Ansturm der Touristen im Ostharz: Polizei riegelt Straßen nach Schierke ab

Leichter Frost und anhaltender Niederschlag haben am Wochenende große Teile Mitteldeutschlands in eine Schneedecke gehüllt. Vor allem im Harz, aber auch im Thüringer Wald nutzten das viele Tagestouristen für Ausflüge in die Winterlandschaft. Auf den Straßen nach Schierke (Sachsen-Anhalt) bildeten sich lange Staus. Die Behörden riegelten den Ort ab. „Nachdem es am Samstag ja bereits im Bereich Torfhaus im Westharz zu einem Ansturm gekommen war, haben wir nun auch im Ostharz mit Tagesausflüglern zu kämpfen“, sagte Polizeisprecher Frank Küssner gestern gegenüber der LVZ. Vor allem an der Kreuzung der Landstraßen 99 und 100 kurz vor Schierke sei die Situation problematisch gewesen. Die Beamten versuchten, weitere Anreisende umzuleiten, den Ansturm verhindern konnten sie nicht. Die Behörden in Sachsen-Anhalt raten ausdrücklich von Ausflügen in die Region ab. Konkret verboten sind sie aber nicht. Wie im gesamten Bundesgebiet sind dort Geschäfte, Schulen und Kitas bis zum 11. Januar geschlossen. Auch gibt es eine Kontaktbeschränkung auf maximal fünf Personen. Nächtliche Ausgangssperren und deutliche Einschränkungen der Bewegungsfreiheit am Tag, wie sie derzeit beispielsweise in Sachsen gelten, gibt es allerdings nicht. In den Wintersportregionen des Harzes sind Skilifte nicht in Betrieb – der Brocken war aber auch weiterhin für Tagestouristen geöffnet. Die Brockenbahn fährt zwar nicht bis zur höchsten Erhebung des Mittelgebirges, die Teilstrecke zwischen Wernigerode und Schierke blieb vom Lockdown aber unberührt. Und das schienen die Anreisenden nutzen zu wollen. Wie Polizeisprecher Küssner erklärte, waren die Tagesausflügler in den Harz gekommen, um spazieren zu gehen oder mit den Kindern zu rodeln. Geringe Reisetätigkeit in Sachsen: Im Sachsen sind die Corona-Bestimmungen restriktiver, war die Lage am Wochenende wahrscheinlich deshalb ruhiger. Die Behörden kon-trollierten in den Skigebieten im Erzgebirge und im Vogtland die Zufahrtsstraßen und überprüfen, ob triftige Gründe für Fahrten vorliegen. „Wir verzeichnen bisher ein eher geringes Aufkommen an Reisetätigkeit“, so ein Sprecher der Polizeidirektion Auerbach-Klingenthal gestern. „Hin und wieder sind unseren Streifen Personen aufgefallen, die dann zurückgeschickt wurden“, hieß es gestern aus der Polizeidirektion Chemnitz, die für das Erzgebirge zuständig ist. In den Nachtstunden zuvor hatten die sächsischen Beamten im Bereich Oberwiesenthal gezielte Kon-trollen durchgeführt. „Schwerpunkt waren hierbei die Parkplätze, auf denen wiederholt die winterlichen Straßenverhältnisse für rasante Fahrmanöver genutzt werden“, hieß es. Dabei seien zehn Fahrzeuge und 26 Insassen aufgefallen, die sich in der Nacht auf den Parkplätzen versammelten. Gegen die Personen wurden Anzeigen wegen Verstoßes gegen die Sächsische Corona-Schutzverordnung gestellt. Eines der Fahrzeuge sei sichergestellt worden, weil der aus dem Landkreis Zwickau stammende Fahrer inzwischen mehrfach gegen die Bestimmungen verstoßen hatte. Andrang auf Thüringens Loipen: In Thüringen hatte der Flockenwirbel gestern ebenfalls große Teile des Landes in eine weiße Winterlandschaft verwandelt. Regionale Medien berichteten von zahlreichen Wintersportlern auf den Loipen und den Rodelpisten. Auf den Zufahrtsstraßen in die Thüringer Höhenlagen stauten sich die Fahrzeuge. „Das Chaos ist groß“, sagte ein Beamter der Polizei in Suhl. Entlang des Rennsteigs waren die Parkplätze bis auf den letzten Platz gefüllt. Skilifte blieben außer Betrieb, aber das hielt Wintersportler nicht davon ab, trotzdem anzureisen. In Thüringen gilt ebenso wie in Sachsen eine nächtliche Ausgangssperre, tagsüber ist die Mobilität bisher nicht eingeschränkt. Allerdings gibt es in der Schutzverordnung eine Empfehlung, auf private Reisen und touristische Ausflüge zu verzichten. Der Grund für die Winterlandschaft heißt aktuell Tief „Lisa“, das kalte Luft aus Norditalien nach Mitteldeutschland führt. Bis auf einige Teile im Norden von Sachsen-Anhalt waren gestern deshalb auch alle flachen Ebenen der drei Bundesländer vom winterlichen Weiß bedeckt. Von Matthias Puppe