Neusörnewitz: Coswig baut einen Regenwasserkanal für 12 Millionen Euro

In Neusörnewitz weichen immer mehr Wiesen und Äcker Gebäuden und Asphalt. Wo zuvor Regen im Boden versickerte, fließt das Wasser nun über Dächer, Plätze und Regenrinnen in die Kanalisation. Doch das herkömmliche Kanalnetz kommt an seine Kapazitätsgrenze, das haben Messungen im Juli 2019 und August 2020 ergeben. Deshalb braucht der Ortsteil einen neuen Regenwasserkanal. Rund zwölf Millionen Euro wird das Projekt kosten. Am Mittwoch gab der Stadtrat grünes Licht. Eine deutliche Mehrheit stimmte zu. Nur vereinzelt gab es Gegenstimmen. Martin Wengenmayr (Bündnis90/die Grünen) wünschte sich dort weniger bauliche Versiegelungen. Diese seien schließlich die Ursache für das Problem. Er appellierte, in Zukunft zweistellige Millionenbeträge für großspurige „Regenrinnen“ zu vermeiden. Auch wenn das Projekt größtenteils durch Fördermittel des Freistaates gedeckt werde, seien es letztlich immer Steuergelder der Bürger, mahnte der Politiker aus der Fraktion „Bündnis für ein nachhaltiges Coswig" (BnC). Vor rund 20 Jahren hatte man noch mit etwa sechs Hektar versiegelter Fläche in Neusörnewitz gerechnet. 2018 wurde nachgerechnet und die Zahl auf 9,4 Hektar korrigiert. Denn in den zurückliegenden 20 Jahren hat sich dort einiges getan: weitere Gebäude wurden errichtet, somit freie Flächen versiegelt und an das Kanalnetz angeschlossen. Investition in die Zukunft: „Aufgrund der positiven Entwicklungen der letzten Jahre, insbesondere bei den Gewerbeflächen, gehen wir in der Prognose mittlerweile von 20 Hektar angeschlossener befestigter Fläche aus“, heißt es aus der Verwaltung. Da der Ortsteil weiter wächst, muss nun die Infrastruktur nachziehen. Deswegen prüfte die Stadtverwaltung, wie die Wassermengen abgeleitet werden können, zum Beispiel in den „Langen Graben“, der nach Meißen fließt. Doch die einzige wirtschaftlich und genehmigungsfähige Lösung sei ein neuer Kanal, der den Niederschlag direkt in die Elbe leitet. Dieser soll Neusörnewitz südlich mit der Elbe verbinden und weitestgehend unterirdisch verlaufen. Bis zu zwei Kubikmeter Wasser pro Sekunde, also 2000 Liter soll er abführen können und somit auch für Starkregen gewappnet sein. Ohne neuen Kanal könne sich Neusörnewitz nicht weiter baulich entwickeln, so die Verwaltung. Das Zwölf-Millionen-Euro-Projekt ist also eine Investition in die Zukunft. „Der Kanal soll ja 80 Jahre halten“, erläuterte Jörg Morgenstern, Geschäftsführer der Abwasser Betriebsgesellschaft Coswig GmbH (WAB), dem Stadtrat. Geplant ist, dass die Stadt etwa eine Millionen Euro Eigenmittel einbringt. Elf Millionen Euro, etwa 90 Prozent der Summe, sollen durch den Freistaat gefördert werden. Mit der Zustimmung aus dem Stadtrat kümmert sich nun die Verwaltung um den Fördermittelantrag. 2023 soll der neue Regenwasserkanal fertig werden. Von Sören Hinze