Plan fürs Prälatenhaus Meißen: Vereinsleben statt Museum

Eine Nutzung als Kultur- und Vereinshaus möchte die Stadt Meißen in das sogenannte Prälatenhaus bringen. Derzeit steht das markante Gebäude aus dem Jahr 1509 an den Roten Stufen mit seinem spätgotischen Backsteingiebel noch leer. Im Bauausschuss stellte der freie Architekt Thomas Bretschneider nun die noch erforderlichen Arbeiten vor, damit das Haus wieder mit Leben gefüllt werden kann. Das Haus an und für sich ist Museum: Von einem Porzellan- und Keramikmuseum mit Schauatelier und Kursräumen war am Mittwochabend im Rathaus nicht mehr die Rede. Mit dieser Idee war zu Beginn dieses Jahres Christian Friedel, Leiter des Amtes für Stadtmarketing, Tourismus und Kultur, vorgeprescht. Jedoch stieß sein Konzept auf Ablehnung im Stadtrat, weil es die Geschichte des Gebäudes ignorierte. Einst von Nicolai Heynemann, päpstlicher Legat und bischöflicher Notar, errichtet, steht es in der Tradition Meißens als Dom- und nicht in der als Porzellanstadt. Zudem machen die aus der Zeit der Erbauung stammenden Wandmalereien das Haus selbst schon zu einem Museum, war die einhellige Meinung der Kritiker. Die vor allem in den beiden Bohlenstuben im ersten und zweiten Obergeschoss in den 1990er Jahren unter verschiedenen Farbschichten wiederentdeckten Wandbilder seien für einen Profanbau einmalig, betonte auch Architekt Bretschneider. In konservatorischer Hinsicht stellen die bereits restaurierten Wandfresken eine große Herausforderung dar. Die Bilder befinden sich auf Wänden aus Lehmziegeln, die verschiedene Salze wie Nitrate und Sulfate enthalten. Solang ein gewisses Feuchteniveau besteht, bleiben sie in den Ziegeln gelöst. Kommt es jedoch zu einer Austrocknung, treten die Salze an die Oberfläche, eine Auskristallisierung findet statt. „Diese Salzkristalle heben die Farbschichten von der Wand ab“, so Bretschneider. Bislang wurden 1,5 Millionen Euro investiert: Um dies zu Verhindern, muss in den beiden Bohlenstuben immer ein bestimmtes Raumklima gewährleistet sein, was ihre Nutzung einschränkt. Bretschneider kann sich zeitlich begrenzte kleinere Veranstaltungen wie zum Beispiel Empfänge dort vorstellen. Seit den 1980er Jahren stand das Prälatenhaus leer und war dem Verfall preisgegeben. Vor rund 20 Jahren machten sich Stadt und das Kuratorium „Rettet Meißen – Jetzt“ auf, das Gebäude zu erhalten. Die bislang investierte Summe schätzt Bretschneider auf rund 1,5 Millionen Euro. Damit wurden unter anderem das Dach und die Außenfassade sowie Stützwände des in den Hang hineingebauten Objekts saniert. Für rund 800 000 Euro stehen nun die Instandsetzung und statische Ertüchtigung der Holzbalkendecken, der Einbau von Treppen sowie der Ausbau des Hinterhauses samt der Schaffung von Sanitäranlagen dort an. Danach steht laut Bretschneider das Erdgeschoss für kulturelle Veranstaltungen zur Verfügung. Vereine könnten in die bilderlosen Räume in den Obergeschossen einziehen. Von Silvio Kuhnert