Unfall auf Prager Straße in Leipzig: Auto rast in LVB-Haltestelle

Trümmer liegen an der Straßenbahnhaltestelle verstreut, der Unglückswagen steht völlig demoliert auf den Gleisen: Auf der Prager Straße im Leipziger Südosten ist am Dienstag ein Auto in eine Gruppe Passanten gerast und hat dabei drei Menschen getötet. Ein 80 Jahre alter Mann und eine 85-jährige Frau starben noch vor Ort. Eine weitere 80-jährige Schwerverletzte starb im Krankenhaus, wie die Polizei am Nachmittag gegenüber der Leipziger Volkszeitung bestätigte. Eine vierte Fußgängerin (78) erlitt schwerste Verletzungen und wird auf der Intensivstation eines Krankenhauses behandelt. Autofahrer soll bei Rot gefahren sein: Der 50-jährige Fahrer des Unglückswagens kam in polizeiliche Obhut. Nach bisherigen Erkenntnissen der Polizei fuhr er gegen 10.10 Uhr mit seinem Smart Roadster bei Rot über die Kreuzung. Der Wagen erfasste in der Folge die vier Fußgänger, die an der LVB-Haltestelle Franzosenallee gerade die Straße überqueren wollten. Zuvor soll der Smart laut Polizei nicht der korrekten Fahrbahnmarkierung gefolgt sein – er fuhr auf dem Rechtsabbiegerstreifen geradeaus weiter. Nach dem Zusammenstoß sei der Wagen „nach rechts auf das Gleisbett abgedriftet“, rekonstruierte Polizeisprecher Olaf Hoppe den Unfallhergang. Der Mann soll nach bisherigen Erkenntnissen nicht vorsätzlich in die Menschengruppe gefahren sein. „Wir gehen von einem Unfall aus“, betont Polizeisprecher Hoppe. Nach ersten Erkenntnissen könnte der Fahrer beim Überholen mit hoher Geschwindigkeit die rote Ampel übersehen haben. An der Unfallstelle waren keine Bremsspuren zu sehen. Der 50-Jährige hatte den Angaben zufolge keine Drogen oder Alkohol im Blut. Gegen ihn wird wegen fahrlässiger Tötung ermittelt. Reportage vor Ort: Wie kam es zu dem tödlichen Unfall auf der Prager Straße? Der 50-Jährige erlitt schwere Verletzungen, korrigierte die Polizei am Nachmittag frühere Angaben. Er wurde ebenfalls im Krankenhaus behandelt. Sein völlig demolierter Pkw kam erst auf den Gleisen an der Haltestelle zum Stehen. Der Wagen war zuvor mit voller Wucht in den Ampelmast an der Fußgängerüberquerung gekracht. Zeuge: „Es war ein lauter und dumpfer Knall“: Die Prager Straße im Stadtteil Probstheida wurde zwischen Höltystraße und Chemnitzer Straße voll gesperrt. Polizei und Rettungsdienst waren mit einem Großaufgebot vor Ort. Eine der verletzten Personen wurde noch vor Ort reanimiert. Auch ein Rettungshubschrauber kam zum Einsatz. Autofahrer wurden gebeten, den Bereich weiträumig zu umfahren. „Es war ein sehr lauter und dumpfer Knall. Ich dachte zuerst, dass da jemand in die Straßenbahn gefahren sei“, berichtete ein Zeuge gegenüber der Leipziger Volkszeitung. „Ich bin dann raus und habe geschaut. Da waren direkt ringsum Menschen, manche haben erste Hilfe geleistet. Die Polizei war sehr schnell da.“ Anwohner Günther Riedel (81) hält die Straßenüberquerung schon länger für Fußgänger als zu gefährlich. „Die Autos fahren hier mit hoher Geschwindigkeit an der Haltestelle vorbei. Die Ampelphasen sind für ältere Fußgänger zu kurz und die Haltestelle ist nicht gut genug von der Straße getrennt.“ Die Polizei begann noch am Vormittag mit ihren Ermittlungen vor Ort. Um das Geschehen zu rekonstruieren, kam ein Hubschrauber zum Einsatz. Auch ein Gutachter wurde zum Unglücksort bestellt. Es gebe mehrere Zeugen, die nun befragt würden, so Polizeisprecher Hoppe. Umleitungen bei den LVB: Die Leipziger Verkehrsbetriebe (LVB) mussten wegen des Unfalls drei Linien für rund fünf Stunden umleiten beziehungsweise verkürzen. Die Straßenbahnlinie 15 fuhr nur noch bis und ab Naunhofer Straße, die Linie 2 bis und ab Deutschem Platz. Auch die Buslinie 76 musste einen anderen Weg nehmen. Am Nachmittag konnte die Prager Straße wieder freigegeben werden. Gegen 15 Uhr rollte auch der Verkehr bei den LVB wieder, es kam aber noch zu Verspätungen. Von Robert Nößler und Maximilian Hempel

Unfall auf Prager Straße in Leipzig: Auto rast in LVB-Haltestelle - drei Tote