Früherer Polizeichef: Anschlag auf auf Auto von Bernd Merbitz

Das hätte schlimm ausgehen können: Auf das Privatauto des früheren sächsischen Polizeichefs Bernd Merbitz (64) wurde ein Anschlag verübt. Unbekannte haben an den Bremsen des Privatwagens des Präsidenten vom SC DHfK Leipzig manipuliert und damit einen folgenschweren Unfall geplant oder zumindest billigend in Kauf genommen. Einen entsprechenden Bericht der „Bild“-Zeitung bestätigte am Dienstag das Landeskriminalamt Sachsen. In ersten Reaktionen zeigen sich Freunde und einstige Widersacher entsetzt. Familienangehörige entdecken Manipulation: Der Vorfall sei bereits eine Woche vor Pfingsten festgestellt worden. Familienangehörige haben Veränderungen an den Bremsen festgestellt und den Fahrzeughalter sofort darüber informiert“, erklärte LKA-Sprecher Tom Bernhardt. LVZ-Informationen, wonach es sich um Holzkeile gehandelt haben soll, die die Funktion der Bremsanlage an den Hinterrädern blockierte, wurden von den Kriminalisten weder dementiert noch bestätigt. „Nach eingehender Gefährdungsbewertung haben wir Maßnahmen zum Schutz des angegriffenen Personenkreises eingeleitet“, so Bernhardt. Wie Merbitz und seine Familie konkret bewacht werden, wollte das LKA aus taktischen Gründen nicht ausführen. Polizei schützt Merbitz und Familie: Eine politische Motivation sei aufgrund der langjährigen Polizeikarriere von Merbitz nicht auszuschließen. Man werde das Grundstück und die Umgebung scharf im Auge behalten, versprach der Behördensprecher. Gleichzeitig werde durch das einst von Merbitz selbst gegründete Polizeiliche Terrorismus- und Extremismus-Abwehrzentrum (PTAZ) in alle Richtungen ermittelt. Merbitz war während seiner aktiven Polizeitätigkeit jahrelang gegen rechtsextreme Netzwerke vorgegangen. Doch auch in der linksautonomen Szene hatte er sich Feinde gemacht. Es hatte in der Vergangenheit bereits mehrere Angriffe auf den EX-Polizeichef und seine Familie gegeben, bei denen beispielsweise Steine auf sein Wohnhaus geworfen worden waren. Merbitz selbst wollte sich am Montag nicht zu dem jüngsten Anschlag äußern. Gegenüber „Bild“ hatte er von einer großen psychischen Belastung für sich und seine Familie gesprochen. Entsetzen beim Sportclub: Beim SC DHfK Leipzig zeigt man sich entsetzt. „Im persönlichen Gespräch mit unserem Präsidenten habe ich mich heute vergewissert, dass es ihm den Umständen entsprechend gut geht“, sagte DHfK-Geschäftsführer Karsten Günther der LVZ. „Taten wie diese verurteile ich auf das Schärfste – egal gegen wen sie gerichtet sind!“ Er drücke die Daumen, dass „Bernd und seine Familie in Zukunft von solch feigen Anschlägen verschont bleiben“. Linke verurteilt Anschlag: Auch die Sächsische Linke zeigte sich nach dem versuchten Anschlag auf den pensionierten Polizeichef fassungslos. „Das ist keine Ebene, auf der widersprüchliche Meinungen ausgetauscht werden dürfen“, betonte die in der Landtagsfraktion für Extremismus zuständige Abgeordnete Juliane Nagel. Sie hatte Merbitz oft kritisiert, beispielsweise für Polizeiaktionen in Leipzig-Connewitz oder dessen Vermischung von Amt und Wahlkampf. „Es ist aber anzuerkennen, dass er jederzeit klare Kante gegen rechtsextreme Umtriebe in Sachsen gezeigt hat“. Man müsse zunächst die Ermittlungsergebnisse abwarten, so die Linken-Abgeordnete: „Aber ganz egal, aus welcher Ecke die Täter kamen: Ihr Vorgehen ist zu verurteilen.“ Innenminister Roland Wöller (CDU) und sein Ministerium wollten trotz mehrfacher Anfragen keine Stellungnahme zu dem versuchten Anschlag auf den früheren sächsischen Polizeichef abgeben. Eine Sprecherin verwies lediglich auf das ermittelnde LKA. Austritt aus der CDU: Merbitz wollte nach 44 Jahren bei der Polizei im vorigen Herbst den Sprung in den Landtag schaffen, was aber misslang. Er unterlag mit 31,6 Prozent der Erststimmen der AfD-Kandidatin Gudrun Petzold (33,3 Prozent). Im Februar hatte er dann überraschend seinen Austritt aus der CDU bekannt gegebe n. Dieser Schritt habe nichts mit seiner Niederlage bei der Landtagswahl gegen eine AfD-Kandidatin zu tun. „Mir hat zunehmend der Meinungsaustausch in der Partei gefehlt. Anders gesagt: Ich bin in vielen Fragen von der Partei nicht mehr erhört worden“, begründete Merbitz seinen Abschied aus der Politik. „Als parteipolitisch neutraler Präsident will und kann ich für den SC DHfK Leipzig noch viel bewegen“, sagte der ehemalige Leipziger Polizeichef. Von Winfried Mahr

LKA ermittelt - Entsetzen nach versuchtem Anschlag auf Sachsens Ex-Polizeichef Merbitz