Brandenburg/Havel: Das Mädchen aus Kiew atmete eines Tages nicht mehr

Das Leben schreibt manchmal leider keine schönen Geschichten. Ein Paar aus der Ukraine hat vor drei Jahren unglaublich viel auf sich genommen, um dem eigenen kranken Kind zu helfen und in ein schönes Leben zu führen. Hilfe bekamen Tatiana und Mischa Taftai aus Kiew seinerzeit von vielen Seiten, auch von der Reha-Klinik in Hohenstücken, die damals noch unter dem Namen Helios geführt wurde. Leider konnte das Leben der kleinen Nadia am Ende nicht gerettet. Stern im Himmel: „Jetzt ist unsere Nadia unser kleiner Stern im Himmel, unser Engel“, sagt der Familienvater. Eines Tages habe das kleine Mädchen einfach aufgehört zu atmen. Die Kleine wurde keine vier Jahre alt. Tatiana und Mikhail Taftai, 47 und 39 Jahre alt, können in der Gewissheit weiterleben, dass sie alles unternommen haben, um ihrem Kind ein Leben ohne Schmerz und Leiden zu ermöglichen. Das Paar setzte in den vergangenen Jahren alle Hebel in Bewegung, um ein gutes Ende für das Mädchen zu erreichen. Als Ärzte in der Ukraine den beiden nur noch empfohlen haben zu beten, sind die Eltern im Sommer 2017 mit Nadia nach Brandenburg an der Havel gereist, um in der Fachklinik in Hohenstücken Hilfe zu finden. Die Vamed-Klinik wurde ihnen empfohlen, denn dort sind die Ärzte und Therapeuten auf Kinder mit schweren neurologischen Störungen spezialisiert. Fortschritte und weniger Krämpfe: Tatsächlich machte die Kleine Fortschritte. Was zuvor undenkbar schien, wurde möglich: nicht mehr so viele Krämpfe. Nadia lernte, Ärmchen und Beinchen zu bewegen, erkannte Spielzeug und griff danach. Die Zahl der Krämpfe ließ nach. Die Eltern schöpften Hoffnung nach Brandenburg, auch wenn ihr Kind schwer krank blieb. Mit ihrer Helft-Nadia-Internetseite auf Facebook und einer Fernsehsendung in ihrer Heimat erreichen die Eltern viele Mitmenschen, sammelten 20.000 Euro für die doch teure Behandlung ihres Lieblings in Deutschland. Die Eltern verdienten als Mitarbeiter der ukrainischen Telefongesellschaft zwar nicht schlecht. Aber doch zu wenig für die aufwendige Behandlung in Deutschland. Sie kehrten dorthin zurück, diesmal nicht nach Brandenburg an der Havel, sondern ins baden-württembergische Baiersbronn. Alles versucht: Dreimal war die Familie im dortigen Therapiezentrum, schloss Freundschaft mit Eltern in ähnlicher Situation, erhielt Hilfsmittel und weitere Unterstützung, die das Leben für und mit Nadia leichter machte. „Wir haben alles versucht und wir haben sehr viele gute Erfahrungen gesammelt“, erzählt Mischa Taftai. Dazu gehört, dass Deutschland den ehemaligen Sowjetrepubliken in Sachen Reha-Versorgung einen großen Schritt voraus ist. Doch auch in der Ukraine tut sich einiges, so der Eindruck der Familie. Ein großer Trost: der kleine Sohn: Tatiana und Mischa Taftai sind gläubige Menschen. Sie haben in ihrer Heimat ein kleines Projekt ins Leben gerufen für Familien in vergleichbarer Lage. Sie können mit einer Krankenschwester und medizinischen Hilfsmitteln helfen. Ein großer Trost ist ein ganz Kleiner. Tatiana hat inzwischen einen Sohn geboren. Er ist gesund und manchmal scheint es der Familie, als sei die große Schwester auch noch bei ihr. „Was wir für immer in unseren Herzen tragen werden, das sind die vielen Deutschen, die uns nahe waren und uns Unterstützung und Zuneigung gegeben haben“, versichert der Familienvater. Von Jürgen Lauterbach