Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) hat sich am Montag ein Bild von dem seit Tagen andauernden Schneechaos in den bayerischen Alpen gemacht. Seehofer besuchte Einsatzkräfte der Bundespolizei und des Technischen Hilfswerks im Berchtesgadener Land. Seine Kabinettskollegin und Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) hatte am Sonntag den vom Schneechaos betroffenen Landkreisen weitere Hilfe zugesagt.
Das Schneechaos im Süden Bayerns und in Teilen Österreichs geht in die nächste Woche. Das Lawinenrisiko in den Alpen ist groß.
+++ 21.57 Uhr: Österreich ächzt unter Schneemassen
Straßensperren, eingeschneite Orte und Lawinengefahr: Die Einsatzkräfte bekommen die Schneemassen in Österreich nicht unter Kontrolle. In den Bundesländern Tirol und Vorarlberg wurde die höchste Lawinenwarnstufe ausgerufen. Nach Informationen des „ORF“ sind bereits mehr als 180 Straßen gesperrt.
Ein auf Twitter hochgeladenes Video zeigt, wie ein Wagen ausparkt. Auf dessen Motorhaube befindet sich eine extrem dicke Schneedecke. Der Nutzer kommentiert seinen Post so: „Die aktuelle Lage in Österreich“.
+++ 19.55 Uhr: 24-Jähriger stirbt bei Lawine in der Schweiz
Eine Lawine hat in den Schweizer Alpen einen jungen Mann getötet, der ein Skigebiet absichern wollte. Wie die Kantonspolizei Wallis am Montag mitteilte, konnten die Einsatzkräfte den verschütteten 24-Jährigen nur noch tot aus den Schneemassen bergen. Der Skiwächter war am Montagmorgen mit einem Kollegen im Gebiet „Crosets“ nahe der Grenze zu Frankreich unterwegs, um mit Schneesprengungen das Gebiet zu sichern.
+++ 19.30 Uhr: Österreich: 41.000 Menschen im Land Salzburg eingeschlossen
Der bei Skitouristen beliebte Urlaubsort Saalbach-Hinterglemm in Österreich ist aufgrund der großen Lawinengefahr nicht mehr erreichbar. Wie das Land Salzburg am Montagabend mitteilte, wurde die L111 ab Maishofen sicherheitshalber gesperrt. Dadurch waren am Abend allein in diesem österreichischen Bundesland elf Orte und darin mehr als 41.000 Menschen nicht erreichbar.
+++ 18.05 Uhr: Wetterdienst rechnet noch einmal mit bis zu zwei Metern Neuschnee
Ab Dienstagnachmittag ist vorerst Schluss mit dem Dauerschneefall – die Lage in den Alpen bleibt aber angespannt. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) rechnet bis dahin noch mit weiteren starken Schneefällen in den Alpen. Im Allgäu und Teilen des Berchtesgadener Lands erwarte er Neuschneehöhen von bis zu 200 Zentimetern, sagte der Leiter der Regionalen Wetterberatung München des DWD, Guido Wolz, am Montag. Danach soll allerdings das Tauwetter einsetzen.
+++ 17.10 Uhr: Von Lawine erfasster Hotelteil war gesperrt – In 1950ern verschüttet
Der am Montagmorgen von einer Lawine getroffene Wellness-Bereich eines Hotels im schwäbischen Balderschwang war bereits am Sonntagabend geschlossen worden. Dies sei eine vorsorgliche Maßnahme gewesen, hieß es bei der Lawinenwarnzentrale und beim Landratsamt Oberallgäu. Auch in der direkten Nachbarschaft des Hotels seien drei bis vier Gebäude geräumt worden.
Der stellvertretende Leiter der Lawinenwarnzentrale Bayern, Thomas Feistl, berichtete, das Hotel sei bereits in den 1950er Jahren von einer Lawine erfasst worden. Danach seien der Schutzwald aufgeforstet und Lawinenverbauungen oberhalb errichtet worden. „Die Lawinengefährdung wurde nie komplett ausgeräumt. Es bestand immer ein gewisses Risiko, dass eine Lawine das Hotel trifft“, sagte Feistl. Für den Ausbau des Wellnessbereichs habe das Hotel deshalb ein Gutachten angefordert, und es seien Auflagen gemacht worden.
+++ 16.35 Uhr: Sturm und Schnee führen zu Winterchaos in Tschechien
Schneefälle und starker Wind haben in Teilen Tschechiens auch am Montag wieder für Verkehrsbehinderungen gesorgt. Ein zwischen Prag und München verkehrender Fernreisezug prallte bei Domazlice (Taus) gegen einen umgestürzten Baum. Unter der Schneelast stürzten zahlreiche Bäume um. Im Erzgebirge stellte die Feuerwehr die Räumarbeiten vorübergehend ein, weil sie als zu riskant eingeschätzt wurden. Aufgrund beschädigter Leitungen waren rund 15.000 Haushalte ohne Strom.
+++ 16.30 Uhr: Hochwasser durch Tauwetter in Sachsen – Lage nicht kritisch
Schneeschmelze und Niederschläge bei Plusgraden auch in den Mittelgebirgen haben Flüsse in Sachsen anschwellen und im Einzelfall auch leicht über die Ufer treten lassen. Für vier Flussgebiete galten Montagmittag noch Hochwasserwarnungen. „Von einer kritischen Lage kann man nicht sprechen“, sagte eine Sprecherin des Landesamtes für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG). Mit einer dramatischen Entwicklung in Sachen Hochwasser sei nicht zu rechnen.
+++ 15 Uhr: Wintersportler in Skihütte auf Hornisgrinde eingeschneit
Eine Gruppe von zwölf Wintersportlern sitzt im tiefen Schnee in einer Skihütte auf dem Schwarzwaldgipfel Hornisgrinde fest. Nach Angaben von Polizei und Bergwacht besteht keine Gefahr. Das Haus verfüge über Strom, Lebensmittel seien ausreichend vorhanden. Die Gruppe sollte dem Plan zufolge bis Montagabend zu einer tiefer gelegenen Hütte absteigen. Dann sollte auch die Schwarzwaldhochstraße wieder befahrbar sein, so dass die Gruppe abgeholt werden kann.
+++ 14.55 Uhr: Arbeiter stürzen mit Dachlawine sechs Meter in die Tiefe – ein Toter
In Österreich ist ein Mann von einer Dachlawine verschüttet und tödlich verletzt worden. Wie ein Polizeisprecher am Montag sagte, wurden der 47-Jährige und drei weitere Männer beim Abschaufeln eines Hausdachs von den Schneemassen mitgerissen. Sie stürzten etwa sechs Meter in die Tiefe. Ein 26 und ein 28 Jahre alter Mann wurden nach dem Unfall in der Nähe von Salzburg ins Krankenhaus gebracht. Ein 38-Jähriger blieb unverletzt.
+++ 12.23 Uhr: Bundeskanzlerin Angela Merkel dankt Einsatzkräften
Bundeskanzlerin Angela Merkel hat den Einsatzkräften vor Ort ihre Wertschätzung versichert. Merkel drücke ihre Anerkennung für alle aus, die im Dauereinsatz seien, um ihren Mitbürgern zu helfen und Verkehr und Versorgung so weit als möglich zu gewährleisten, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert am Montag in Berlin. Alle Kräfte vor Ort leisteten großartige Arbeit.
+++ 12.17 Uhr: Seehofer: „In solchen Situationen steht man zusammen“
Die Bundespolizei unterstützt die bayerischen Hilfskräfte in den verschneiten Gebieten mit mehr als 200 Beamten. „Das ist ein Signal, dass man in einer solchen Situation einfach zusammensteht“, sagte Horst Seehofer in Berchtesgaden. Das Räumen der Dächer laufe ganz hervorragend.
+++ 11.07 Uhr: Höchste Warnstufe in Tirol
In Tirol sind am Montag viele teils sehr große Lawinen abgegangen. Wie der Lawinenwarndienst des österreichischen Bundeslandes mitteilte, wurde daher die höchste Lawinenwarnstufe auf weitere Regionen des Landes ausgeweitet. „Es fiel vor allem am Karwendel mehr Schnee als erwartet“, teilten die Experten in ihrem Lagebericht am Montag mit. Aufgrund von Regen könne es im Laufe des Tages unterhalb von 1500 Metern Seehöhe vermehrt zu „Gleitschneelawinen und nassen Rutschen“ kommen.
Die höchste der fünf Lawinenwarnstufen gilt derzeit regional in drei österreichischen Bundesländern und auch in Teilen der Schweiz. Seit Sonntag fielen in Tirol 60 bis 100 Zentimeter Neuschnee, lokal laut Lawinenbericht auch mehr.
+++ 10.20 Uhr: Bahnverkehr eingeschränkt
In Teilen Südbayerns ist der Bahnverkehr noch immer eingeschränkt. Bei der Bayerischen Oberlandbahn (BOB) fallen bis voraussichtlich Mittwoch die Verbindungen in die Bergregionen des südlichen Oberbayern aus. Die Bahnen fahren nach Angaben des Betreibers nur von München nach Holzkirchen im Landkreis Miesbach. Unter anderem seien viele Fahrzeuge vom Schnee eingeschlossen.
Auch die Strecken zwischen Lindau und Memmingen sowie zwischen Kempten und dem Bodensee waren am Montag weiterhin gesperrt. In den Regionen Garmisch-Partenkirchen und Oberstdorf fallen ebenfalls bis auf weiteres Züge aus, wie die Deutsche Bahn mitteilte. Zwischen Regensburg und Prag rammte ein Zug einen wegen der Schneelast umgestürzten Baum. Die Strecke war am Montagvormittag gesperrt.
+++ 9.10 Uhr: Lawine trifft Allgäuer Hotel
Im bayerischen Wintersportort Balderschwang hat am Montagmorgen eine Lawine ein Hotel getroffen. Verletzt wurde dabei niemand, teilte die Polizei mit. Die Lawine mit einer Breite von 300 Metern drückte Fenster des Hotels ein, Schnee gelangte ins Innere. Weder Gäste noch Angestellte werden vermisst. Einsatzkräfte waren vor Ort, konnten aber zunächst nicht mit Räumungsarbeiten beginnen. Ein Mensch erlitt einen Schwächeanfall und wurde von einem Arzt versorgt. Ob das im Zusammenhang mit der Lawine stand, war zunächst unklar.
Die Zufahrt zur Gemeinde Balderschwang ist wegen der Lawinengefahr seit Sonntag gesperrt. Rund 1300 Menschen sitzen in dem Wintersportort fest.
+++ 8.30 Uhr: In Bayern drohen Überschwemmungen
In Bayern steigt die Gefahr von Hochwasser und Überschwemmungen. Mehrere Flüsse und Bäche sind in der Nacht zu Montag über die Ufer getreten. Vor allem in der Mitte und im Norden Bayerns wurden teilweise Äcker und Wiesen überflutet, wie der Hochwassernachrichtendienst mitteilte. In Mittelfranken stellte sich die Polizei auf Überschwemmungen ein. „Das Hochwasser kommt langsam“, sagte eine Polizeisprecherin am Morgen.
+++ 7.30 Uhr: Lech und Zürs bleiben abgeschnitten
In Österreich spitzt sich die Lage zu. Orte wie Lech und Zürs waren wegen einer Sperrung der Zufahrtsstraßen nicht mehr erreichbar. Das teilten die Gemeinden am Sonntagabend auf ihren Webseiten mit. Auch die Ortschaft Stuben am Arlberg war wegen der Lawinengefahr von der Außenwelt abgeschnitten. Auch der Fernpass, eine wichtige Verbindung zwischen Deutschland und Österreich, ist gesperrt. Allein im Bundesland Salzburg waren 17.000 Menschen von der Außenwelt abgeschnitten. Wie die Behörden berichteten, wurde am Sonntagabend auch die Straße nach Obertauern wegen Lawinengefahr gesperrt.
Deutsche Skifahrer sterben bei Lawinen-Unglück
Am Samstag waren drei deutsche Skifahrer in Lech unter eine Lawine geraten und ums Leben gekommen. Ein weiterer Mann wird noch vermisst, die Suche nach ihm musste wegen der schlechten Wetterverhältnisse eingestellt werden.
In Teilen Österreichs wird wegen der neuen Schneefälle wieder die höchste Lawinenwarnstufe ausgerufen. Für Montag gelte für den Westen Tirols kurzzeitig Warnstufe 5, teilten die Behörden am Sonntag in Innsbruck mit. Die Österreichische Bundesbahn meldete wegen des Wetters und der hohen Lawinengefahr vielerorts Einschränkungen und Zugausfälle mit Schienenersatzverkehr.
Katastrophenfall in bayerischen Landkreisen
In fünf oberbayerischen Landkreisen Bad Tölz-Wolfratshausen, Traunstein, Garmisch-Partenkirchen, Miesbach und Berchtesgadener Land gilt seit Tagen der Katastrophenfall - und der wird wohl zunächst bestehen bleiben.
An zahlreichen Schulen in Ober- und Niederbayern sowie im Allgäu fällt auch am Montag der Unterricht aus, weil ein sicherer Schulweg nach Behördenangaben nicht gewährleistet ist. In den Landkreisen Bad Tölz-Wolfratshausen und Oberallgäu sowie der Stadt Kempten findet bis einschließlich Dienstag kein Unterricht statt. Im Landkreis Traunstein wurde bis mindestens Mittwoch schneefrei gegeben.
Auch in der Schweiz war die Lage angespannt: Die Lawinengefahr wurde vom Institut für Schnee- und Lawinenforschung in mehreren Gebieten auf die höchste Stufe angehoben worden. Bis Montagabend werden vom östlichen Berner Oberland bis in den Alpstein, im nördlichen Oberwallis und in der Silvretta weitere 60 bis 100 Zentimeter Schnee erwartet.
Von RND/dpa/mkr