Auf die Frage, ob Bundesaußenminister Sigmar Gabriel persönlich Bundesbürgern empfehlen würde, Urlaub in der Türkei zu machen, sagte der SPD-Politiker der „Bild“-Zeitung: „Die Entscheidung können wir als Staat niemandem abnehmen.“ Und fügte hinzu: „Man kann das nicht mit gutem Gewissen machen zur Zeit.“
Eine zeitnahe Entlassung der in der Türkei inhaftierten Deutschen hält Gabriel für unwahrscheinlich. Die Chance sei nicht sehr groß. „Sie werden festgehalten, ohne dass es dafür einen Grund gibt. Man muss den Eindruck gewinnen, dass sie politisch missbraucht werden für das Schüren von Nationalismus. Das ist bitter und ein großes Unrecht“, sagte Gabriel der Zeitung.
„Ich kann das kaum ernst nehmen“
Gabriel reagierte gelassen auf die jüngsten persönlichen Anfeindungen aus der Türkei. „Ich kann professionell damit umgehen“, sagte Gabriel. „Ich fand schlimmer, was Präsident (Recep Tayyip) Erdogan über Deutschland gesagt hat - Nazi-Deutschland.“ Für ihn sei das ein Zeichen, „dass die nicht weiter wissen mit ihren Argumenten. Ich kann das kaum ernst nehmen“. Der türkische EU-Minister Ömer Celik hatte Gabriel und dessen österreichischen Kollegen Sebastian Kurz unter anderem vorgeworfen, von „Rassisten“ zu kopieren.
Vor rund einem Monat hatte die Bundesregierung ihren moderaten Kurs gegenüber Erdogan aufgegeben. Gabriel ließ die Reisehinweise verschärfen und warnte deutsche Unternehmen vor Investitionen in der Türkei.
Von RND/dpa/are