Zwei Tage vor der Europawahl haben in bundesweit mehr als 200 Städten erneut Zehntausende Schüler und Studenten für eine radikale Umkehr in der Klimapolitik demonstriert. In Hamburg gingen laut Polizei 17.000, in Köln 12.000 und in Berlin 10.000 Anhänger der „Fridays for Future“-Bewegung während der Unterrichtszeit auf die Straße. Große „Klimastreiks“ gab es unter anderem auch in Düsseldorf, Frankfurt a.M., Leipzig, Dresden und Hannover.
Die „Fridays for Future“-Bewegung hatte für Freitag weltweit zu Protesten aufgerufen. Den Angaben zufolge waren mehr als 1.350 Veranstaltungen in 110 Ländern geplant.
„Aufgabe für die ganze Menschheit“
„Wir spüren alle, was in Europa auf dem Spiel steht“, sagte eine Rednerin in Berlin: „Die Politiker haben uns seit 30 Jahren belogen, obwohl sie vom Klimawandel wussten. Wir müssen runter vom Sofa. Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, um sich zu bekennen.“
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In einem Beitrag für die „Süddeutsche Zeitung“ (Freitag) riefen Vertreterinnen und Vertreter der Bewegung aus aller Welt die Erwachsenen dazu auf, sich ihren Protesten für mehr Klimaschutz anzuschließen. Der Kampf gegen die Erderwärmung sei keine Aufgabe für eine einzelne Generation, schreiben die jungen Klimaaktivisten, darunter die Schwedin Greta Thunberg und die Deutsche Luisa Neubauer: „Das ist eine Aufgabe für die ganze Menschheit.“
Schäuble: „Alle sind sich einig, dass mehr getan werden muss“
Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble (CDU) forderte mehr Engagement der Bundesregierung im Kampf gegen die Erderwärmung. „Es geht nicht, dass man Vereinbarungen trifft und sie dann nicht erfüllt“, sagte Schäuble dem „RedaktionsNetzwerk Deutschland“. Er könne verstehen, dass junge Leute das nicht akzeptieren. Es sei gut, dass die Schüler und Studenten Druck machten: „Das ist ein Mut machendes Zeichen und es kann für Bewegung sorgen.“
Die Regierung dürfe in der Klimapolitik nicht vor Entscheidungen zurückschrecken, die als Belastung aufgefasst werden könnten, betonte Schäuble. „Alle sind sich einig, dass mehr getan werden muss“, erklärte der Bundestagspräsident: „Dann muss man sich aber von der Haltung verabschieden, dass es niemanden belasten darf.“
Angestoßen wurden die Schülerproteste von Thunberg
Bei der Kundgebung in Berlin sagte ein Vertreter der Studenten der Hochschulen und Universitäten, nur „Bio zu kaufen“ sei nicht genug: „Wir müssen raus aus den Hörsälen und zurück auf die Straße, damit wir eine lebenswerte Zukunft haben.“ Zu den konkreten Forderungen gehört, die Erderwärmung auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen, wie es das Pariser Klimaabkommen vorsieht.
Unter dem Motto „Fridays for Future“ fordern junge Menschen seit Monaten weltweit mehr Anstrengungen beim Klimaschutz. Angestoßen wurden die Schülerproteste von Thunberg. Sie hatte zuerst regelmäßig für mehr Klimaschutz protestiert und damit internationale Aufmerksamkeit erlangt.
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Von RND/dpa