No Budget Nerd: Youtuber aus MV begeistert Fans mit Godzilla-Videos

Jetzt gibt’s monstermäßig Kloppe: Godzilla stürzt sich mit Gebrüll auf seinen Widersacher Mechagodzilla. Der Kampfroboter setzt sich zur Wehr und feuert seine Krallen ab. Vergeblich, die „Schockanker“ können Godzilla nicht schocken. Die Riesenechse holt zum Gegenschlag aus. Die Schlacht steuert auf ihr vernichtendes Finale zu und Fans rund um die Welt schauen gebannt zu. Der Mann, der für den Showdown der Titanen verantwortlich ist, heißt Michael Gofskie, tausenden Online-Usern besser bekannt als No Budget Nerd. Der Name ist Programm: Ein Smartphone, ein paar Plastikfiguren und viel Fantasie – mehr braucht der 33-jährige Mecklenburger nicht, um Fans weltweit zu begeistern. Erfolg als No Budget Nerd: Gofskie dreht Stopmotion-Videos und veröffentlicht sie auf seinem Youtube-Kanal. Seine Kurzfilme wurden schon mehrere hunderttausend Mal aufgerufen. Nun ist der Boizenburger auch noch für den Webvideo-Award „Youlius“ nominiert. „Ich bin doch bloß ein Spielkind. Mit dem Erfolg hätte ich nie gerechnet.“ Kein Wunder: Seine Regie-Karriere verdankt er einem Geistesblitz beim Zoll. Lesen Sie auch MVs größtes Game-Studio bringt neues Online-Spiel auf den Markt Trucker-Babe Christina aus MV und ihr 40-Tonner sind der Hit auf Instagram Rostocker Student startet mit Trickfilmen bei Youtube durch Schon als kleiner Junge sei er von „Monstern, die sich durch die Straßen prügeln“, fasziniert gewesen, erzählt Michael Gofskie. „Ich erinnere mich, dass mich meine Mom aus dem Kindergarten abholte.“ Zu Hause habe seine Mutter Mittagsschlaf gemacht, während er im Fernsehen zum ersten Mal Godzilla sah. „Seitdem war ich nie wieder derselbe“, sagt Gofskie und lacht. Vom Fan zum Filmemacher wird er aber erst 2017. „Ich hab beim Zoll eine Actionfigur abgeholt. Als der Beamte mich fragte, was ich damit denn mache, habe ich einfach gesagt: Ich dreh Stopmotion-Videos.“ Weihnachtsgrüße von Godzilla: Der Behauptung ließ Gofskie Taten folgen. Kurze Zeit später ging sein erster Clip auf Facebook online. Godzilla entsendet Weihnachtsgrüße. „Das Video war ziemlich primitiv, aber schlug ein wie eine Bombe“, sagt Michael Gofskie. Seine Fangemeinde wächst – vor allem in den USA, Kanada und Asien –, seine Ansprüche an sich als Produzent ebenfalls. „Ich möchte keinen halbgaren Mist rausbringen, sondern Kurzfilme, die den Charme, die Magie der 60er- und 70er-Jahre-Filme einfangen.“ Dafür ist Gofskie kein Aufwand zu groß: In jeder Filmminute stecken bis zu 1500 Bilder, die er einzeln mit dem Smartphone aufnimmt – oft über viele Monate hinweg. Doch das ist nur die halbe Miete. Kulisse, Soundtrack, Schreie, Kunstblut – alles muss stimmen, damit die 16 Zentimeter großen Actionfiguren wie lebendige Giganten wirken. „Wenn die sich kloppen, sollen die Zuschauer ihren Schmerz sehen“, erklärt Michael Gofskie. Das scheint ihm zu gelingen. Das Video „Mothra. A Lavra Story“ etwa hat Gofskies Fans nicht nur unterhalten, sondern manchem auch Mitleidstränen entlockt. Godzilla, der die Larve der Monstermotte Mothra vermöbelt – „das hat den Leuten einiges abverlangt.“ Gofskie selbst können heftige Szenen nicht schocken. „Ich bin Horrorfilm-Fan. Die Effekte fand ich schon immer faszinierend.“ Seine eigenen Clips haben aber mehr zu bieten als Action. Humor kommt darin nicht zu kurz. Doch es gibt auch Videos mit ernstem Hintergrund. In „Goijra“ – einem Remake des gleichnamigen Godzilla-Films aus den 1950ern – thematisiert Gofskie die Suche nach einem Atommüll-Endlager, bei der zum damaligen Zeitpunkt auch seine Heimatstadt im Gespräch war. Angestellt in Süßwarenfabrik: Filmideen findet Michael Gofskie im Alltag: Er arbeitet in der Süßigkeitenfabrik Sweet Tec in Boizenburg. Je stressiger es dort zugeht, desto kreativer wird er. Gofskie lässt aber nicht nur Monster gegeneinander antreten, er hat auch ein riesiges Herz: Zusammen mit körperbehinderten Kindern aus Schwerin hat er ein Stopmotion-Video gegen Diskriminierung und Mobbing produziert inklusive eines prominenten Gastes. Roland Hemmo, der schon Filme wie Benjamin Blümchen, Dragonball und Harry Potter synchronisiert hat, lieh der Hauptfigur Gomora seine Stimme. Für Kinder engagiert sich Gofskie buchstäblich mit Haut und Haar. Seine lange Metaller-Mähne hat er abgeschnitten und einer Kinderkrebsklinik gespendet, damit die daraus Perücken für kleine Chemotherapie-Patienten knüpfen können. Kumpels in Nebenrollen: Wenig zimperlich geht Gofskie dagegen mit seinen Kumpels um. Die dürfen hin und wieder eine Nebenrolle in seinen Kurzfilmen übernehmen, müssen dabei aber tüchtig einstecken. Auch seine Freundin verschont Gofskie nicht: Als sie in einer Szene mit dem Auto fliehen will, stampft Godzilla die Karre platt. Mit dem Preis Youlius zeichnet der Verein zur Förderung der Webvideo-Kultur jährlich aufstrebende Youtuber aus. Für den Award 2021 sind 40 Online-Kreative aus ganz Deutschland nominiert, deren Youtubekanäle jeweils bis zu 40 000 Abonnenten haben. Der Youlius-Award wird in zwölf Kategorien, wie „Fashion, Beauty & Lifestyle“ oder „Kochen und Backen“, vergeben. Michael Gofskie aka No Budget Nerd tritt in der Kategorie Animation an. Er ist der einzige Kandidat aus Mecklenburg-Vorpommern im gesamten Wettbewerb. Die Verleihung findet am 30. Januar mit einer digitalen Gala statt. Alle Nominierten werden auf www.youlius-award.de präsentiert. Geld verdiene er mit seinen Stopmotion-Videos nicht, sagt der Youtuber. Doch auf Profit habe er es ohnehin nicht abgesehen. „Ich will den Leuten Unterhaltung bieten und ihnen ein Lächeln schenken.“ Das dürften seine Fans gern hören, Godzilla eher weniger: Die Riesenechse wird wohl weiterhin reichlich Dresche beziehen, damit sich weltweit tausende User amüsieren. Von Antje Bernstein