Die CDU ist bei der Europawahl zwar stärkste Kraft geworden, aber mal wieder auf ein historisches Tief gefallen. Der Vorsitzende der Nachwuchsorganisation Junge Union (JU), Tilman Kuban, analysiert die Ursachen.
Herr Kuban, die Union hat bei der Europawahl deutlich verloren, auch bei jungen Wählern. Warum?
Wir haben allein bei den jungen Wählern und den Erstwählern 16 Prozentpunkte verloren. Die haben wir nicht mitgenommen. Es war ein Fehler, Leute, die für Umweltschutz oder wegen des Urheberrechts auf die Straße gehen, als gekauft oder als Bots zu bezeichnen. Und auf Youtube-Videos muss man sofort antworten – in angemessener Form und nicht mit einer elfseitigen Hausarbeit. Man muss Kanäle schaffen, um zu erklären, was man anders sieht. Man sollte aber auch selbstkritisch einräumen, wenn man etwas versäumt hat. Und wenn man Dinge ankündigt, sollte man sie vor allem auch machen.
Die Parteiführung hat am Wahlabend eingeräumt, manche Themen nicht besetzt zu haben. Was fehlt Ihnen?
Wir müssen Antworten geben auf die Themen, die auf der Straße liegen, wie Klimaschutz und Internetthemen. Aber wir müssen auch selbst Themen setzen. Der Wahlerfolg von Sebastian Kurz in Österreich zeigt, dass zum Beispiel steuerliche Entlastungen honoriert werden. Das sollten wir zum Thema machen und wieder lernen zu begeistern.
Wie geht es weiter mit der Koalition?
Das werden die nächsten Tage entscheiden. Allerdings kann es nicht sein, dass wir nun noch mehr SPD-Themen durchwinken, um die Koalition auf Gedeih und Verderb zusammenzuhalten. Das gilt zum Beispiel für die Grundrente. Die Junge Union hat da eine klare Position: Wir wollen die Grundrente nicht, weil die junge Generation sie zahlen muss.
Sollte die CDU Minister austauschen?
Themen sind wichtiger als neue Köpfe. Wenn es neue Köpfe gibt, dann muss damit ein Aufbruch verbunden sein.
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Von Daniela Vates/RND