Trotz Insolvenz: Betrieb in Arko-Filialen in Sachsen geht weiter

Die Corona-Einschränkungen haben ein weiteres prominentes Unternehmen getroffen. Weil die Kundschaft so gut wie ausbleibt, musste die Deutsche Confiserie Holding (DCH) mit ihren Süßwarengeschäften Arko, Eilles und Hussel Insolvenz anmelden. Konkret hat die Firma in Schleswig-Holstein vorläufige Insolvenz in Eigenregie beantragt. Die auf Süßwaren, Kaffee und Tee spezialisierten Geschäfte sollen geöffnet bleiben. „Der Geschäftsbetrieb läuft aktuell uneingeschränkt weiter“, heißt es nach Auskunft des zuständigen Verwalters. Wie es langfristig mit den Filialen weitergehen soll, dazu können die beiden vorläufigen Sachverwalter Dietmar Penzlin und Tjark Thies noch nichts sagen. „Die konkrete Planung wird momentan Stück für Stück erarbeitet. Insbesondere hängt diese davon ab, wie sich die Corona-Pandemie entwickelt“, teilen sie auf LVZ-Nachfrage mit. Die Löhne und Gehälter, so heißt es, seien für drei Monate über das Insolvenzgeld gesichert. DCH betreibt 47 Filialen in Mitteldeutschland: Nach eigenen Angaben betreibt die Holding mit ihren drei Marken 300 eigene Filialen in ganz Deutschland. Weiter Filialen gibt es in Österreich und Tschechien – zudem Verkaufsstellen in Lebensmitteleinzelhandel und in Bäckereien. 1.600 Angestellte arbeiten für DCH. Die Firma machte zuletzt einen Jahresumsatz in Höhe von 140 Millionen Euro. In Leipzig hat das Unternehmen vier Filialen, zwei in der Petersstraße, je eine am Willy-Brand-Platz und in Grünau. Insgesamt sind es in den drei mitteldeutschen Ländern 47, davon 12 in Sachsen. Der Mann, der hinter dem Süßwaren-Imperium steht, ist in Mitteldeutschland kein Unbekannter: Paul Morzynski (70). Der Wirtschaftsprüfer aus Hannover kaufte Ende der 1990er-Jahre die Halloren-Schokoladenfabrik in Halle, sanierte das Unternehmen und brachte es an die Börse. Im LVZ-Interview bezeichnete er 2017 die Zeit bei Halloren als die „spannendste in meinem unternehmerischen Dasein“. Unternehmer Morzynski hat keine Verbindungen mehr zu Halloren: Verbindungen zu Halloren gibt es aber keine mehr, teilen die DCH-Verwalter mit. „Herr Morzynski ist nicht mehr an Halloren beteiligt und hat dort auch keine Ämter oder Funktionen inne. Auswirkungen auf das Unternehmen gibt es daher keine.“ 2014 - noch während seines Halle-Engagements – erwarb Morzynski die Marke Arko. Anfangs ging es nur um Synergien beim gemeinsamen Vertrieb mit Halloren-Produkten. Später kaufte der Hannoveraner 35 Eilles-Filialen von der Darboven-Familie. Insgesamt gehörten ihm 2017, wie er damals der LVZ sagte, 280 Arko- und Eilles-Filialen. 2018 folgte die Übernahme der Mehrheit an Hussel. Genau wie Halloren wollte Morzynski auch DCH an die Börse bringen. Doch daraus wird nun nichts. Hotel Heiligendamm ist nicht von Insolvenz betroffen: Paul Morzynski ist auch Hotel-Eigentümer. Die Familie besitzt Anteile am Luxushotel Heiligendamm, das weithin bekannt ist, fand doch 2007 dort der G8-Gipfel unter anderem mit Nicolas Sarkozy, Wladimir Putin, Angela Merkel, George W. Bush und Tony Blair statt. 2013 kaufte der Unternehmer das Hotel aus der Insolvenz heraus. Wie Morzynski der Ostsee Zeitung sagte, hat die DCH-Insolvenz keine Auswirkungen auf die Luxusherberge. Zwar leide auch die Hotelbranche unter der Corona-Pandemie, „aber da müssen wir uns keine Gedanken machen. Da ist Vorsorge getroffen“, sagte er der Zeitung. Das gelte auch für das 2017 von ihm erworbene Prinzenpalais in Bad Doberan. Zur Insolvenz von DCH sagte Morzynski: „Dass war vorherzusehen, dass wir zwei Lockdowns in Folge nicht überstehen.“ Habe es für das Grand Hotel Heiligendamm noch Unterstützung gegeben, müsse der Einzelhandel ohne auskommen. „Wir haben keine Hilfen erhalten. Das ist das Dilemma und die große Ungerechtigkeit.“ Obwohl die Unternehmensgruppe 1600 Mitarbeiter zähle, sei „jedwede Förderung verweigert worden“. 85 Prozent des Jahresumsatzes sei durch die Lockdowns abhandengekommen. Von Andreas Dunte