Brauna: Kamenz bekommt keine „Freie Alternativschule“

Der Frust ist riesig und sitzt tief. „Im Ergebnis müssen wir heute feststellen, dass das Projekt ’Freie Alternativschule Kamenz’ letztlich am massiven Widerstand der Stadtspitze und Teilen des Stadtrates gescheitert ist“, teilten Theresa Vogel und Frank Jank von der Schulgründungsinitiative nun der Öffentlichkeit mit. Zehn Monate ehrenamtliche Arbeit sind vergebens, die Eltern müssen sich jetzt eine andere Schule für ihre Kinder suchen. Schulvertreter: Es fehlt an Mut: Doch wie konnte es dazu kommen? „Für uns steht am Ende die Erkenntnis, dass man – anders als in anderen Städten – in Kamenz die Zeichen der Zeit noch nicht erkannt hat. Es fehlt einer Reihe von Amts- und Mandatsträgern aus unserer Sicht an Mut, Eigenständigkeit, zukunftsorientiertem Denken, Flexibilität und Sachorientierung“, schreiben Theresa Vogel und Frank Jank. „Am Dienstag unterbreiteten wir dem Ältestenrat des Stadtrates erneut das Kompromissangebot, den Standort Brauna nur als Interimsobjekt für drei Jahre zu nutzen. Damit wären wir als Träger ein ungeheures Risiko eingegangen, aber die Freie Alternativschule Kamenz hätte dieses Jahr an den Start gehen können. Leider haben der Oberbürgermeister der Stadt Kamenz sowie die anwesenden Fraktionsvorsitzenden von CDU, AFD und Wählervereinigung deutlich gemacht, dass sie unseren Vorschlag auf keinen Fall unterstützen oder ernsthaft diskutieren wollen.“ Obwohl die Initiative bereits Anfang der Woche klargestellt hatte, dass das von Stadt und Landkreis ins Spiel gebrachte Objekt ’Kreisvolkshochschule’ keine Alternative darstellt, sei erneut „suggeriert worden, dass es sich um ein geeignetes Objekt handele und wir quasi ja nur nicht wollen. Offensichtlich soll hier der Eindruck erweckt werden, die Stadt würde das Vorhaben unterstützen. Wenn dem so wäre, dann hätte die Stadt ganz klar anders agiert in den letzten Monaten “, kritisierten die Initiatoren. Stadt: Verschiedene Auffassungen: Aus Sicht der Stadt Kamenz stellt sich die Sachlage anders dar. Der parteilose Oberbürgermeister Roland Dantz erklärte auf Anfrage unserer Zeitung: „Der Ältestenrat des Kamenzer Stadtrates hatte das Gespräch mit dem Vorstand des FAS Kamenz e. V. gesucht. Eine für beide Seiten annehmbare Lösung ließ sich leider nicht herbeiführen. Dazu waren die Auffassungen wohl zu verschieden.“ Das Ziel des Kamenzer Stadtrates sei es, „eine nachhaltige und zukunftsorientierte Lösung für den Ortskern von Brauna zu entwickeln.“ Ein wichtiges Kernziel sei es, den vorhandenen Grundschulstandort Brauna nicht nur zu erhalten, sondern zu entwickeln und die vorhandene Infrastruktur in dahingehende Überlegungen einzubeziehen, argumentierte Dantz. Zu den Zielsetzungen gehöre es auch, dass das Areal des ehemaligen Schlosses für eine möglichst breite Öffentlichkeit, erschlossen wird. „Wir bedauern es sehr, dass das sehr gute Angebot des Landkreises, den Standort der Kreisvolkshochschule im Bereich des Bildungszentrums zumindest vorübergehend mit zu nutzen, ausgeschlagen wurde“, so der Kamenzer Oberbürgermeister. Seiner Meinung nach besteht auch im nächsten Jahr die Möglichkeit, „den Unterrichtsbeginn für das Projekt einer Freien Alternativschule zu starten, wenn die Akteure bereit sind, konstruktiv und lösungsorientiert auf den Landkreis als Eigentümer der Immobilie zuzugehen. Dies könnte auch eine interessante Symbiose für den Standort und die Funktion der Kreisvolkshochschule in Kamenz sein.“ Dass es dazu kommt, ist allerdings eher unwahrscheinlich. Frank Jank und Theresa Vogel beenden ihre Mitteilung mit den Worten: „Wir wünschen Kamenz, dass sich die progressiven Kräfte – bei denen wir uns nochmal deutlich für die große Unterstützung der letzten Monate bedanken möchten (vor allem Linke sowie Stadt-Land-Frau) – nicht entmutigen lassen und sukzessive einen Wandel herbeiführen.“ Ein weiteres Engagement in Kamenz, so betonte Frank Jank, könne er sich derzeit nur schwerlich vorstellen. Lesen Sie auch: Freie Alternativschule in Brauna stößt auf Vorbehalte Von Uwe Menschner