Bei den bislang geplanten Ausgaben für den Schulhausbau in Dresden bleiben viele marode Gebäude auf der Strecke. Das geht aus einer den DNN vorliegenden Aufstellung hervor, die in Stadtratskreisen kursiert. Der Finanzbedarf kann demnach gegenwärtig bei weitem nicht gedeckt werden.
In den Ausschüssen des Stadtrats wird derzeit über den nächsten Doppelhaushalt für die Jahre 2019/20 verhandelt. Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) und Finanzbürgermeister Peter Lames (SPD) haben einen Entwurf auf den Tisch gelegt.
Zusätzliche Wünsche
Grundsätzlich sehen SPD, Grüne und Linke die Politik der Stadtratsmehrheit darin fortgesetzt. Doch es gibt natürlich Zusatzwünsche: Affenhaus, Radverkehr, Sozialticket, Wohnungsbaugesellschaft. Überall würden die Kooperationsparteien gern noch ein bisschen Geld drauflegen.
Dabei wird aus den Reihen der Linken bereits auf einen besonders dicken Posten geschielt. Die Stadt will bis 2025 ein neues Verwaltungszentrum errichten. Es soll 1700 Mitarbeiter beherbergen, die bislang in angemieteten Standorten über die Stadt verstreut sind – und architektonisch soll der Bau am Ferdinandplatz natürlich auch ein Schmuckstück für die Innenstadt werden.
162 Millionen Euro hat die Verwaltung dafür bislang kalkuliert. Noch hat sich kein Bagger bewegt, da hat es darüber schon Disput gegeben. Bei einer internen Runde legten externe Berater offenbar der Stadt nahe, bei der Suche nach Auftragnehmern nicht die Investitionssumme vorzuschreiben. Schließlich soll dem Vernehmen nach Oberbürgermeister Hilbert der Kragen geplatzt sein. Seit seiner Frage, ob sich alle darüber im Klaren seien, was sie da treiben, gilt die Höchstsumme erstmal als gesetzt.
Debatte um Millionen für neues Rathaus
Mit übergroßer Mehrheit hat der Stadtrat für das Verwaltungszentrum gestimmt. Jetzt mit dem Doppelhaushalt wird es jedoch erstmals ernst. Rund 100 Millionen Euro sollen als Rücklage für die Bau-Rechnungen gebunkert werden. Da bekommt mancher Magendrücken. In der rot-grün-roten Mehrheitsfraktion stellen maßgebliche Leute wie Linken-Finanzpolitiker Tilo Kießling die Rücklage zur Disposition.
Zudem taucht die Frage auf, ob es nicht vielleicht doch günstiger wäre, die Mitarbeiter weiter zur Miete bei der TLG (ehemals Robotron) oder dem WTC arbeiten zu lassen, wo sich zuletzt neue Möglichkeiten der Vertragsverlängerung aufgetan haben oder sich Optionen ergeben könnten, wenn beispielsweise die Stadtwerke Drewag Verwaltungskapazitäten baut. So wird bereits über einen abgespeckten Rathaus-Neubau diskutiert.
Und es kein Wunder, dass bei den riesigen Summen, die im Spiel sind, auch die ausstehenden Investitionen in der Schullandschaft ins Blickfeld rücken. 128 Millionen Euro sind 2017 für moderne Lernbedingungen ausgegeben worden. 126 Millionen sollen es in diesem Jahr sein. Auch 2019 ist noch mal ein Aufschlag vorgesehen. Doch nach den geplanten 139,2 Millionen Euro (davon 45,4 Millionen Fördermittel) kommt der Knick: 106 und 111 Millionen stehen für 2020 und 2021 in der Planung. 110 und 90 sollen es in den Jahren darauf noch sein. Bildungsbürgermeister Hartmut Vorjohann (CDU) hat aber schon vorgerechnet, dass in den Schulen ein Sanierungsbedarf von 1,1 Milliarden Euro besteht. Das wird nicht ohne den Freistaat gehen, sagt Vorjohann.
Kann die Stadt überhaupt mehr verbauen?
Aber eben auch nicht ohne die entsprechenden städtischen Mittel. Neben mehr als 30 fest eingeplanten Projekten (Liste „Schulen im Haushalt“) stehen 19 Projekte mit fast zehn Millionen Euro für 2019, die wackeln, falls mehr Geld bei den fest eingeplanten Projekten fehlt (siehe Kasten „Mangel für 2019“). Dabei ist Vorjohann auch für das Gegenargument gewappnet: Kann er überhaupt mehr Geld verbauen? Nach der Betrachtung des Bildungsbürgermeisters, der als jahrelanger Finanzbürgermeister freilich alle Tricks kennt, ist Luft nach oben. Wenn es mehr Geld zum Bauen gibt, sei die Verwaltung in der Lage, innerhalb eines Jahres auch mehr in die Schulgebäude zu stecken. Von den geplanten 126 Millionen Euro für dieses Jahr seien bis zum 18. Oktober schon 108 Millionen verbaut worden. Soll heißen: die Stadt könnte auch in den kommenden Jahren noch mehr verbauen.
Geld für Gymnasium Gorbitz fehlt
Denn trotz des hohen Investitionsvolumens konnten wichtige Schulbauvorhaben bisher nicht veranschlagt werden, auch dazu kursiert eine Liste (siehe Kasten „Mangel bis 2023“). Auf DNN-Anfrage bestätigt Bildungsbürgermeister Vorjohann unter anderem einige Projekte, die das Geld fehlt: beispielsweise Gymnasium Gorbitz, Sanierung Schilfweg für 149. Oberschule, Neubau einer dritten Förderschule GB, Sanierung 88. Oberschule, Sanierung Berufliches Schulzentrum (BSZ) Elektrotechnik, Sanierung Schulteil BSZ Agrar in Altroßthal, energetische Sanierung der 128. Oberschule, 103. Grundschule, 108. Grundschule und anderes mehr.
Mangel bis 2023
An diesen Schulen würde das Schulverwaltungsamt in den nächsten Jahren gern bauen, es gibt aber bislang kein Geld dafür in den Planungen (in Klammern nötige Ausgaben in den Jahren 2019 bis 2023):
Berufliches Schulzentrum Agrar und Ernährung: Neubau Sporthalle (5 Millionen Euro)
BSZ Elektrotechnik Campus 2020 (20,5 Millionen Euro)
BSZ Elektrotechnik Neubau Sporthalle (4,85 Millionen Euro)
Förderzentrum für Hörgeschädigte Johann-Friedrich-Jencke: Neubau Haus A, B, C (9,6 Millionen Euro)
Grundschule 12: Gesamtsanierung Schulgebäude mit Neubau Sporthalle (9 Millionen Euro)
Grundschule 14: Erweiterung Schulgebäude, Mensa (1,48 Millionen Euro)
Grundschule 37: Neubau mit Zweifeldsporthalle (10,38 Millionen Euro)
Grundschule 49: Neubau Sporthalle, Sanierung Freifläche (6,6 Millionen Euro)
Grundschule 74: Neubau Schulgebäude (4,5 Millionen Euro)
Grundschule 77: Neubau Turnhalle, Sanierung Schulgebäude (5,8 Millionen)
Grundschule 95: Gesamtsanierung Schulgebäude (5,85 Millionen)
Grundschule 103: Energetische Sanierung Schulgebäude (7,85 Millionen Euro)
Grundschule 108: Planung Teilbaumaßnahme energetische Sanierung (5,9 Millionen)
Grundschule Lernbehinderung, Ersatzneubau Turnhalle (3 Millionen Euro)
Gymnasium Gorbitz: Gesamtsanierung Schulgebäude, Neubau Sporthalle (26 Millionen, davon 9 Millionen Fördermittel)
Sanierung Schulgebäude Schilfweg (23 Millionen Euro)
Schilfweg Umbau Schulgebäude (800000 Euro)
Oberschule 35: Gesamtsanierung (12,4 Millionen Euro)
Oberschule 46: Neubau Sporthalle (5,42 Millionen Euro)
Oberschule 88: Sanierung Schulgebäude (9,95 Millionen Euro, davon 3,7 Millionen Fördermittel)
Oberschule 116: Erweiterung Schulgebäude (Mobile Raumeinheiten, 1,2 Millionen Euro)
Oberschule 128: Energetische Sanierung Schulgebäude (6,25 Millionen Euro)
Außerdem sind aktuelle zwischen Haushalts-Entwurf und -Beschluss schon wieder Änderungen nötig, da Fördermittelzuweisungen geringer ausfallen. Beispiel: Berufsschulzentrum „Prof. Zeigner“, 19. Grundschule, 148. Grundschule. Auch Mehrkosten seien ein Dauerthema. Die Finanzierungslöcher müssten durch städtische Mittel gestopft werden, die dann für andere Projekte (Liste „Mangel für 2019“) fehlen.
BeBe-Sanierung wird verschoben
„So ist aktuell als eine erste Auswirkung zu konstatieren, dass sich der Bau der Sporthalle an der 113. Grundschule beziehungsweise die Gesamtsanierung des Bertolt-Brecht-Gymnasiums (BeBe) um zwei Jahre nach hinten verschieben werden, da diese Finanzquellen im Wesentlichen als Ausgleich für Fördermittelverluste herangezogen werden müssen“, erklärte Vorjohann.
Mangel für 2019
Diese Projekte (für 2019 rund zehn Millionen Euro) wackeln, wenn das Geld an anderer Stelle gebraucht wird:
Förderschule Schule am Landgraben (Schulgebäude)
Förderschule Albert Schweitzer (Sporthalle)
Grundschule 51 (Schulgebäude, Turnhalle),
Grundschule 85 (Schulgebäude)
Grundschule 92 (Schulgebäude)
Grundschule 102 (Sporthalle)
Grundschule 113 (Zweifeldsporthalle)
Gymnasium Bertolt-Brecht (Gesamtsanierung)
Gymnasium Klotzsche (Freifläche)
Gymnasium LEO (Neubau)
Gymnasium Plauen (Sporthalle)
Berthelsdorfer Weg (Erweiterung)
Berthelsdorfer Weg (Interimsschulgebäude)
Boxberger Straße (Neubau Schulgebäude, Sporthalle)
Cockerwiese (Grundschule)
Cockerwiese (Oberschule)
Oberschule Universitätsschule (Erweiterung)
Teilweise gibt es in der Debatte bereits Bewegung. So hat die SPD angekündigt, für die Sanierung der Berufsschule in Altroßthal und die 102. Grundschule in der Johannstadt Geld bereitzustellen. In den Ausschüssen in den nächsten Tagen und im Stadtrat wird sich zeigen, wo es Veränderungen gibt.
Schulen im Haushalt
Für die Bauarbeiten an folgenden Schulen stehen Gelder im Haushaltsentwurf:
BSZ Bau und Technik: Turnhalle
BSZ Gastgewerbe (Sporthalle)
BSZ Technik (Erweiterung)
BSZ Wirtschaft „Zeigner“ (Sanierung)
Förderschule Leutewitzer Park (Turnhalle)
Grundschule 8: Sanierung Schulgebäude
Grundschule 10: Neubau Turnhalle
Grundschule 15: Sanierung Schulgebäude
Grundschule 19: Sanierung Schulgebäude
Grundschule 30: Sanierung/Erweiterung Schulgebäude, Hort
Grundschule 44: Sanierung Schulgebäude
Grundschule 47: Ersatzneubau Turnhalle
Grundschule 68; Teilsanierung Schulgebäude, Erweiterung Hort
Grundschule 84: Erweiterung Schulgebäude/Sanierung
Grundschule 88: Sanierung Schulgebäude, Turnhalle
Grundschule 95: Neubau Turnhalle
Grundschule 117: Energet. Sanierung
Grundschule 120: Neubau Sporthalle
Grundschule 148: Neubau Lößnitzstr.
Gymnasium Cotta: Gesamtsanierung
Gymnasium Dreikönigschule Sanierung Haus B
Gymnasium Klotzsche: Ersatzneubau
Gymnasium Plauen: Sanierung und Erweiterung
Gymnasium Südwest: Neubau Sporthalle
Gymnasium Südwest: Sanierung, Erweiterung Schulgebäude
Gymnasium Pieschen/Oberschule: Neubau
Freiberger Straße: Neubau Schulgebäude, Turnhalle
Ginsterstraße: Sanierung Schulgebäude
Oberschule 30: Neubau Sporthalle
Oberschule 35: Teilsanierung, Fachkabinette
Oberschule 36: Erweiterung Schulgebäude
Oberschule 76: Sanierung Schulgebäude
Oberschule 151: Neubau Schulgebäude, Neubau Sporthalle
Von Ingolf Pleil