Zeichnungen und späte Bilder von Frank Panse in der Galerie Mitte in Dresden

Ein riesiger Kopf im Profil gemalt, den Blick nach links auf eine tänzelnde, schlangenförmige Frauenfigur gerichtet, füllt ein stark pastoses, gestisches Bild von 2018, das sein Schöpfer, der Dresdner Maler Frank Panse „Adam wohin“ nannte. Expressiv, leicht symbolisch und abstrakt ist sein Adam als aufmerksamer Beobachter, Freund und Gespiele der Frauen aufgefasst. Leicht verführbar und von den um ihn aufragenden und stürzenden weiblichen Figuren gebannt und fasziniert. Ludwig Wittgenstein als früher Inspirator: Immer wieder hat Panse das existenzielle Verhältnis von Mann und Frau in seinem Leben beschäftigt, das Ach und Weh jeder Beziehung, ihre Höhen und Tiefen, Glück und Fluch, aber auch die philosophische Dimension von Goethes „Alles Weibliche zieht uns hinan“. Und er hat natürlich in Bildern dem Thema gefrönt, die vom Thematischen ausgehend sich im Prozess der Arbeit zunehmend zur Malerei verdichten und am Ende etwas Anderes, ein Stück Kunst auf einer bemalten Leinwand ergeben. Unter dem unprätenziösen Titel „Zeichnungen und späte Bilder“ stellt Panse in der Galerie Mitte mehrere Dutzend Mischtechniken von 2005 bis 2019 und frühe Graphitzeichnungen aus den 1970/80er Jahren in ein vergleichendes Miteinander. Panse wollte Aspekte seines Frühwerkes mit dem Status quo gegenwärtiger Kunstausübung zusammenbringen und medial-stofflich spiegeln. Gerade die Zeichnungen zeigen den Einfluss des Gegenständlichen im akkuraten Atelierbild und Interieur, aber auch erste Ansätze zum Abstrakten in den 1973 entstandenen Landschaften, wo bereits ein reduzierter Baumumriss und ein schief stehender Kubus auffallen und die Komposition von schattenhaft weichen, leicht lavierten Schemen zusammengehalten wird. Unter den Philosophen ist es Ludwig Wittgenstein, dessen „Philosophische Betrachtungen“ zu Aspekten der Sprache und dessen Art zu leben, seine aufrechte Haltung als Mensch, Panse frühzeitig inspirierten. Er widmete ihm eine Arbeit mit skurril verbundenen A und Os, eine Anspielung auf Anfang und Ende, aber auch auf das Alphabet. Auch Carl Hofer, dem berühmten expressionistischen Berliner Maler und Professor an der dortigen Hochschule für Bildende Künste setzt Panse mit einer stark farbigen, expressiven Arbeit aus dem Jahr 2016 ein bescheidenes Denkmal. Dichter, geordneter und poetischer: Schließlich entstand eine Hommage an Max Ernst mit „DADA-Max“ (2017). Am Beispiel des Kabinettstückes „Das Versteck“ im blauen Rahmen lässt sich sehr gut Panses gestisch betonte Arbeitsweise demonstrieren, die schnell und in einem Guss ausgeführt wird: Auf die leere Leinwand wird spontan vom Fleck ausgehend eine Figuration (ein Kopf hinter einer Mauer) geworfen, die sich in der Abstraktion verwandelt, bis sich die endgültige Bildform zeigt, die nur noch vage ins Figurenhafte reicht und als solche, nun aber vollkommen verändert, assoziiert werden kann. Bei dieser Art des Arbeitens kann das Endergebnis nicht vorausgesehen werden, über viele Zwischenzustände formt sich das Bild bis zum Endgültigen. Ein Einschnitt in seine Malweise fand nach dem Besuch des Anthropologischen Museums von Mexiko-City im Jahr 1996 statt: Die anschließende Rundreise durch das Land machte ihn mit der Wucht der Azteken-Pyramiden, den Tempelanlagen und den Farben von Alltagsgegenständen der Mexikaner bekannt (Kleidung, Keramik, Teppiche), die auf eine uralte Tradition verweisen. Bereits zu DDR-Zeiten (Panse hatte einen Draht zur Kunstbibliothek der SKD) las er fleißig dort entliehene Bildbände und Kataloge, darunter von Chagall, Bacon, De Kooning, Gorky und Rothko, die zu Panses Ikonen wurden. „Behind The Blue Sea“: Judith Beckedorf veröffentlicht Debütalbum Endlich zu sehen: Fotoschau „Dresdner Philharmonie International“ im Stadtmuseum Solo mit Orchester – Dresdner Sängerin erfüllt sich einen Kindheitstraum Frank Panses Malerei ist in den vergangenen Jahren dichter, geordneter und poetischer geworden. Besonders nobel sind die in einem Block aus vier Mischtechniken bestehenden „Landschaften“, von denen „Fernöstlich“ (2019) filigrane Pinselspuren einer imaginären Kalligrafie enthält, die über das Blatt gespritzt sind. Darunter ein leuchtendes Feuerwerk aus Farben und daneben eine geheimnisvoll-seelisch geformte Erinnerung an Caspar David Friedrich. Als Maler ist Panse dem abstrakten Expressionismus nahe. Thema ist immer die Farbe in ihren hingetupften, sacht ausgebreiteten tonalen Klängen und einer dem Osten zugeneigten, archaisch-teppichhaften Leuchtkraft, die ein wenig an Paul Klee erinnert (“Hommage an Paul Klee“, 2014). Frank Panse wurde am 8. April 1942 in Zittau geboren, studierte von 1968-71 an der HfBK Dresden, ist seit 1974 freischaffend und lebt in Mutzschwitz bei Nossen. bis 24. Mai. Galerie Mitte, Striesener Straße 49, geöffnet: Di-Fr 15-19 Uhr, Sa 10-14 Uhr, Kontakt: 0351/459 0052 www.galerie-mitte.de Von Heinz Weißflog

Ausstellung - Zeichnungen und späte Bilder von Frank Panse in der Galerie Mitte in Dresden