Sachsens Schüler kritisieren vorzeitigen Start der Weihnachtsferien

Angesichts weiterhin hoher Infektionszahlen und zunehmend kritischer Lage auf den Intensivstationen sollen in Sachsen die Weihnachtsferien vorgezogen werden. Das kündigte Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) bereits vor den Beratungen mit Amtskollegen und Bundeskanzleramt am Mittwoch an. Im Freistaat trifft diese Aussicht auf sehr unterschiedliche Reaktionen. So sind Sachsens Schüler zum Teil offenbar wenig bis gar nicht von einer Vorverlegung begeistert. Gewerkschafter denken vor allem an die Eltern, die selbst unerwartete Betreuungsprobleme befürchten. Joanna Kesicka, Vorsitzende des Landesschülerrates, ist überaus skeptisch: „Eine Verlängerung der Weihnachtsferien können wir nicht befürworten“. Ein paar Tage mehr Weihnachtsferien seien zwar durchaus machbar: „Aber wie groß wird der Beitrag zur Senkung der Infektionszahlen sein? Ein längerer Zeitraum wäre vermutlich effektiver, aber Weihnachten steht in weniger als einem Monat an“, so die Schülersprecherin gegenüber der LVZ. Abgesehen vom zweifelhaften Effekt bringe das Vorziehen auch logistische Probleme für Lehrer und Schüler: „Die Schulen haben ihre Zeitpläne auf die Ferienzeiten eingestellt, insbesondere für Leistungskontrollen und Klausuren, jede Ferienverschiebung bringt diese Pläne durcheinander. Gerade Abschlussjahrgänge werden dadurch zusätzlich unter Stress gesetzt“, so Kesicka weiter. Elternrat: Andere Betreuungsmöglichkeiten notwendig: Sachsens Landeselternrat zeigte sich aufgeschlossener. Eine Vorverlegung der Ferien sei der aktuellen Situation angemessen, sagt Vorstand Jörg Menke. Zusammen mit dem Wochenende würden mehrere Tage Kontaktreduzierung erreicht. Allerdings stelle dies Eltern auch vor Probleme. „Es wird manche Familien geben, die ein Betreuungsangebot für ihre Kinder benötigen. Hier bleibt zu hoffen, dass seitens der Einrichtungen ein solches Angebot gemacht werden kann“, so Menke am Mittwoch. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) mahnt allerdings, dass dies nicht bedeuten sollte, dass „an den zusätzlichen Tagen an Grundschulen die Horte volllaufen, weil die Eltern ihre Kinder eben vielleicht nicht zu Hause behalten können“, so die sächsische GEW-Vorsitzende Uschi Kruse gegenüber der LVZ. Sachsen müsse auch dafür eine Lösung finden. Gewerkschaft fordert Freistellung der Eltern: DGB-Vorsitzender Markus Schlimbach bringt diesbezüglich auch eine Freistellung von Eltern ins Spiel – ohne Verdienstausfall. „Wir fordern die Politik auf, betroffenen Eltern von Kindern unter 16 Jahren für die zusätzlichen Ferientage unbürokratisch einen Anspruch auf bezahlte Freistellung zu ermöglichen“, so Schlimbach. Da viele Eltern ihren Jahresurlaub bereits verplant hätten, sei es ihnen auch gar nicht möglich, zusätzlichen Urlaub zu nehmen. Alternativ einfach auf Homeoffice zu setzen, sei vielfach gar nicht möglich. „In der Produktion, in der Pflege, im Einzelhandel, in der Logistik, können die Appelle an die Arbeitgeber nicht umgesetzt werden. Ärgerlich ist auch, dass nun wieder so getan wird, als ob Homeoffice und Kinderbetreuung miteinander vereinbar seien. Es müsste doch inzwischen bekannt sein, dass dies nicht der Fall ist“, so Sachsens DGB-Chef. Wenn der Staat Schulen schließe, müsse er auch dafür sorgen, dass die Betreuung durch bezahlte Freistellung finanziert werde. Vorverlegung wäre Verlängerung der Ferien: Laut Plan sollen die Weihnachtsferien in Sachsen eigentlich am 23. Dezember beginnen und bis zum 4. Januar dauern. Eine Vorverlegung des Beginns würde bedeuten, dass es zwei mehr Ferientage werden, die gegebenenfalls später in anderen Ferien wieder ausgeglichen werden müssten. Sachsens Ministerpräsident berät am Mittwoch unter anderem auch mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), welche Maßnahmen die weiterhin hohen Infektionszahlen und inzwischen auch stark gestiegenen Fälle von verstorbenen Covid-19-Patienten verringern können. Neben vorgezogenen Ferien sollen auch die Feiern zum Weihnachtsfest auf einen bestimmten Personenkreis begrenzt werden. Von Matthias Puppe