Ja ist denn heute schon Weihnachten? Sachsens wohlmöglichst frühester Weihnachtsmarkt öffnet an diesem Wochenende auf Schloss Hermsdorf bei Dresden seine Türen. Hinter dem ungewöhnlich frühen Termin stecken weder ein Marketing-Gag noch übertriebener Ehrgeiz im Weihnachtswahnsinn – sondern eine eher ungewöhnliche Geschichte. Trotz der zwölften Auflage, vor allem aber wegen seiner anheimelnden Atmosphäre und einem besonderen Konzept gilt der Markt als Geheimtipp.
Als Veranstalterin Angelika Frenzel vor zwölf Jahren erstmals zu Weihnachten auf Schloss Hermsdorf einlud, hatte sie zunächst ein ganz anderes Konzept im Kopf. Die Fachfrau für Dekoration, die mit ihrer Betreibergesellschaft auf dem Barockschloss an der Dresdner Stadtgrenze Hochzeitsfeiern, Kulturveranstaltungen oder die Hermsdorfer Gartentage organisiert und sich darüber hinaus für den Erhalt des Kleinods engagiert, wollte ursprünglich eine Art Kleinmesse für Weihnachtsfloristik auf die Beine stellen. Der Termin war bewusst einige Wochen vor der Adventszeit gewählt – schließlich ging es um die neuen Trends für eben jene Wochen vor dem Fest.
Doch irgendwie hat sich dann bei der Organisation und auch später im Verlauf der Jahre immer mehr der Weihnachtsmarktcharakter mit eingeschlichen, wie Angelika Frenzel erklärt. Das Ergebnis ist heute ein Weihnachtsmarkt, der dem einstigen Ansinnen gerechtwerdend viele Aussteller zu bieten hat, die weihnachtliche Dekorationen anbieten – aber der zugleich auch viel Unterhaltung in einem mühevoll und aufwendig hergerichteten Barockschloss verspricht. Der ursprünglich bewusst gewählte Termin Mitte November wurde einfach beibehalten.
In diesem Jahr hat die Veranstalterin immerhin 36 Aussteller auf dem Schloss versammelt. Die verteilen sich auf zwei Etagen in dem Barockbau – sowie im Schlossgarten. Dazu zählen verschiedenste Gewerke und Kunsthandwerker wie Handbuchbinderei, Glaskunst, Holzgestaltung, Keramiker, Kerzengestaltung, Korbwaren, Schmuckdesign, Steinmetz, Patchwork oder Mode. Und viele der Handwerker bieten keineswegs einfach nur ihre Waren an, sondern lassen sich bei ihrer traditionellen Arbeit auch über die Schultern schauen.
Und nicht nur das. An vielen Stationen dürfen die kleinen Besucher mit anpacken, sind eingeladen, mit Holz zu basteln, Bücher zu binden oder eigene Patchworkarbeiten anzufertigen. An beiden Tagen ist außerdem Puppenspieler Marco Vollmann mit einer Vorstellung zu erleben – für die es wegen der großen Nachfrage an der Tageskasse aber nur noch Restkarten geben wird.
Wie im jeden Jahr hat sich Angelika Frenzel auch für den Blickfang gleich hinter der großen Eingangstür des Schlosses wieder etwas Originelles einfallen lassen. In der Vergangenheit begrüßte dort beispielsweise schon eine Waldfee, eine Eule oder die Eisprinzessin die Gäste. „Diesmal wird es die Zuckerfee sein“, lässt Angelika Frenzel durchblicken. An der Puppe und an der übrigen Dekoration im Schloss hat sie zwei Wochen gearbeitet.
Auch im kulinarischen Bereich kommen die Besucher nicht zu kurz – wenngleich die Macher ganz bewusst darauf verzichten, wie auf anderen Märkten Imbiss- und Glühweinbuden aneinanderzureihen. Stattdessen wird das Dresdner Unternehmen Teichmann Catering vor Ort verschiedene Leckereien anbieten.
Service
Öffnungszeiten: Der Markt hat am 17. und 18. November jeweils in der Zeit von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei.
Anfahrt und Parken: Das Schloss Hermsdorf ist mit dem Auto über die Königsbrücker Landstraße oder die A 4 (Ausfahrt Hermsdorf) zu erreichen. Vor Ort stehen ausreichend kostenlose Parkplätze zur Verfügung. Zudem befindet sich wenige Gehminuten vom Schloss entfernt die Bahnstation Hermsdorf, an der die Züge in Richtung Königsbrück halten. Von der Endstation der Linie 7 in Weixdorf ist das Schloss in einer reichlichen halben Stunde fußläufig zu erreichen.
Puppentheater: Die beiden Vorstellungen des Puppentheaters Marco Vollmann „Zwerg Nase“ am Sonnabend und „Kaspers Weihnachtsfest“ am Sonntag beginnen jeweils um 16 Uhr. Restkarten an der Tageskasse josten 4 Euro für Kinder und 6 Euro für Erwachsene.
Internet: www.schloss-hermsdorf.de
Von Sebastian Kositz