Chef des Karl-May-Museums Radebeul wirft hin

Paukenschlag im Karl-May-Museum in Radebeul: Nach nur zwei Jahren im Amt hat Museumsdirektor und Geschäftsführer Dr. Christian Wacker gekündigt. Am 31. Mai dieses Jahres wird er das Indianermuseum verlassen. In einem Schreiben, in dem er seine Kündigungsgründe darlegt, übt er heftige Kritik am Vorstand der Karl-May-Stiftung. Wacker war als Direktor im April 2018 angetreten, um das Museum zukunftsfähig zu machen. Zuvor war die Stelle rund vier Jahre lang unbesetzt. Der studierte Archäologe hat vor allem ein inhaltliches Konzept für die Umgestaltung der Ausstellung sowie die Erweiterung durch einen Neubau an der Meißner Straße aufgestellt. In das neue Gebäude sollten rund zehn Millionen Euro fließen. Vision der Neuentwicklung: „Das Museum habe ich mit großer Leidenschaft geleitet und brannte für die Vision der Neuentwicklung“, schreibt Wacker. Doch mittlerweile sei seine Begeisterung für das Projekt derart getrübt, dass er am 1. Juni in Kuwait die Stelle des Generaldirektors in einer Museums- und Kultureinrichtung antrete. Untätigkeit bei der Akquise von Fördermitteln: Wacker wirft dem Vorstand Fehler und Untätigkeit bei der Akquise von Fördermitteln für die Museumserweiterung vor. „Zum Zeitpunkt meiner Einstellung war das Konto der Stiftung gut gefüllt“, so Wacker. Unter anderem lag eine Förderzusage des Bundes von 2,7 Millionen Euro vor. Teure Fahrlässigkeit: Jedoch im Februar vor seinem Dienstantritt hatte der Vorstand die damalige kaufmännische Geschäftsführerin fristlos entlassen. Sie hatte entgegen den Förderrichtlinien einen Generalplanervertrag mit einem Radebeuler Architekturbüro unterschrieben. Das gefährdete den Bundeszuschuss. Wacker zufolge wurde diese Fahrlässigkeit durch die Stiftung „behoben“, indem „mit Hilfe eines überteuerten Rechtsanwaltsbüros ein Aufhebungsvertrag mit dem Architekturbüro“ ausgehandelt wurde. Danach sollten Stiftungsmitglieder mit dem Bund über das Thema der Förderschädlichkeit reden, um solche Fehler künftig zu vermeiden. „Bis heute wurde die Stiftung hier nicht aktiv“, kritisiert Wacker. Neubau-Budget floss in Behebung der Fehler: Das Budget für die Museumserweiterung jedenfalls sei dafür verwendet worden, die fristlose Kündigung der ehemaligen Geschäftsführerin zu finanzieren, den Aufhebungsvertrag mit dem Architekturbüro abzuschließen sowie ausstehende Honorare aus den Jahren 2016 und 2017 an das Architekturbüro zu bezahlen. „Es wurde innerhalb des Vorstands der Stiftung vereinbart, keine weiteren Planungsschritte zur Neukonzeption zu unternehmen, bevor nicht das Problem der Förderschädlichkeit mit dem Bund geklärt ist“, so Wacker. Er moniert, dass er in diese Prozesse, die in die originäre Zuständigkeit eines Geschäftsführers gehören, durch den Vorstand nicht weiter eingebunden werden sollte. „Dorfschulmeisterliche“ Belehrungen: Irritiert und später schockiert war Wacker darüber, dass für die Bedeutung des Schriftstellers Karl May (1842-1912) und die Deutung seines Werks die Meinung nur eines Vorstandsmitgliedes als Meinung der ganzen Stiftung gelten sollte. Der scheidende Museumsdirektor nennt zwar keinen Namen, aber jenes Vorstandsmitglied soll sich immer wieder durch „dorfschulmeisterliche“ Belehrungen am Telefon oder in E-Mails in die Museumsarbeit eingemischt sowie hinter seinem Rücken seine Person diskreditiert und seine Kompetenzen in Frage gestellt haben. Wacker schreibt von Mobbing. Fluktuation im Vorstand: Offenbar hängt im Stiftungsvorstand der Segen gründlich schief. So hatte Wacker nach eigenen Worten, „einen Unterstützer und dauerhaften Förderer“ in Werner Schul gefunden, der zu seinem Amtsantritt Vorstandsvorsitzender war. „Auch sein Nachfolger, Thomas Grübner unterstützte die Entwicklung des Karl May Museums ohne Wenn und Aber, hat den Vorsitz aber jüngst zurückgegeben“, berichtet Wacker. Stellvertreter war jedes Mal Ralf Harder, der vor Wackers Amtsantritt das Museum als Interimschef führte. Radebeuls OB: Kann Vorwürfe nicht nachvollziehen: Radebeuls Oberbürgermeister Bert Wendsche (parteilos), ebenfalls Mitglied im Stiftungsvorstand, kann die Kritik und Vorwürfe nicht nachvollziehen. Was die Probleme mit den Fördermitteln betreffe, sei Wacker immer vollständig informiert worden, erklärt er. Bevor man aber wegen einer Förderung zu Gesprächen an Bund und Land herantrete, wollte man das Projekt zur Museumserneuerung erst konzeptionell und inhaltlich richtig voran bringen, begründet das Stadtoberhaupt das bisherige Vorgehen. Lesen Sie auch: Die Pläne für den Museums-Neubau Warum der Umbau auf sich warten lässt Wiedereröffnung nach Corona-Pause Was der neue Direktor ändern wollte Von Silvio Kuhnert

Scharfe Kritik am Vorstand der Karl-May-Stiftung - Karl-May-Museum Radebeul: Direktor Wacker wirft hin