Warum es in Sachsen und Thüringen zu wenig Schlachthöfe gibt

Tiermastbetriebe geraten in Mitteldeutschland zunehmend unter Druck. Weil es kaum noch Schlachthöfe gibt, werden die Produktionsbedingungen immer schwieriger. Nachdem bereits große Schlachtbetriebe in Dresden, Chemnitz und Naunhof in den vergangenen Jahren geschlossen wurden, soll auch im ostthüringischen Altenburg bald Schluss sein mit Schweineschlachtungen. Dann gibt es in Mitteldeutschland nur noch Schlachthöfe im sachsen-anhaltischen Weißenfels und im nordsächsischen Belgern. Damit drohen längere Transportwege für die Tiere und höhere Kosten für die Mastbetriebe. Regionale Ernährung immer schwieriger: Sachsens neuer Landwirtschaftsminister Wolfram Günther (Grüne) will gegen diesen Trend ankämpfen. „Wir brauchen ein besseres wirtschaftliches Fundament, regionale Wertschöpfungsketten“, sagte er der LVZ. „Wenn man sich heute regional ernähren will, wird das gar nicht gelingen. Es gibt nahezu keinen Schlachthof mehr in Sachsen, damit man regionales Fleisch kaufen kann.“ Jetzt sei ein guter Moment, das zu ändern und kürzere Transportwege zu schaffen. „Wir brauchen wieder Schlachthöfe – und nicht nur einen“, gab der Grünen-Politiker als Ziel aus. Auch die Neuansiedlung oder Revitalisierung von Molkereien nannte er als Schwerpunkt seiner Agenda. „Der Konsum in Leipzig beispielsweise hat ein großes Interesse, regionale Produkte zu verkaufen, aber auch große Schwierigkeiten, welche zu bekommen“, so der Minister. Fleischer leiden unter Bürokratie: Bei den Fleischern rennt Günther mit seiner Absicht offene Türen ein. „Wenn regionale Erzeugung und Verarbeitung stärker in den Fokus der Politik rücken, hat der Minister unsere volle Unterstützung“, sagt der Geschäftsführer des Landesinnungsverbandes Uwe Uhlmann. Die rund 200 zugelassenen Kleinschlachter und Direktvermarkter könnten den Absatz der einheimischen Erzeuger beim besten Willen nicht bewältigen. „Ausufernde Bürokratie und immer neue Vorschriften bringen Kleinbetriebe arbeitstechnisch an ihre Belastungsgrenzen“, sagt er. Ob Datenschutz, Verpackungsverordnung oder das geltende Kassengesetz – das meiste davon sei auf Großbetriebe zugeschnitten. Allein ein neues Kassensystem mit passender Waage bedeute eine Investition im mittleren fünfstelligen Bereich, rechnet Uhlmann vor. „Und ständig kommen neue Gesetze dazu. Kein Wunder, wenn immer mehr Unternehmen in die Knie gezwungen werden“, sagt der Fleischermeister aus Großpösna. „Die Politiker müssten sensibilisiert werden, auf den Mittelstand zu achten.“ Geschlossene Schlachtstätten wirkten sich auch zum Nachteil der einheimischen Tierproduzenten aus. Lesen Sie auch: Handwerkskammer-Präsident: Leipzig soll mittelstandsfreundlichste Stadt werden Existenzkrise für Schweinehalter: Aktuell sorgt das absehbare Ende der Schweineschlachtung in Altenburg bei mitteldeutschen Erzeugern für existenzielle Sorgen. Schweinemastbetriebe müssen künftig nach Weißenfels oder Belgern, was mit zusätzlichen Kosten verbunden ist. Durch die Entscheidung der holländischen Vion Holding ist nun zu befürchten, dass die Preise für das Schweinefleisch weiter unter Druck geraten, warnt der Vorsitzende des Kreisbauernverbandes Berndt Apel. Denn durch den Rückzug der Schweinemast in Altenburg könne künftig die Tönnies Holding aus Nordrhein-Westfalen als Betreiber des Schlachthofs Weißenfels als Monopolist in der Region auftreten. „Die Schweinehalter sitzen wie auf einem Pulverfass“, so Apel. Hatte es 2015 noch über 120 Schlachtstätten in Thüringen gegeben, so sank ihre Zahl bis jetzt auf rund 100 Betriebe für Rotfleisch, wie das Gesundheitsministerium auf Anfrage mitteilte. Fördermittel für Schlachthof-Belebung: Die Landesregierung in Erfurt versucht, kleinere thüringische Schlachtstätten wiederzubeleben. „Die Reaktivierung kleinerer, regionaler Schlachtstätten erfordert – ebenso wie deren Neueinrichtung – ein gut durchdachtes, wirtschaftlich tragfähiges Konzept“, betont das Landwirtschaftsministerium. Die Auslastung müsse sichergestellt werden. Die Zusammenarbeit von geeigneten Partnern im ländlichen Raum, könne gefördert werden, sagte eine Sprecherin. „Ebenso ist für kleine und Kleinstbetriebe eine investive Förderung denkbar.“ Von Von Roland Herold und Winfried Mahr

Firmensterben - Warum es in Sachsen und Thüringen zu wenige Schlachthöfe gibt