Joe Armon-Jones überzeugte in Dresden nicht wirklich

Nein, leicht macht Joe Armon-Jones es seinem Publikum nicht. Das fängt bereits damit an, dass er die Mitglieder seiner fünfköpfigen Band nicht im Vorfeld genannt wissen will – vielleicht der Kollektiv-Gedanke (Armon-Jones war / ist Teil des Ezra Collective), der jedoch wenig Sinn ergibt, wenn der Chef der Truppe eben namentlich bekannt ist. Dann ist da die Frage des Soundchecks: Es ist nicht wirklich zuhörerfreundlich, das während des ersten Tracks zu regeln, jemanden ständig durch das Publikum laufen zu lassen, um dem Mixer neue Anweisungen zu geben. Der britische Keyboarder Armon-Jones wird derzeit als das nächste große Ding von der Insel gehypt, mit dem US-Amerikaner Kamasi Washington verglichen, was seine Neuinterpretation von Fusion angeht. Uns hat das nun besuchte Konzert in der Tonne eher zweifelnd zurückgelassen. Überhaupt nichts gegen Free Jazz! Gerade der Fusion-Aspekt kommt da doch eher sehr, sehr kurz. Über weite Strecken hinweg entsteht gar der Eindruck, die Band mit der interessanten Instrumentalisierung: zweimal Tenor-Saxofon (Ayodeji Ijishakin und Chelsea Carmichael), E-Bass (Mutale Chashi) und Drums (Marijus Aleksa) plus punktuell eingesetztem Gesang von Niles Hailstones befände sich im Probenraum und jeder würde sich einfach ausgiebig austoben. Überhaupt nichts gegen Free Jazz! Gar nichts! Aber gerade der sollte eben den „Flow“ haben, dem Publikum die Möglichkeit bieten, mitzuschwimmen. Das schaffte geschätzt die Hälfte der Tonne-Besucher. Der Rest schien ebenfalls eher ratlos, was nun das Besondere an dem Ensemble sein soll. Joe Armon-Jones selbst an der Wurlitzer und am Keyboard ist grandios, keine Frage. Da ist es auch immer mal wieder möglich, sich einzugrooven. Dann gibt es vereinzelte Highlights, wenn vor allem im Zusammenspiel mit Marijus Aleksa oder auch Mutale Chashi tatsächlich Fusion entsteht. Beide Saxofonisten sind ebenfalls gut, haben auch jeweils ihren eigenen Klang – ihre Passagen sind jedoch schlicht zu lang, zu wenig verhakt und verknüpft mit denen der anderen Bandmitglieder. Der Gesang hat mitunter durchaus hypnotische Qualitäten, auch das reicht aber nicht, die Verbindungen zu schaffen. Vielleicht stimmte einfach irgendetwas nicht an jenem Abend. Das muss man bei Musik auf solch hohem Niveau immer einkalkulieren. Schade allemal. Malerei von Marianne Dextor in der galerie drei Dresden Preisträger beim Hellerau Photography Award benannt: Italienerin gewinnt in Dresden Dresdner Band Woods of Birnam mit Live-Installation im Schauspielhaus Von Beate Baum

Jazzclub Tonne - Joe Armon-Jones überzeugte in Dresden nicht wirklich