Übernachtung in Sachsen: Gast kontrolliert sich zuerst selbst

Manchmal stecken gute Nachrichten in der Verneinung von schlechten. In der neuen, von der sächsischen Landesregierung beschlossenen Corona-Schutzverordnung heißt es: „Untersagt ist der Betrieb von Übernachtungsangeboten, mit Ausnahme von Übernachtungen aus notwendigen beruflichen, sozialen oder medizinischen Anlässen.“ Bedeutet im Klartext: Wer seine Familie in Sachsen über Weihnachten besuchen, wer Angehörige im Krankenhaus oder Pflegeheim sehen möchte, darf im Hotel übernachten. Das aber ist ganz und gar nicht unumstritten. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) kritisiert nämlich, dass es nicht kontrollierbar sei, ob wirklich nur Gäste in den Hotels übernachten, die beispielsweise ihre Verwandten am Heiligabend sehen wollen. Zudem steigt die Zahl der Neuinfektionen mit Corona in Sachsen derzeit am stärksten. „Bringschuld liegt beim Gast“: Wer als0 kontrolliert die Einhaltung dieser Bestimmung? Der Präsident des sächsischen Hotel und Gaststättenverbandes, Axel Hüpkes sagt: „Die Bringschuld hat hier weitgehend der Gast selbst. Ich als Hotelier kann nicht sagen, ob jemand kommen darf oder nicht.“ Wer anreise, habe daher die Pflicht, sich vorher zu informieren. Ein Unternehmer laufe schließlich immer in Gefahr mit den Bestimmungen des Datenschutzes zu kollidieren, wenn er nach Reisegründen frage. Hüpkes: „Ich könnte mich also zurücklehnen und darauf verweisen, dass im schlimmsten Fall das Ordnungsamt vor der Tür steht und kontrolliert.“ Aus der Verantwortung stehlen will er sich dennoch nicht: „Wenn jemand aus Nordrhein-Westfalen anruft und ich eine Geburtstagsfeier annehme, dann mache ich mich mit haftbar.“ Aber wenn ein Gast vorgebe, er komme vom Stadtrat und in Wahrheit geht es um eine Familienfeier, dann sei das schon deutlich schwieriger. „Viele buchen über Internetportale“: Die Leipzig Tourismus und Marketing GmbH jedenfalls verzeichnet derzeit noch kaum Nachfragen. „Viele reservieren direkt über die Internetportale“, sagt Sprecher Andreas Schmidt. Ein anderer Grund sei, dass zunehmend kurzfristig gebucht werde. „Weil letztendlich keiner weiß, welche Verordnung morgen gelten wird.“ Die Gefahr, dass Hotels in Sachsen über Weihnachten und Neujahr schließen könnten, weil es sich wegen weniger Gäste einfach nicht lohnt, sieht Verbandspräsident Hüpkes allerdings weniger. Gerade in Leipzig müssten ja auch berufliche Reisende wie beispielsweise Crew-Mitglieder von DHL-Fliegern untergebracht werden. „Letztendlich politische Entscheidung“: Wer jetzt in der Branche nicht schon geschlossen habe, werde darum wohl auch über die Feiertage durchhalten, um nicht unnötig Verwirrung bei potenziellen Gästen zu schaffen, prophezeit er. Zumindest für Leipzig scheint das zu gelten. Tatsächlich bestätigen in einer Blitzumfrage beispielsweise das Amedia in der Windscheidtstraße, das Intercity Hotel am Tröndlinring und das Arena City Hotel in der Waldstraße, dass über die Feiertage geöffnet sein wird. Und vom Arthotel Ana Symphonie in der Hainstraße heißt es: „mit hoher Wahrscheinlichkeit“. Letztendlich gehe es dabei wohl vor allem auch um eine politische Entscheidung, meint Hüpkes. „Denn, dass das Weihnachtsgeschäft Gewinn abwirft – davon brauchen wir wohl nicht auszugehen.“ Von Roland Herold