Friederike Serres Einfluss auf das Schloss Maxen

„Tue Gutes und Gutes wird dir begegnen“, lautet eine alte Weisheit, die nicht nur von ausgemachten Gutmenschen stets in Ehren gehalten wird. Aber es gibt, und selbst in Zeiten, in denen allseits erwartet wird, dass die Bürger still und gelassen im Home-Office auf den Tod warten, auch jene, die, was ihr Tun angeht, nach der Devise „Manchmal gehe ich einfach weg und überlasse dem Karma den Rest“ verfahren, vielleicht nicht immer, aber hier und da zumindest. Eine, die definitiv viel Gutes tat, war Friederike Serre, auf ihrem Grabstein (der auch der ihres Mannes ist) auf dem Dresdner Trinitatisfriedhof steht jedenfalls „Sie wollte das Gute“. Unter diesen vier Worten wird auch in einer neu gestalteten Vitrine im Maxener Heimatmuseum über Leben und Wirken der wohltätige Rittergutsbesitzerin und Mäzenin, die aus einer Dresdner Kaufmannsfamilie stammte und 1817 den preußischen Major Friedrich Anton Serre geheiratet hatte, informiert. Verdienste als Mäzenin: Geboren Ende April des Jahres 1800, stiftete Serre 1823 aus dem Nachlass ihrer Eltern für die Gesellschaft für Rat und Tat zur Unterstützung elternloser Kinder und eine Freischule in der Wilsdruffer Vorstadt 20.200 Taler. Außerdem unterstützte sie die von ihrem Ehemann und dem Maxener Pastor August Ludwig Fränzel am 16. Oktober 1831 gegründete Waisenkolonie in Maxen. Da ihr einziges eigenes Kind früh in Alter von gerade mal neun Monaten verstorben war, adoptierte das Ehepaar Serre einen nahezu gleichaltrigen Jungen namens Carl. Friederike Serre war Vorstandssekretärin im Tierschutzverein der Frauen und unterstützte ihren Mann in seinem Engagement bei der Gründung der Tiedge-Stiftung und der Deutschen Schillerstiftung und deren materieller Sicherstellung. Auch durch ihre Fürsorge für finanziell nicht auf Rosen gebettete Künstler erwarb sie sich den Dank der Mit- und Nachwelt. Der im Maxener Heimatmuseum als Faksimile präsentierte Nachruf für Friederike Serre erschien auf Anregung des Dresdner Bürgermeisters Theodor Julius Hertel – dieser hob mal ihrer Verdienste als Mäzenin nicht zuletzt ihre freundliche Aufnahme des javanischen Malers Raden Saleh Syarif Bustaman und des afrikanischen Bergbaustudenten Aquasi Boachi hervor. Der Füstensohn Raden Saleh kam 1839 im Alter von 28 Jahren nach Sachsen; zuvor hatte er zehn Jahre in Amsterdam gelebt, wo ihm die holländischen Kolonialherren seiner Heimat als erstem „inlander“ (Eingeborenen) ein Stipendium gewährt hatten, um ihn zum Kolonialbeamten auszubilden. Aber Saleh wollte nur malen. Seine Bilder entsprachen jenem künstlerischen Orientalismus, in dem jene „cultivierten Europäer, denen die Urkraft der Natur nur noch in ihren eigenen, neu in Mode gekommenen Bärten erscheint“ – wie es das „Dresdner Wochenblatt für vaterländische Interessen“ 1840 formulierte –, einen ausgleichenden Impuls suchten. „ … es fließt da alles von Freude und Reichtum über“: Zumeist initiierte Friederike Serre die persönlichen Verbindungen und stand bis zu ihrem Tod am 7. August 1872 in lebhaftem Briefwechsel mit Ottilie von Goethe, der Schwiegertochter Johann Wolfgang von Goethes, und dem dänischen Dichter Hans Christian Andersen. Erstere wird in den Briefen regelmäßig mit dem Attribut „Geliebteste“ bedacht, letzterer wird in der Anrede oft als „Theuerster Verehrter Freund“ tituliert. Sowohl in der Dresdner Villa in der Amalienstraße als auch im Maxener Schloss gaben sich namhafte Persönlichkeiten die Klinke in die Hand, dem Ehepaar Serre wird bescheinigt, „uneigennützig eine freizügige geistige Atmosphäre, eine Stätte der Geselligkeit und des Gedankenaustauschs“ geschaffen zu haben. Der Pianist Robert Schumann schrieb 1838 der Zwickauer Verwandtschaft: „ … es fließt da alles von Freude und Reichtum über; dann kann jeder tun, was ihm eben gefällt; ich möchte gar nicht wieder fort …“ Er hatte bei seinem Besuch als Geschenk die „Arabeske“ und das „Blumenstück“ im Gepäck. 1846, während des Urlaubs mit Clara und den Kindern, wohnte zunächst in einem Turmzimmer des Schlosses Maxen, landete dann aber kurzzeitig im Doktorhaus auf dem Pirnaer Sonnenstein. Maxen, das war damals ein „Sammelort für die geistige und künstlerische Elite der Romantik“, wie man im Maxener Museum selbstbewusst auf einer Texttafel erklärt wird. Häufiger und gern gesehener Gast dort war auch die in Dresden lebende Schriftstellerin Caroline von Zöllner, geborene Göhren. In ihrem 1851 in Leipzig erschienenen Roman „Victor und Thora“ ließ sie ihre Hauptperson Victor auf einer Reise die malerische Umgebung Maxen, das Schloss und die Gutsherrin erleben: „... es war mir, als zöge ich in eine alte Ritterburg und die Illusion vermehrte sich noch, als die Herrin des Hauses im faltigen weißen Gewande mit einem grünen Papagei auf der linken Hand mir au aus einem Zimmer entgegen trat. Ihr dunkles Haar zierte ein kleiner Aufsatz von rothem Sammt mit schwarzen Spitzen“. Nahezu alle Alben und Gästebücher Friederike Serres verbrannten am 13. Februar 1945, als im Bombenhagel auch das Dresdner Stadtmuseum vernichtet wurde. 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