Deutschland empört sich über mögliche kartellartige Absprachen zwischen fünf großen Autoherstellern. Diskussionsstoff bieten die Vorwürfe, über die der Spiegel zuerst berichtete, in vielerlei Hinsicht.
So kritisiert die Süddeutsche Zeitung das Schweigen der Vorstands-Chefs und verweist auf ihre Verantwortung gegenüber den Deutschen. „An der Branche hängt das Wohl einer ganzen Volkswirtschaft. Deshalb trägt sie eine kaum zu messende gesellschaftliche Verantwortung.“
Das Handelsblatt fordert: „Es muss endlich Schluss sein mit Tricksen und Täuschen. Doch der Neuanfang gelingt nur, indem man Köpfe austauscht – angefangen ganz oben.“
Für den Spiegel stehen die Konzernchefs – sollten sich die Vorwürfe bewahrheiten – „auf einer Stufe mit Händlern, die auf ebay Zweite-Wahl-Ware teurer Marken als Originale verkaufen und sich bei Beschwerde auf irgendwelche in Schriftgröße zwei formulierten Ausschlussklauseln in den AGB berufen.“
Andere sehen die Politik in der Pflicht, so zum Beispiel die taz. Kartelle im deutschen Kapitalismus seien keineswegs neu, schreibt das Blatt. „Man kann Kartelle nicht verhindern, aber man kann sie politisch steuern – indem der Staat knallharte Vorgaben macht, etwa bei den Diesel-Abgasen, die dann genauso knallhart überprüft werden.“
„Das Auto-Kartell als Quelle des Abgasskandals? Ganz langsam!“, folgert hingegen die Wirtschaftswoche. Sie schreibt: „Der aktuelle Vorwurf des Auto-Kartells ist nicht nur in der Autobranche ein Skandal. Der Fall zeigt, dass auch in den Medien einiges schief läuft, wenn regelmäßig ganze Branchen unter Generalverdacht gestellt werden.“
Von RND/scha