Beim schwersten Unglück der Bundeswehr seit Jahren sind in Mecklenburg-Vorpommern zwei „Eurofighter“ nach einer Kollision in der Luft abgestürzt. Ein Pilot konnte sich bei dem Unfall am Montag mit dem Schleudersitz retten. Das Schicksal des zweiten war zunächst ungewiss, später dann die traurige Gewissheit: Die in der Nähe der Absturzstelle entdeckten Leichenteile stammen vom zweiten Piloten.
Die zwei Flugzeuge stießen bei Luftkampfübungen zusammen und stürzten ab. Die Piloten konnten die Schleudersitz betätigen, wie die Luftwaffe mitteilte. Die „Eurofighter“ seien nicht bewaffnet gewesen. Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen flog am Nachmittag in das Unglücksgebiet an der Mecklenburgischen Seenplatte, die eine beliebte Urlaubsregion ist. Sie wollte dort auch den Inspekteur der Luftwaffe, Ingo Gerhartz, und Landesinnenminister Lorenz Caffier (CDU) treffen.
Das Unglück wurde laut Luftwaffe vom Piloten eines dritten Kampfjets beobachtet. Diese habe von zwei Fallschirmen berichtet, die zu Boden gegangen seien. Einen der beiden Piloten bargen Rettungsmannschaften lebend aus einer Baumkrone. Bei der Suche nach dem zweiten Piloten wurden nach Angaben aus dem Verteidigungsministerium auch zivile und militärische Hubschrauber eingesetzt.
Die abgestürzten Flugzeuge gehörten zum Luftwaffengeschwader 73 „Steinhoff“, das in Laage bei Rostock stationiert ist. Seine Hauptaufgabe ist die Ausbildung der deutschen „Eurofighter“-Piloten. Bei Bedarf ist das Geschwader gemeinsam mit zwei anderen Jagdverbänden auch für die Sicherung des deutschen Luftraums zuständig. Beide „Eurofighter“ waren nach Angaben der Luftwaffe nicht bewaffnet.
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Wir schließen hiermit den Liveticker zum Eurofighter-Absturz und werden in den kommenden Tagen regelmäßig in Artikeln zum Thema berichten.
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(dpa) Nach der Kollision zweier Eurofighter-Kampfjets über der Ferienregion Mecklenburgische Seenplatte geht die Suche nach den Ursachen weiter.
Beide Flugdatenschreiber der abgestürzten Eurofighter wurden am Dienstag gefunden und geborgen. Nun müssen die Daten ausgewertet werden. -
Mitte der 1960er Jahre hatte eine hohe Absturzquote zu der „Starfighter-Krise“ geführt. Von 917 Starfightern stürzten bis zum Ende ihrer Dienstzeit bei der Bundeswehr im Oktober 1987 nach offiziellen Angaben 269 ab. Und mehr als 40 Tornados verunglückten - „jedes Jahr einer“, wie ein Pilot sagt. Heute seien die Eurofighter hingegen sicher, einen vergleichbaren Unfall habe es seit 2004 nicht gegeben.
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Der Wehrbeauftragte des Bundestages, Hans-Peter Bartels (SPD), hält die Debatte um ein Verbot für Übungsflüge der Bundeswehr für Unsinn: „Für die Besatzungen das Gefährlichste wäre es, nicht zu üben“, sagte Bartels dem Berliner „Tagesspiegel“. Das Problem sei, von dem Unglück ganz unabhängig, dass es viel zu wenig Flugstunden gebe - „über alle Flugzeuggattungen hinweg“. Die Piloten müssten üben, üben, üben.
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Laut Aussagen des Inspekteurs der Luftwaffe, Ingo Gerhartz, ist ein Flugdatenschreiber schon geborgen und die Bergung des zweiten Flugdatenschreiber stehe bevor. „Das wird dann wohl hoffentlich in den nächsten Stunden der Fall sein“, sagte er. Dann gelte es, die Vielzahl der Daten auszuwerten. „Das ist äußerst komplex. Da kann ich natürlich jetzt auch noch keine zeitliche Prognose geben“, sagte Gerhartz.
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Der überlebende Pilot des Eurofighter-Unglücks werde schnell aus einer Universitätsklinik entlassen, verrät der Inspekteur der Luftwaffe, Ingo Gerhartz. „Ich habe ihn gestern im Krankenhaus aufgesucht. Er hat lediglich ein paar Kratzer, und er wird auch heute aus dem Krankenhaus entlassen. Bei aller Tragik des Unfalls, dass wir einen toten Kameraden zu beklagen haben, bin ich natürlich froh darüber, dass der andere Pilot dementsprechend wohlauf ist.“
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Die Luftwaffe will auch nach den Abstürzen an Übungen über besiedelten Landgebieten in Deutschland festhalten. Dies sei für die Einsatzbereitschaft der Besatzungen nötig, sagte der Inspekteur der Luftwaffe, Ingo Gerhartz.
„Den Flugbetrieb, um wirklich auch einsatzbereit zu sein, verlagern wir zum großen Anteil mittlerweile in den Simulator und auch ins Ausland“, sagte der Generalleutnant und nannte die USA und das europäische Ausland. „Wir fliegen viele unserer Flüge über See, aber wir müssen auch einen gewissen Anteil über Land fliegen. Das sind wir alleine schon unserem Auftrag der Landesverteidigung schuldig.“
Auch der Simulator könne dies nicht ersetzen. „Es ist noch mal was anderes, in dem Flugzeug zu sitzen. Die Geschwindigkeit ist anders zu spüren in einem Realflugzeug - das kann sich jeder vorstellen -, als es jetzt im Simulator ist.“ Gerhartz betonte: „Das heißt, einen großen Anteil der Flugstunden werden wir immer noch auch außerhalb des Simulators erfliegen müssen.“ -
Im Büro des Baumarkts, wo die Bürgermeisterin und Amtsleiterin Birgit Kurth arbeitet, klingelt ununterbrochen das Telefon. „Die Leute wollen wissen, ob und wie sie zu ihren Wiesen und Feldern kommen oder ob sie überhaupt durch Nossentiner Hütte fahren dürfen“, sagt Ehemann Hartwig Kurth, der kräftig hilft, die Informationen zu verteilen.
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Auch auf dem Gemeinde-Sportplatz, am Friedhof von Nossentiner Hütte und auf mehreren Wohngrundstücken fanden zahlreiche Bundeswehrangehörige in Schutzanzügen Wrackteile.
An der Suche nach Wrackteilen und der Sicherung der Absturzstellen waren mehr als 300 Soldaten beteiligt.
Foto: Christophe Gateau/dpa -
Auch die Grünen haben sich nun zu den Flügen der Bundeswehr geäußert: „Generell müssen solche Flug-Manöver kritisch hinterfragt werden – nicht nur bei erhöhter Waldbrandgefahr, sondern auch, da Emissionen, Lärm und auch die Gefahren für die Bevölkerung nicht unerheblich sind“, sagte die Landesvorsitzende Claudia Schulz. „Es muss geprüft werden, in welchen Regionen und in welchem Ausmaß Eurofighter fliegen dürfen, und inwiefern man die Flüge über Urlaubsregionen einschränken kann.“