Im Sog der Musik – Reverberation-Festival in Dresden steht bevor

Für alle, die Woodstock nicht miterleben konnten, weil der Summer of Love vor ihrer Zeit war, gibt es Grund zur Freude. Denn das fünfte Reverberation-Festival naht. Reverbe-was? Ja, es geht zugegebenermaßen etwas schwierig über die Lippen. Aber die dreitägige Zelebrierung moderner psychedelischer Musik sollte den holprigen Festivalnamen wieder wett machen. Denn vom 28. Februar bis zum 1. März bringen 14 nationale und internationale Live-Musiker die Bühnen von Scheune und Ostpol wieder zum Vibrieren. Das diesjährige Motto: Fünfter Geburtstag! „Also gibt’s ein paar Flaschen Schampus, Koks und Kaviar“, verkündet Robin Heller, der das Festival in Dresden mitorganisiert. Wie ernst er das meint, bleibt offen. Über die Maßen vielfältig: Gewiss ist – musikalisch tischen die Veranstalter auch in diesem Jahr wieder eine erlesene Auswahl von Künstlern auf. „Ich persönlich kann den Begriff Psychedelic Rock ehrlich gesagt nicht mehr hören. Aber die Leute wollen ja in Schubladen denken“, sagt Heller. Daher wird es genretechnisch trotz der Überschrift „Psychedelic Music“ über die Maßen vielfältig am Reverberation-Wochenende. Den Anfang im Ostpol machen die Prager Thee Lazy Eyes mit ihrem düster-melancholischen Gitarrensound, der an The Smiths und Joy Division erinnert, gefolgt von den Berlinern Snøffeltøffs, die in ihrem neuen Album „Frohnau“ eine gelungene Mischung aus rotzigem Garage-Rock und melodischen Sixtees-Melodien zusammenrührten. Den zweiten Festivaltag in der Scheune eröffnen die Italiener Dumbo Gets Mad mit tiefenentspanntem Psychedelic-Rock, den man auch problemlos als Lounge-Musik servieren könnte, garniert mit spacigen Soundelementen und Agentenfilm-Atmosphäre. Außerdem kommen für den Sonnabend L’Eclair aus der Schweiz, Hodja aus Dänemark, Atomic Simao aus der Ukraine und Al Doum & The Faryds aus Italien vorbei. Den Abschluss macht die deutsche Band Suzan Köcher’s Suprafon. Dabei treffen alle Stile aufeinander, die man sich in der Psychedelic-Welt nur vorstellen kann: von progressivem Funk und groovigen Dancefloor-Momenten bei L’Eclair bis zu derbem Rock’n’Roll bei Hodja, von exotischen Klängen aus der arabischen und afrikanischen Musikwelt bei Al Doum & The Faryds bis zum klassischen Roadtrip-Sound bei Suzan Köcher. Und zur Krönung des Stilmixes Atomic Simao – ein instrumentaler Eintopf aus Psychedelic- und Space-Rock, gewürzt mit Jazz-Elementen und Klängen, die in den blumigen Sechzigern beginnen und in den elektronischen Neunzigern enden. Wer danach noch aufnahmefähig ist, sollte am Sonntag in den Ostpol zurückkehren und sich die französische Vierer-Combo Last Train mit ihrem Alternative Rock zu Gemüte führen. Und zu guter Letzt: das britische Duo Kit Sebastian mit seinem selbst ernannten „Lo-Fi-Anatolian-Samba-Funk“, der minimalistisch und zugleich theatralisch daher kommt und sich perfekt für die abschließende Tiefenentspannung nach dreitägigem Festivalflow eignet. Aller Anfang war schwer: „Der Hauptpunkt bei der Erstellung des Lineups war wie immer: Wir haben kein Geld“, sagt Robin Heller und muss lachen. „Die Bekanntheit der Bands ist vielleicht gering, aber die Qualität ist hoch.“ Er persönlich freut sich am meisten auf Dumbo Gets Mad. „Die höre ich schon, seitdem ich 15 bin.“ Aber auch L’Eclair und Kit Sebastian gehören zu seinen Favoriten. Begonnen hat die Geschichte des Reverberation im Jahr 2012. Mit einem „Balkongespräch“ unter Freunden, die dieselbe Musik hörten, wie Heller erzählt. Kurze Zeit später riefen sie den Verein„Dresden Psych Family“ ins Leben. Die Idee: Ein Festival für moderne psychedelische Musik auf die Beine zu stellen. 2014 fiel der Startschuss. Doch als die Bands bereits gebucht und alle Vorbereitungen getroffen waren, sagte die Location ab, erzählt Robin Heller. Damals sollte das Festival noch im Lab15 auf dem Industriegelände stattfinden. Zum Trost organisierten die Veranstalter zwei Shows im Ostpol, damals noch mit den brasilianischen Psych-Rockern Boogarins. Aller Anfang ist schwer, und so musste noch ein Jahr vergehen, bis 2015 das erste Festival stattfand und der psychedelische Sound offiziell sein Revier in der Dresdner Musikszene markierte. Moderiert wird das dreitägige Festival vom niederländischen Live-Action-Künstler Flux Wildly. Außerdem erwartet die Festivalbesucher der Leipziger Künstler Carlo Vivary mit seinen psychedelisch anmutenden Postern und einer Live-Tattoo-Show. Dazwischen gibt es DJ-Sets von Girl Next Door, Tanz-Performances vom Kollektiv Movementon und Arnaud Rivières „Krach-Musik“, wie Robin Heller es nennt. „Aber wir wollen uns auch ein paar Überraschungssachen aufheben.“ Karten: 3-Tage-Ticket für 33 Euro, Samstag-Ticket für 27,50 Euro https://reverberationfest.de/ Von Laura Catoni

Psychedelic-Rock - Im Sog der Musik – Reverberation-Festival in Dresden steht bevor