Als Häuptling der Apachen ist Winnetou eine der bekanntesten Romanfiguren von Karl May (1842-1912). Doch dieses Oberhaupt des Indianerstammes sowie seine Abenteuer im Wilden Westen sind alle der Fantasie des berühmten Schriftstellers aus Radebeul entsprungen. Ganz reale Apachen dagegen kommen zu den diesjährigen Karl-May-Feststagen vom 31. Mai bis zum 2. Juni in den Lößnitzgrund. Sie erzählen von ihrer Geschichte, singen ihre Lieder und zeigen traditionelle Tänze.
30.000 Besucher erwartet
Die Suche nach einem passenden Motto stellt das Organisationsteam jedes Mal vor eine neue Herausforderung. „Und auf das nächstliegende kommt man erst nach 28 Jahren“, berichtet Helmut Raeder, künstlerischer Leiter der Festtage. Es lautet „Winnetou – Häuptling der Apachen“. Reale Vertreter dieses indigenen Volkes nach Radebeul zu holen, erwies sich jedoch als schwieriger als anfangs gedacht.
Durch eine US-Reise des Direktors des Karl-May-Museums, Christian Wacker, kam der Kontakt zu einem Apachenstamm zustande. Nach einem halben Jahr Verhandlungen sagten sie ihr Kommen zu, aber nur wenige Tage später erfolgte die Absage. „Sie bekamen keinen Pass“, wie Raeder berichtet – ein Problem mit dem auch andere Ureinwohner der USA zu kämpfen haben. Daraufhin bat er den diesjährigen Schirmherr des Festivals, Timothy Eydelnant, US-Generalkonsul für Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen, um Hilfe. Aber auch er konnte keine Apachen besorgen.
Die rettende Idee kam laut Raeder von Radebeuls OB Bert Wendsche (parteilos). Er empfahl, bei Radebeuls Partnerstadt Sierra Vista in Arizona nachzufragen. Sie liegt mitten im Apachengebiet. Das war die Rettung und einer einzigartigen Premiere zu den diesjährigen Festtagen, zu denen wieder rund 30.000 Besucher erwartet werden, stand nichts mehr im Wege. Erstmals können die Organisatoren Vertreter des White Mountain Apache Tribe in der Lößnitzstadt begrüßen. „Die Apachen, die in der Fort Apache Reservation in Arizona beheimatet sind, geben einen Einblick in ihr kulturelles Erbe und erzählen den Festbesuchern die wahren Geschichten ihrer großen Häuptlinge“, informiert Raeder.
Der „Hohe Stein“ bleibt tabu
Sie sind nicht die einzigen Repräsentanten indigener Völker bei den Festtagen. Auf der Waldlichtung „Kleine Feder“ geben unter anderem Tänzer und Sänger der Oglala Lakota Nation aus South Dakota, die Le-La-La Dancers der Kwakwaka’wakw Nation aus British Columbia und Ed E. Bryant von der Tsimshian Nation von der Nordwestküste Kanadas Einblicke in ihre Kultur.
Am Wochenende nach Himmelfahrt können die Festbesucher an 16 Veranstaltungszentren in das Amerika des 19. Jahrhunderts eintauchen. In acht Westerncamps tobt das wilde Leben, liefern sich Cowboys Raufereien. An der Gestaltung des Programms wirken 500 Menschen mit. Die Lößnitzgrundbahn wird zum Santa-Fe-Express und begibt sich 30 Mal auf Fahrt – vier Mal wird sie von Gesetzeslosen angegriffen.
Bilder der Karl-May-Festtage 2018
Als Veranstaltungsort bleibt der „Hohe Stein“ wie in den Vorjahren tabu. Nach Kolkrabe und Wanderfalken hat sich dieses Jahr ein Uhu in den Felswänden breitgemacht. „Dieses Mal müssen wir auf ihn Rücksicht nehmen“, so Stadtoberhaupt Wendsche, weshalb in dem einstigen Steinbruch keine Musik, Tänze und Menschenmassen die geschützte Vogelart stören dürfen.
Ein Höhepunkt am Sonntag ist die große Sternreiterparade. Rund 200 Reiter werden erwartet, sie ziehen, angeführt von Line Dancern und Westernvereinen, über die Meißner Straße zum Festgelände. Von der Küste wollen sich laut Raeder welche hoch zu Ross auf den Weg in Lößnitzstadt machen. Der Reiter, der bei seinem Ritt nach Radebeul die weiteste Strecke zurückgelegt hat, bekommt als besondere Ehre von Winnetou und Old Shatterhand der Landesbühnen Sachsen eine Friedenspfeife überreicht. Aber aufgepasst! Die Sternreiterparade beginnt dieses Jahr früher, und zwar bereits um 10 Uhr.
Aus dem Programm der 28. Karl-May-Festtage
Freitag, 31. Mai
19 Uhr: Eröffnung in der Westernstadt Little Tombstone, ab 20 Uhr folgt dort die 16. Freiberger Country Nacht mit Live-Musik.
Samstag, 1. Juni
15.10 und 17 Uhr: Großer Bahnüberfall auf den Santa-Fe-Express am Bahndamm an der Grundmühle
15, 16.30, 18.00 Uhr: Türkisches Schattentheater „Karagöz und Hacivat“ mit Hüseyin Kücük (Karl Mays Geschichtenbasar)
20.30 Uhr: Geschichtennacht am Lagerfeuer, Indianer erzählen von ihren Häuptlingen.
Sonntag, 2. Juni
10 Uhr: Große Sternreiterparade auf der Meißner Straße
Eintrittspreise
Sonnabend: Erwachsene: sieben Euro im Vorverkauf (neun Euro Tageskasse); Ermäßigte: 3,50 Euro (fünf Euro TK); Familienkarte: 15 Euro (19 Euro TK); Kinder im Indianer- oder Cowboykostüm haben am 1. Juni freien Eintritt.
Sonntag: Erwachsene: fünf Euro (sieben Euro TK); Ermäßigte: 2,50 Euro (vier Euro TK); Familienkarte: elf Euro (15 Euro TK);
Wochenendtickets nur im Vorverkauf: Erwachsene zehn Euro; Ermäßigte fünf Euro; Familienkarte 22 Euro
Online-Tickets gibt es im Netz unter: www.karl-may-fest.de
Von Silvio Kuhnert