Geduldsprobe an der Grenze: Bundespolizei kontrolliert an der A 17

Mit Einführung der Grenzkontrollen bei der Einreise aus Tschechien werden Reisende seit Sonntag auf eine Geduldsprobe gestellt. Wenige Stunden nach Inkrafttreten einer Verordnung des Bundesinnenministeriums bildete sich am Sonntag am sächsischen Übergang in Breitenau auf der Autobahn 17 (Prag-Dresden) bereits eine mehrere hundert Meter lange Warteschlange. Es soll kein Nadelöhr entstehen: Mit einem Ansturm rechnete die Bundespolizei aber erst am Abend, wenn wieder Lastkraftwagen fahren dürfen, sagte Christian Meinhold, Sprecher der Bundespolizeidirektion Pirna. Verkehr von Berufspendlern erwartete man erst am Montag. Da alle sächsischen Grenzübergänge geöffnet bleiben, soll aber kein Nadelöhr entstehen. Nach der Order des Bundesinnenministeriums dürfen seit Sonntagnacht aus Tschechien und dem österreichischen Bundesland Tirol nur noch Deutsche sowie Ausländer mit Wohnsitz und Aufenthaltserlaubnis in Deutschland einreisen. Ausnahmen gibt es für Ärzte, Kranken- und Altenpfleger sowie für Fahrer im Güterverkehr und Saisonkräfte in der Landwirtschaft. Auch aus humanitären Gründen ist eine Einreise möglich, beispielsweise zu einer Beerdigung. Ein junger Mann namens Musa aus dem Kosovo hat es mit einem Freund schon bis auf den Parkplatz Am Heidenholz unweit des Grenzüberganges in Breitenau geschafft. Hier finden die Kontrollen statt. Ein Zelt zum Aufwärmen steht bereit. Während es sonst in Breitenau meist stürmt, strahlt an diesem Sonntag bei minus zwölf Grad immerhin die Sonne. „Normalerweise brauche ich 15 bis 16 Stunden vom Kosovo bis Deutschland“, sagt Musa. Nirgendwo unterwegs habe es Grenzkontrollen gegeben - erst jetzt bei der Einreise nach Deutschland. Musa will noch nach Erfurt weiter, wo er lebt und arbeitet. Doch bevor es weitergeht, muss er einen Corona-Test machen. „Wir hätten gedacht, dass mehr Leute Bescheid wissen“: „Das Problem ist immer dasselbe. Es fehlen die digitale Einreiseanmeldung und der Test“, berichtet Meinhold. Beides könne aber in Breitenau nachgeholt werden. Viele Reisende seien über die Kontrollen entweder nicht informiert oder davon ausgegangen, dass sie erst Montag beginnen. „Oder aber sie fallen gar nicht unter einen der Ausnahme-Tatbestände und dürfen deshalb nicht einreisen.“ Betroffene würden dann von der Landespolizei bis zur nächsten Abfahrt begleitet, wo sie umdrehen und wieder auf die Autobahn Richtung Tschechien auffahren müssten. „Wir hätten gedacht, dass mehr Leute Bescheid wissen und hoffen nun, dass sich das schnell herumspricht“, sagt der Sprecher der Bundespolizeidirektion. Manche versuchen es auf gut Glück. So wie der Mann, der gegen Mitternacht in Breitenau ankam und Angehörige zu einem deutschen Flughafen fahren wollte. Er sei erst ein paar Minuten nach Mitternacht eingetroffen und habe umdrehen müssen, erzählt Meinhold. Allerdings habe der Mann Verständnis gezeigt, so wie die meisten Reisenden die Kontrollen unaufgeregt hinnähmen. In der Corona-Pandemie hätten sich viele Menschen offenbar an Beschränkungen gewöhnt. Lesen Sie auch Grenzkontrollen zu Tschechien und Tirol in Kraft - Kritik reißt nicht ab Dramatische Entwicklung: Tschechien wieder in Corona-Not, Sachsen noch in Habachtstellung Meinhold geht nicht davon aus, dass Schleichwege abseits der Autobahn in diesen Tagen eine Alternative für Betroffene sind. Die meisten seien nicht ortskundig, die Waldwege wegen des Schnees zudem kaum passierbar. Ein Personalproblem für die Grenzkontrollen sieht der Polizeisprecher nicht. Die Hauptlast trügen die Dienststellen, zudem habe man Bereitschaftspolizisten der Bundespolizei angefordert. Dazu kämen Auszubildende, die jetzt an den Grenzen ihr Praktikum machen: „Die sind total begeistert, weil sie mehr Praxis gar nicht bekommen können.“ Auch von mobilen Kontroll- und Überwachungseinheiten der Bundespolizei werde man unterstützt. „Ich sehe im Moment kein Problem, den Auftrag zu erfüllen“, sagt der Polizeihauptkommissar. In der Warteschlange geht es derweil nur im Stop-and-Go-Modus voran. Zwei Tschechen in einem Mercedes-Sprinter mit Kennzeichen Pinneberg in Schleswig-Holstein möchten noch bis Hamburg kommen. Mehrere Rumänen haben an ihrem Kleintransporter das Länderkennzeichen von Norwegen und wollen es am Sonntag noch bis in den hohen Norden schaffen. Nur eines ist sicher: Geduld bleibt in Zeiten von Corona ein ständiger Reisebegleiter. Von dpa