Gut drei Jahrzehnte nach der Deutschen Einheit pendeln viele Sachsen noch immer zur Arbeit in den Westen. Laut Statistik waren das im Vorjahr 69.617 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte. „Die hohe Pendlerzahl nach Westdeutschland entlastet immer noch ganz wesentlich den sächsischen Arbeitsmarkt und ist Ausdruck von zu wenig guter Arbeit und niedrigen Löhnen in Sachsen“, erklärte die Zwickauer Bundestagsabgeordnete Sabine Zimmermann (Linke). Sie hatte Angaben zu den Pendlern bei der Bundesagentur für Arbeit erfragt.
Demnach bekamen Vollzeit-Pendler aus Sachsen an ihrem Arbeitsort in Westen Ende 2019 ein mittleres Einkommen von 3744 Euro brutto im Monat. In Sachsen lag es dagegen bei 2695 Euro. Pendler erhielten somit im Schnitt monatlich 1049 Euro mehr als ihre nicht pendelnden sächsischen Kollegen. „Wir brauchen in Sachsen endlich höhere Löhne“, schlussfolgerte Zimmermann. Existenzsichernde Arbeit sei zwar gleichermaßen für West und Ost wichtig, doch der Osten befinde sich da leider noch immer in der schwächeren Position. Dies dürfe weder die Landesregierung noch die Bundesregierung aus den Augen verlieren.
Mehr als 23.000 Pendler kommen aus dem Westen nach Sachsen
Der Statistik zufolge arbeiteten 2020 die meisten sächsischen Pendler in Bayern (25.806), an zweiter Stelle der Westländer stand Nordrhein-Westfalen (13.019). Doch es gibt auch Pendeln in anderer Richtung: 23.629 Menschen kamen aus Westdeutschland zum Arbeiten nach Sachsen.
Hier geht es zur großen Pendler-Reportage der LVZ.
„Der Druck, im Beruf mobil zu sein und weite Wege zum Arbeitsplatz zurückzulegen, hält unvermindert an“, betonte Zimmermann. Der Preis dieser Mobilität sei vor allem bei Fernpendlern zunehmender Stress bis hin zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen. Das Familienleben leide, Menschen würden entwurzelt. Die Arbeitgeber seien gefordert, Arbeitszeitmodelle zu finden, die den Beschäftigten Flexibilität einräumen und dem Stress entgegen wirken: „Auch für die Umwelt wäre weniger Pendeln eine deutliche Entlastung.“
Von dpa