Tarifstreit Kabelwerk Meißen: Nach Warnstreiks folgt eine Plakat-Aktion

„Noch zwei Kilometer bis zum Kabelwerk Meißen“ steht auf den signalroten Schildern. Mitglieder der Tarifkommission trafen sich am Donnerstag zur Mittagszeit, um die Plakate an den Laternen entlang der Meißner Straße bei Niederau aufzuhängen. Aktion am Arbeitsweg des Unternehmensleiters: Am nächsten Straßenmast ist „Sie nähern sich einer Tarifbaustelle“ zu lesen. Gemeint ist der Tarifstreit, der seit Wochen im Kabelwerk Meißen ausgefochten wird. Nachdem die IG Metall und Beschäftigten des Kabelwerks die Unternehmensleitung mit Warnstreiks traktierte, geht der Arbeitskampf nun in die nächste Runde. Nicht zufällig wurde die Meißner Straße für die Plakat-Aktion ausgewählt. Es ist der tägliche Arbeitsweg vom Unternehmensleiter. „Wir haben uns entschieden in dieser Woche auf einen weiteren Streik zu verzichten und machen stattdessen diese Plakat-Aktion“, erklärt Steven Kempe von der IG Metall Riesa. Bereits sechs Mal wurde in den letzten Wochen die Arbeit niedergelegt. Die Beschäftigten des Kabelwerks fordern einen Tarifvertrag. Doch der Geschäftsführer weigere sich mit der IG Metall zu verhandeln, so die Gewerkschaft. Nicht einmal Gespräch fänden statt. Obwohl die Unternehmensleitung in der vergangenen Woche gegenüber dem Mitteldeutschen Rundfunk mitteilte, auf die Forderungen der Belegschaft reagieren zu wollen. Doch passiert sei nichts, erklären die Mitglieder der Tarifkommission, während sie das nächste Plakat anbringen. „Es brodelt intern, aber nicht in die richtige Richtung“, schildert einer von ihnen. Parallelbaustelle: betriebsinterne Gefechte: Von den gelagerten Plakaten seien einige vor der Aktion verschwunden und auch das schwarze Brett des Betriebsrats wurde leer gefegt. Dort informiert der Arbeitnehmervertretung über künftige Ereignisse und pinnt Zeitungsartikel an. „An den Aushängen der Tafel hat sich niemand zu vergreifen“, meint IG Metaller Steven Kempe. Wer die Aushänge entfernt hat, ist unklar. Trotz Verärgerung seien die betriebsinternen Gefechte aber nur eine Parallelbaustelle. Den Streikenden geht es in erster Linie um den Tarifvertrag, der beispielsweise Arbeitszeiten, Urlaub und Lohn einheitlich regelt. Neben den angebrachten Schildern auf der Straße wurde vor dem Werk ein Plakat im Großformat aufgestellt. „Die Botschaft ist beim Unternehmensleiter angekommen“, erklärte Kempe am Abend. Nun hoffen die Beteiligten, dass die Geschäftsführung auf die Forderungen eingeht. Ansonsten folgen in der kommenden Woche erneut Streiks vor dem Werkstor. Für Nachfragen war die Unternehmensleitung am Nachmittag nicht mehr erreichbar. Von Sören Hinze