Nur wenige können sich damit rühmen, deutschlandweit die ersten in einem neuen Berufsfeld gewesen zu sein. Artus ist einer von ihnen. Sein Job: Datenträgerspürhund im Dienste der sächsischen Justiz. Am Donnerstag hat er einen Coup gelandet, der ihn landesweit berühmt machte: Bei der Durchsuchung eines Campingplatzes in Lügde erschnüffelte er einen versteckten USB-Stick, der als wichtiges Beweismaterial gilt.
Artus ist zwar ein belgischer Schäferhund – aber trotzdem ein echter Sachse. Seine Karriere begann in der Justizvollzugsanstalt (JVA) Zeithain nördlich von Dresden. Die Ausbildung zum bundesweit ersten Datenträgerspürhund konnte er dort im März 2013 erfolgreich absolvieren, erzählt Jörg Herold vom sächsischen Justizministerium. „Wir haben damals einen großen Bedarf bei der Suche nach Mobilfunkgeräten und SIM-Karten von Inhaftierten gesehen.“ Artus sei darauf trainiert, Lithium und andere seltene Erden zu erschnüffeln, so Hundeführer Jörg Siebert.
Der Besitz von Handys ist in JVAs verboten, oft werde ein einzelnes Gerät zentral gelagert, während die Häftlinge die SIM-Karten bei sich oder in ihren Zellen verstecken. „Wenn Artus in den Haftraum geführt wird, sucht er alles akribisch ab und erstarrt zur Salzsäule, sobald er anschlägt“, erklärt Herold. Auf diese Weise würden auch die Wärter neue Verstecke und Vorgehensweisen der Gefangenen kennenlernen. Bis Ende 2018 konnte der Rüde allein im sächsischen Strafvollzug 121 Funde für sich verbuchen.
Artus‘ Job ist zwar überaus anstrengend – nach einer gewissen Zeit müsse er erst einmal zwei bis drei Stunden pausieren. Er hat auch seine schönen Seiten, denn der Schäferhund kommt viel herum: Der Vierbeiner ist abwechselnd in allen zehn Gefängnissen in Sachsen im Einsatz, mehrfach im Jahr werde er bei Bedarf auch bundesweit ausgeliehen. In dieser Woche stand Lügde an.
Noch etwa zwei Dienstjahre hat Artus vor sich, bevor die Rente ansteht. Spürhunde seien in der Regel sechs bis sieben Jahre im Einsatz, erklärt Herold. 2020 werde er voraussichtlich in den Ruhestand gehen, sein Nachfolger befinde sich bereits in Ausbildung. Immerhin: Nach fast sechs Jahren im Dienste der sächsischen Justiz und im Alter von neun Jahren (immerhin 69 Menschenjahre) hat es Artus nochmal zu nationaler Bekanntheit geschafft.
von Christian Neffe