ist, sind bisher 415 Euro von 13 Spendern zusammengekommen; das Ziel sind 10 000 Euro. Die Aktion ist Sukowski ein wenig unangenehm: „Es gibt Tausende, die in dieser Hinsicht viel schlimmere Probleme haben. Mir wäre eine Kampagne für alle in der Gegend, die in der gleichen Situation sind, lieber. Aber einen Verband oder etwas ähnliches gibt es hier nicht, und so muss sich eben jeder selbst helfen“. Auch wenn Sukowski nicht glaubt, dass das Spendenziel zusammenkommt, fühle es sich gut an, dass sich andere Gedanken zu dem Thema machen. Das motiviere zum Weitermachen. Er würde die Spender gerne zu sich ins Ferienhaus einladen, vielleicht mit Rabatt, oder sich etwas anderes einfallen lassen. Denn er ist überzeugt: „Wer Angst vor Corona hat, der wäre bei uns davor so sicher wie nirgends. Hier gibt es viel Platz, wir liegen mitten im Wald und sehr abgelegen.“ Jörg Sukowski findet die erzwungene Schließung völlig übertrieben im Vergleich zu dem Schaden, den sie anrichtet: „Die Angst vor Corona zerstört mehr, als diese Schutzmaßnahmen helfen.“ Es sei ihm vor allem wichtig, dass viel über dieses Thema gesprochen wird. „Dabei geht es nicht um mein kleines Häuschen, dabei geht es um uns alle.“ Von Linde Gläser