Dresden soll eine Amely-Bölte-Straße bekommen

Mit dem Namen Amely Bölte können die meisten Dresdner wohl nicht auf Anhieb etwas anfangen. Doch es gibt schon lange Bestrebungen, eine Straße nach der Schriftstellerin und Frauenrechtlerin zu benennen, die von 1811 bis 1891 lebte und sich 1852 für einige Jahre in Dresden niedergelassen hatte. Jetzt ist die Amely-Bölte-Straße so gut wie beschlossene Sache. Der Stadtbezirksbeirat Altstadt schlägt der Stadtverwaltung den Namen offiziell für die Benennung einer neu entstehenden Fläche im Wohngebiet zwischen Könneritzstraße, Jahnstraße, Laurinstraße und Schützengasse vor. 2012 in Prohlis und 2013 in Leuben durchgefallen: 2012 hatte der Ortsbeirat Prohlis die Idee aus dem Rathaus verworfen, im Zuge der Beseitigung von Dopplungen durch Eingemeindungen eine Straße nach Amely Bölte zu benennen. Auch 2013 in Leuben scheiterte dies am Votum des Ortsbeirates. Die Verwaltung wollte damals etwas gegen den Männerüberschuss auf Straßenschildern tun und hatte die Schriftstellerinnen Caroline Fischer, Toni Sender und eben Amely Bölte in die Waagschale geworfen. Auch in der Beschlussvorlage aus dem Stadtbezirksamt, die jetzt die Stadtbezirksbeiräte in der Altstadt auf den Tisch bekamen, sah es aus, laufe alles wie gehabt. „Am Schützengarten“, der Vorschlag der Deutsche Wohnen GmbH, sollte den Vorzug erhalten. Die Interessengemeinschaft Historische Friedrichstadt („Zur Viehweide“) sowie ein Mitglied des Stadtbezirksbeirates („Obergrabenpresse“) hatten jedoch eigene Vorschläge gemacht – und das Frauenstadtarchiv, das für „Amely-Bölte-Straße“ plädierte. Alternativvorschlag „Obergrabenpresse“ zu sperrig: Die Stadtbezirksbeiräte diskutierten vor allem diesen Vorschlag und „Obergrabenpresse“ – eine 1978 gegründete freie Druckwerkstatt, Galerie und Verlag – anfangs mit Sitz in der Inneren Neustadt, dann in der Wilsdruffer Vorstadt und später auf dem Gelände des ehemaligen Leipziger Bahnhofs, die bis 1989 von der Staatssicherheit verfolgt wurde Wegen der „Sperrigkeit“ des Namens fiel die Obergabenpresse schließlich durch. „Wer diese Bezeichnung liest, weiß nicht so richtig: Ist das eine Straße oder ein Platz oder was bedeutet das überhaupt“, sagt Stadtbezirksbeirat Lutz Hoffmann. Man müsse auch an die Leute denken, die dort wohnen. Diese Adresse würde sie immer wieder in Erklärungsnot bringen. Auch wenn der Stadtrat noch formell einen Beschluss fassen muss – dass er nun seinerseits den Vorschlag des Stadtbezirksbeirates ablehnt, scheint ausgeschlossen. Denn die Stadtbezirksbeiräte haben das Vorschlagsrecht für Straßenbenennungen in ihrem Gebiet. Aus dem Archiv: Neu und alt – diese Dresdner Straßen wurden umbenannt Von Holger Grigutsch

Stadtbezirksbeirat Altstadt - Dresden soll eine Amely-Bölte-Straße bekommen