Mysteriöses Vogelsterben rückt näher

In Rheinland-Pfalz und Hessen wurden 150 tote Blaumeisen entdeckt, die offenbar an einer mysteriösen Krankheit gestorben sind. Inzwischen werden auch erste Fälle in Thüringen gemeldet, doch bis nach Sachsen ist das Vogelsterben offenbar noch nicht vorgedrungen. „Bislang gibt es bei uns nur vereinzelte Fälle“, erklärte gestern René Sievert, Leipzigs Vorsitzender des Naturschutzbundes Deutschland (Nabu), auf LVZ-Anfrage. Diese toten Tiere könnten aber auch eine Folge der letzten trockenen Sommer sein. „Durch Corona haben viele Menschen mehr Gelegenheiten, im Garten genauer nachzuschauen“, meint Sievert. Dennoch müsse nicht jede tote Blaumeise Opfer der mysteriösen Vogelkrankheit geworden sein. „Aber das kann sich noch ändern“, glaubt Leipzigs Nabu-Vorsitzender. Es sei schon einmal eine Vogelkrankheit gegeben, die sich mit mehrmonatiger Verzögerung von West- nach Ostdeutschland verbreitet hat. Naturschutzbund hat schon 8000 Hinweise: Beim Leipziger Umweltbund Ökolöwe und in der Berliner Bundesgeschäftsstelle des Nabu wird diese Einschätzung geteilt. „Bei uns sind inzwischen rund 8000 Meldungen zu dieser Blaumeisen-Krankheit eingegangen“, sagte gestern Nabu-Sprecherin Silvia Teich. Ostdeutschland sei bislang kaum betroffen. Dies zeige auch eine Karte, die der Bund unter www.nabu.de/meisensterben ins Internet gestellt hat. Auch in Berlin geht man davon aus, dass sich das Meisensterben noch nach Ostdeutschland ausbreiten könnte. Um mehr über die Ursachen und die Verbreitung dieser Krankheit zu erfahren, hat der Nabu dazu aufgerufen, kranke und tote Meisen unter der genannten Internetadresse zu melden. Kranke Vögel fliehen nicht mehr vor Menschen: Neben Blaumeisen erkranken in einzelnen Fällen auch Kohlmeisen und andere kleine Singvögel. Die Tiere fallen dadurch auf, dass sie nicht mehr auf ihre Umwelt reagieren, apathisch und aufgeplustert auf dem Boden sitzen und nicht vor Menschen fliehen. Oft wirken die Vögel, als hätten sie Atemprobleme. Augen, Schnabel und Teile des Federkleides sind häufig verklebt. Von Andreas Tappert

Sachsen fürchtet um Blaumeisen - Mysteriöses Vogelsterben rückt näher