Sportstudios, Tanzschulen, Kneipen: Sachsen lockert Corona-Beschränkungen bundesweit am meisten

Sachsen übernimmt bei den Corona-Lockerungen bundesweit die Vorreiter-Rolle. Auf einer Pressekonferenz in Dresden kündigten Wirtschaftsminister Martin Dulig und Gesundheitsministerin Petra Köpping (beide SPD) am Dienstag nach einer Kabinettssitzung weitere Öffnungen im Freistaat an. Eigentlich sollte es nur um die Details beim Start des Gastrobetriebs (ab Freitag) gehen, doch dann gingen beide Minister in die Offensive. Köpping sprach mit Verweis auf die weiterhin niedrige Zahl von Corona-Neuinfektionen (nur 22 mehr als am Montag) von einem „historischen Tag für Sachsen“. Sechs Landkreise seien infektionsfrei, das gebe dem Freistaat die Chance, „die bundesweit größten Lockerungen“ vorzunehmen. Deutschland schaue jetzt ganz genau auf Sachsen. Vizeregierungschef Dulig sprach von einem „mutigen Schritt“, aus dem aber „kein Leichtsinn“ werden dürfe. Gastronomie-Start extra vor das Wochenende gelegt: Beide Minister stellten dann im Überblick die neue sächsische Corona-Schutzverordnung vor, die vom Freitag (15. Mai) bis zum 5. Juni gelten soll. Demnach können Theater, Kinos und Freibäder schon ab Freitag wieder öffnen. Ursprünglich war das erst für kommenden Montag vorgesehen. Eine Öffnung am Freitag war lediglich der Gastronomie und Hotels in Aussicht gestellt worden. Für den Gastronomie- und den Hotelbereich machten die Minister klar, dass es anders als etwa in Mecklenburg-Vorpommern, keine Kapazitätsbeschränkungen geben werde. „Sachsen öffnet sich“, sagte Dulig. Außer mit Busreisen sei individueller Urlaub im Freistaat prinzipiell überall möglich. Dulig verwies auf die besonders prekäre Situation der Branche. Auch deshalb habe man den Gastronomie-Start vor ein Wochenende gelegt, sagte er. Zudem können Wirte, die wegen der Corona-Vorschriften noch nicht öffnen können, auch weiter Unterstützung vom Freistaat bekommen. Mundschutz für Gäste keine Vorschrift: Zu den hygienischen Maßnahmen, die von den Wirten umgesetzt werden müssen, gehört der Mindestabstand von 1,5 Meter zwischen den Tischen und der Mundschutz für das Personal. Für die Gäste wird das empfohlen, ist aber keine Vorschrift. Ebenso wird die bargeldlose Bezahlung empfohlen. Warteschlangen soll es laut Dulig auf keinen Fall geben. Der reine Barbetrieb und das Shisha-Rauchen bleiben weiter untersagt. Der Barausschank für Getränke ist laut Dulig aber möglich. Fachmessen ab Juni, große Läden ab sofort offen: Hoffnung machte der Wirtschaftsminister auch den Messebetreibern in Sachsen. Nach Auslaufen der neuen Corona-Schutzverordnung Anfang Juni werde als nächster Schritt das Fachmesse-Geschäft wieder anlaufen, so Dulig. Die Leipziger Messe-Chefetage reagierte umgehend auf Twitter und sprach von einem „ermutigenden Signal für die Wirtschaft in Sachsen“. Unter Verweis auf das gerade gefällte Urteil des Sächsischen Oberverwaltungsgerichts, das die 800-Quadratmeter-Regelung für Geschäfte in Sachsen am Dienstag Vormittag gekippt hatte, kündigte Dulig die sofortige Öffnung von große Läden im Freistaat an. Es bleibe aber dabei, dass nur ein Kunde auf 20 Quadratmeter zugelassen sei. Leipzigs IHK-Chef Karsten Kirpal zeigte sich über das Gastronomie-Comeback und die schnelle Öffnung großer Läden erleichtert. „Größere Einzelhändler, Gastronomen, Dienstleister und Hoteliers – sie alle bekommen endlich die so wichtige Perspektive, für viele geht es nach wochenlanger Schließung jetzt schlicht um die Existenz“, sagte er. Ausnahme-Besuche in Altenheimen: Mit Blick auf die emotional hoch brisante Situation in sächsischen Alten- und Pflegeheimen kündigte Ministerin Köpping zudem an, dass Angehörige in Ausnahmefälle besucht werden dürfen. Das trifft auch für Besuche in Krankenhäusern zu. Voraussetzung dafür sind entsprechende Hygiene-Konzepte. Weitere Lockerungen treten laut Köpping bei Tanzschulen, Fitness- und Sportstudios in Kraft. Sie dürfen schon ab Freitag wieder öffnen. Basis dafür seien genehmigte Hygienekonzepte. Auch Spielbanken, Spielhallen, Wettbüros sowie Freizeit- und Vergnügungsparks sollen wieder öffnen. Weiterhin geschlossen bleiben dagegen Badeanstalten in geschlossenen Räumen, Saunen und Dampfbäder, Diskotheken, Clubs und Musikclubs. Die Ministerin verwies zudem darauf, dass beim Kampf gegen das Corona-Virus künftig die Landkreise und die drei kreisfreien Großstädte mehr Verantwortung erhalten. So sollen schneller Maßnahmen ergriffen werden, wenn 50 bestätigte Neuinfektionen auf 100 000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen auftreten. Das sei die rote Linie, die nicht überschritten werden dürfe, die Kontrolle liege jetzt stärker auf den 13 Gesundheitsämtern im Freistaat, so Köpping. Corona hat Dresden im Griff. 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