Das Moritzburg Festival steht bevor: „Die Vorfreude ist enorm!“

Das Moritzburg Festival spielt dieses Jahr erstmals komplett unter freiem Himmel. Alle in Schloss und Kirche geplanten Konzerte vom 2. bis 16. August werden auf die Schlossterrasse verlegt. Der Künstlerische Leiter Jan Vogler verrät, was die Besucher hier erwartet. Frage: Herr Vogler, das Moritzburg Festival ist eines der wenigen Festivals, das in diesem Jahr live stattfinden kann. Wie haben die Künstler auf Ihre Einladung reagiert? Jan Vogler: Die Musiker wollen arbeiten, man merkt den kreativen Stau, die Vorfreude ist enorm. Und das Publikum? Ist da eine gewisse Vorsicht zu spüren oder überwiegt die Vorfreude? Das Publikum freut sich ebenfalls sehr, dass wir stattfinden. Für uns ein schönes Gefühl, da ist über Jahre ein Vertrauensverhältnis entstanden, das jetzt auch in der Krise hält. Aber wir haben auch eine Verantwortung, wir haben alle Hygienemaßnahmen umgesetzt, damit das Publikum entspannt zum Konzert kommen kann. Auch bei Regen wird gespielt: Die Konzerte in Moritzburg finden jetzt alle Open Air statt. Haben Sie das Programm für diese Situation nochmals angepasst? Nur das Programm des Orchesterkonzertes, denn zwischen dem Kulturpalast und der Schlossterrasse ist dann doch ein krasser Spielstättenunterschied... Ansonsten haben wir alles so gelassen. Gibt es denn eine Schlechtwetter-Variante? Was passiert bei Regen? Wir spielen! Ich erinnere mich an ein Rolling Stones-Konzert in Leipzig, ich stand zwei Stunden im Regen, Mick Jagger sprang auf der Bühne herum, als wäre schönster Sonnenschein. Die Bühne auf der Schlossterrasse haben wir trotzdem überdacht, vor allem um unsere Instrumente zu schützen. ■ 2. August, 20 Uhr: Eröffnung, Nordterrasse Schloss Moritzburg; Werke von Castelnuovo-Tedesco, Boccherini, Dvořák ■ 3. August, 19 Uhr: Öffentliche Probe, Kirche Moritzburg; Programmhinweise am Abend, Karten nur an der Abendkasse ■ 4. August, 19 Uhr: Porträtkonzert, Nordterrasse Schloss Moritzburg; Künstler wird noch bekannt gegeben, Karten nur an der Abendkasse; frei für Karteninhaber des anschließenden Konzerts ■ 4. August, 20 Uhr: Schlosskonzert, Nordterrasse Schloss Moritzburg; Werke von Beethoven, Martinů, Brahms; Konzertticket berechtigt zum kostenfreien Eintritt in das Porträtkonzert um 19 Uhr ■ 5. August, 20 Uhr: Konzert, Nordterrasse Schloss Moritzburg; Werke von Cherubini, Schumann, Tschaikowski ■ 6. August, 19 Uhr: Öffentliche Probe, Kirche Moritzburg; Programmhinweise am Abend, Karten nur an der Abendkasse ■ 7. August, 19 Uhr: Porträtkonzert, Nordterrasse Schloss Moritzburg; Künstler stellen sich solistisch vor: Alessio Bax und Lucille Chung; frei für Karteninhaber des anschl. Konzerts ■ 7. August, 20 Uhr: Schlosskonzert, Nordterrasse Schloss Moritzburg; Werke von Suk, Dvořák, Schostakowitsch; Konzertticket berechtigt zum kostenfreien Eintritt in das Porträtkonzert um 19 Uhr ■ 8. August, 15 Uhr: Lesekonzert, Käthe-Kollwitz-Haus Moritzburg (Garten); Friedrich-Wilhelm Junge liest Texte von und über Ludwig van Beethoven. Es erklingt Klaviermusik dieses Komponisten. ■ 8. August, 17 Uhr: Lesekonzert, Käthe-Kollwitz-Haus Moritzburg (Garten); Friedrich-Wilhelm Junge liest Texte von und über Ludwig van Beethoven. Es erklingt Klaviermusik dieses Komponisten ■ 8. August, 20 Uhr: Schlosskonzert, Nordterrasse Schloss Moritzburg; Werke von Rossini, Beethoven, Brahms ■ 9. August, 11 Uhr: Proschwitzer Musik-Picknick, Schlosspark Proschwitz; Teilnehmer der Moritzburg Festival Akademie, mit Picknickkorb und Decke im pittoresken Schlosspark, Konzertbestuhlung ist nicht vorhanden. Einlass ab 10.30 Uhr ■ 9. August, 19 Uhr: Poträtkonzert, Nordterrasse Schloss Moritzburg; Künstler stellen sich solistisch vor: Andrei Ionită. Frei für Karteninhaber des anschl. Konzerts ■ 9. August, 20 Uhr: Schlosskonzert, Nordterrasse Schloss Moritzburg; Werke von Debussy, Fauré, Brahms. Konzertticket berechtigt zum kostenfreien Eintritt in das Porträtkonzert um 19 Uhr ■ 10. August, 19 Uhr: Lange Nacht der Kammermusik, Nordterrasse Schloss Moritzburg; Mitglieder der Moritzburg Festival Akademie musizieren in kammermusikalischen Besetzungen,Verleihung des „Akademiepreises 2020“. ■ 11. August, 20 Uhr: Schlosskonzert, Nordterrasse Schloss Moritzburg; Werke von Ries und Beethoven ■ 12. August, 20 Uhr: Schlosskonzert, Nordterrasse Schloss Moritzburg; Werke von Dvořák, Chausson und Mozart ■ 13. August, 20 Uhr: Schlosskonzert, Nordterrasse Schloss Moritzburg; Werke von Tanejew und Schubert ■ 14. August, 19 Uhr: Öffentliche Probe, Kirche Moritzburg; Programmhinweise am Abend, Karten nur an der Abendkasse ■ 14. August, 21 Uhr: Goldberg-Nacht, Nordterrasse Schloss Moritzburg; Gute-Nacht-Musik bei Fackelschein für einen schlaflosen sächsischen Grafen: Johann Sebastian Bach: Goldberg Variationen BWV 988 (arrangiert für Streichtrio). ■ 15. August, 20 Uhr: Orchesterkonzert: Moritzburg für alle! Nordterrasse Schloss Moritzburg; Moritzburg Festival Orchester und Josep Caballé Domenech, Dirigent. Werke von Mozart, Britten, Williams, Tschaikowski, Johann Strauß jr. ■ 16. August, 11 Uhr: Abschlusskonzert, Nordterrasse Schloss Moritzburg; Werke von Saint-Saëns und Mendelssohn Dieses Jahr steht in Moritzburg auch die Uraufführung der verschollen geglaubten Frühfassung des Streichquartetts Nr. 2 von Bohuslav Martinu auf dem Programm. Wie sind Sie darauf gestoßen? Ich habe das Manuskript vor einigen Jahren gekauft. Ich liebe Handschriften von Komponisten, sie regen die interpretatorische Fantasie an. Ich ging davon aus, dass es sich um eine Zweitschrift der bekannten Fassung handelte. Dann kaufte ich eine Taschenpartitur des Stückes und kam aus dem Staunen nicht heraus, es war völlig andere Musik! Gemeinsam mit Ales Brezina vom Martinu- Zentrum in Prag fand ich dann heraus, dass es sich um eine Pariser Frühfassung handelt. Niemand wusste, dass sie existierte. „Die Erfahrung vergessen wir alle nicht!“: Gibt es noch weitere solcher Raritäten zu hören? Ja, zum Beispiel Ferdinand Ries’ Quintett oder Tanejews Streichquintett. Fantastische Musik, die fast nie zu hören ist. Wird auch das Beethoven-Jubiläum in Moritzburg eine Rolle spielen? Ich hatte natürlich angenommen, dass das Beethoven-Thema 2020 so massiv durch die Konzertsäle zieht, dass wir uns nicht so intensiv auf Beethoven konzentriert haben. Trotzdem gehört er bei jedem Moritzburg Festival dazu. Wir spielen zum Beispiel ein wunderbares Streichtrio von Beethoven und auch das berühmte Septett für Bläser und Streicher. Sie haben von Anfang an gesagt, dass Sie das Festival „retten“ wollen – und das auch geschafft. Mit Blick auf die Erfahrungen der vergangenen Monate: Werden Sie an die Planung Ihrer Festivals 2021 anders herangehen als bisher? Ja. Die Erfahrung vergessen wir alle nicht! Und natürlich müssen wir etwas daraus lernen. Erste Lektion: Man kann ruhig mal improvisieren, es muss nicht alles bis ins Letzte durchgeplant sein. Auch sehr wichtig: Wir müssen die Technik des 21. Jahrhunderts für die Live-Aufführungspraxis nutzen. Da liegt viel Potenzial für die Zukunft. ■ Violine: Bomsori Kim, Nathan Meltzer, Baiba Skride, Kai Vogler, Mira Wang, Kevin Zhu ■ Viola: Ulrich Eichenhauer, Sindy Mohamed, Lars Anders Tomter ■ Violoncello: Andreas Brantelid, Henri Demarquette, Andrei Ionita, Christian-Pierre La Marca, Jan Vogler ■ Kontrabass: Janne Saksala ■ Fagott/Klarinette: David Seidel, Wenzel Fuchs ■ Horn: Tillmann Höfs ■ Gitarre: Ismo Eskelinen ■ Klavier: Alessio Bax, Lucille Chung, Lise de la Salle, Andrea Lucchesini ■ Dirigent: Josep Caballé Domenech Von DNN