Trotz etwa 4300 Unterschriften für den Erhalt des Sendemasts bei Wilsdruff und der Gründung eines Fördervereins sind die Weichen auf Abriss gestellt. „Gegenwärtig werden durch die Media Broadcast GmbH die entsprechenden Unterlagen zur Erfüllung der Nebenbestimmungen aus der Abbruchgenehmigung beigebracht“, informiert Landrat Michael Geisler (CDU) in seinem aktuellen Bericht an den Kreistag.
Bürger gegen den Abriss
Seit mehr als 65 Jahren ragt an der Autobahn 4 bei Wilsdruff der rot-weiße Funkturm in den Himmel, den Anwohner liebevoll „Bleistift“ nennen. Im April 2013 ist die 153 Meter hohe Antenne vom Netz gegangen, zuletzt hatte sie das Programm von MDR Info ausgestrahlt. Für den Turmbesitzer, die Media Broadcast GmbH aus Köln, rechnet sich der Funkturm im Ruhestand nicht. Die Unterhaltungskosten seien laut eigenen Angaben schlichtweg zu hoch. Gegen die Abbruchpläne regte sich Widerstand in der Bevölkerung (DNN berichteten).
Weil der dauerhafte Erhalt des Antennenmasts ohne Nutzung die Media Broadcast GmbH unzumutbar belasten würde, erteilte das Landratsamt Pirna zu Beginn dieses Jahres eine Abrissgenehmigung mit Nebenbestimmungen. Über die Erfüllung dieser Auflagen stimmen sich Kreisbehörde und Antennenbetreiber derzeit ab.
Denkmalgeschütztes Areal soll so wenig Schaden wie möglich nehmen
So bestehe unter den Beteiligten noch Klärungsbedarf zum technologischen Ablauf. Noch in diesem Monat sei angedacht, „im Rahmen eines gemeinsamen Ortstermins die Abbruchdetails gemeinsam zu erörtern und zu klären“, teilt Geisler mit. Unter anderem soll das als Gartendenkmal geschützte Areal durch den Abriss des Giganten so wenig Schaden wie möglich nehmen. Neben dem Sendemast stehen auf dem Grundstück auf der Birkenhainer Höhe noch mehrere Häuser.
Die Tage des Rohrmasts sind gezählt. Denn Landrat Geisler scheint keine großen Zweifel daran zu haben, dass es bei den noch offenen Fragen zu den Abrissauflagen eine Lösung gibt. „Nach Klärung der Detailfragen ist davon auszugehen, dass durch die Denkmalbehörden die Freigabe zum Abbruch des Antennenmastes erteilt werden wird“, heißt es in seinem Informationsbericht an die Kreisräte.
Petition dem Landrat übergeben
Gegen die Anfang dieses Jahres erteilte Abrissgenehmigung legte der Technikverein Sender Wilsdruff Widerspruch ein. Dieser war jedoch unzulässig. Gleichzeitig bekundete der ein Kaufinteresse, was der Verein aufgrund der zu erwartenden Kosten nicht aufrecht halten konnte. Allein die jährlichen Unterhaltungskosten – etwa für TÜV-Prüfungen, Reparaturen oder das Nachspannen der Seile – liegen laut Media Broadcast im sechsstelligen Bereich. Obendrein müsste der neue Eigentümer eine Kaution in Höhe von 350 000 Euro zahlen.
Gleichzeitig startete eine Bürgerinitiative eine Petition gegen den Abriss des Senders. Die rund 4300 Unterschriften übergab sie im April an Landrat Geisler, im darauffolgenden Monat rief die BI den Förderverein Funkturm Wilsdruff ins Leben. Dieser arbeitet ans einem Nutzungskonzept für die Anlage.
Von Silvio Kuhnert