Arbeiten von Elke Daemmrich in der Villa Eschebach in Dresden

Elke Daemmrich, 1964 in Dresden geboren, lebt abwechselnd in ihrer Heimatstadt und in Südfrankreich. Die südliche Sonne schaut unverkennbar aus ihren Arbeiten, die gegenwärtig in der Villa Eschebach am Dresdner Albertplatz gezeigt werden. „Der Schwimmer“ von 2011 und „Die Fischerinnen“ von 2018, Ölarbeiten auf Leinwand, rücken das mediterrane Lebensgefühl in den Mittelpunkt. Auf den Bildern tummeln sich Seeigel, Feuerquallen, Fische und Kraken sowie die „Augen der heiligen Lucy“, wie die Einheimischen die versteinerten Meeresschnecken nennen. Überbordende Farbigkeit auch in anderen Arbeiten. Aber: Hinter den Bildern versteckt sich ein kritischer Blick auf aktuelle Themen unserer Zeit. Das Attentat in Nizza wird in „Die Wanze – Hommage an die Opfer der Attentate“ angesprochen. In „Die ausgestellte Frau“ und „Die Drohnen“ rückt der Staat in den Mittelpunkt. Man denkt unwillkürlich an „1984“, den Roman von George Orwell. Die totale Überwachung der Bürger durch den Staat als unwirkliches Szenario. Daemmrich macht darauf aufmerksam. Nicht Grau in Grau wie im Roman, aber doch mit aller Deutlichkeit. Die Künstlerin bewegt sich „zwischen den Welten“, getreu dem Ausstellungstitel. Gleichberechtigt werden neben den Ölarbeiten deshalb auch Grafiken und Zeichnungen präsentiert; die eigentliche Entdeckung der Ausstellung. Die Serie um Richard Wagner entstand im vorigen Jahr. Wie der Musiker wanderte sie im Gebiet um Graupa, um die besondere Atmosphäre einzufangen, die Wagner 1846 in seinem „Lohengrin“ verarbeitete. Arbeiten aus einem Arbeitsaufenthalt (ein Stipendium der Stadt Dresden) in Cleveland/ Ohio zeigen nicht die bekannten Wahrzeichen der Stadt, den Eriesee oder die „Rock and Roll Hall of Fame“. Sie beschäftigt sich mit der Geschichte und Situation der schwarzen Bevölkerung und dem ersten schwarzen Bürgermeister der Stadt. Erstaunlich sind die unterschiedlichen Themen: Im Zentrum von Chicago zeichnet Elke Daemmrich „Lucy“. Eine Obdachlose, schlafend, krank. Drei Koffer, darin die ganze Habe, ein handgemaltes Schild. Trumps „Wirtschaftswunder“ hat Verlierer. Aber auch andernorts gibt es Probleme. Der Krieg in Syrien wird in drei Grafiken gleichermaßen angesprochen wie „Fukushima“. Ihre Wahlheimat Frankreich wird immer wieder ins Bild gebracht, ebenso wie das nur knapp zwei Autostunden von ihrem Wohnort entfernte Spanien. Ein zentrales Thema beschäftigt sich mit dem Plebiszit der Katalanen, die mit 90 Prozent 2017 für die Loslösung von Spanien gestimmt haben. In „El referendum “ wird ein Demonstrant von sieben Polizisten umringt, die eher wie Außerirdische wirken. Erstaunlich sind die unterschiedlichen Themen, denen sich die Künstlerin zuwendet. Die achte der zehn biblischen Plagen zeigt uns die „Invasion“ der Heuschrecken. Eine beängstigende Aktualität, denn derzeit werden ganze Landstriche in Ostafrika vernichtet. Aktuell aber auch als Synonym für den heutigen Turbokapitalismus. Gewinnmaximierung an erster Stelle, ohne Rücksicht auf Mensch und Umwelt. In der Serie „Los toros“ wird der spanische Stierkampf thematisiert. Das jahrhundertealte Kulturgut ist heute höchst umstritten. Ganz versöhnlich sind die Erinnerungen an den französischen Schriftsteller und Philosophen George Bataille. Die Liebenden zeigen uns ihre wunderbare Welt, die hoffentlich stärker sein wird als die „hausgemachten“ menschlichen Probleme. Schauspieler Franz Hartwig: „Der coole Neustädter war ich nicht“ Keine Party zum Geburtstag – Dresdens riesa efau wird 30 Arbeiten von Rita Geißler und Mimi Wilden in der KunstGalerie Hans Einziges Manko: Die 90 ausgestellten Arbeiten sind einfach zu viel, die Hängung ist zu dicht. Weniger wäre deutlich mehr gewesen. Für die Ausstellungsbesucher liegt ein kostenloses Faltblatt bereit. Es enthält neben Abbildungen auch Informationen zu Leben und Werk und macht auf einige der über 250 Einzelausstellungen und Ausstellungsbeteiligungen der Künstlerin aufmerksam. bis 3.April, Elke Daemmrich – Zwischen den Welten (Malerei, Grafik, Zeichnung), Volksbank Dresden-Bautzen Georgenstraße 6, (Am Albertplatz), Mo/ Mi 9-16 Uhr, Die/ Do 9-18 Uhr, Fr 9-13 Uhr. Eintritt frei. Von Dieter Hoefer

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