Mit einer Guerilla-Aktion hat eine Antifa-Gruppierung am Sonntagabend an die Opfer der rechtsextremen Gruppe „Nationalsozialistischer Untergrund (NSU) erinnert. Dafür beklebten und bemalten Mitglieder des Offenen Antifa Plenums (OAP Dresden) zehn Straßenschilder in der Landeshauptstadt mit den Namen von NSU-Opfern.
So wurde beispielsweise die „George-Bähr-Straße“ in der Südvorstadt über Nacht zur „Michèle Kiesewetter-Straße“ und der „Schillerplatz“ nach „Mehmet Kubaşık“ benannt. Der türkische Gemüsehändler wurde 2006 in Dortmund von Mitgliedern der rechtsextremen Terrorzelle erschossen. Ein Straßenschild der „Martin-Luther-Straße“ wurde nicht nur überklebt, sondern mit Farbanstrich in „Theodoros Boulgarides Straße“ umgetauft.
Es gab bereits ähnliche Vorkommnisse in Dresden
OAP Dresden will nach eigener Aussage mit der Aktion auf das bevorstehende Ende des NSU-Prozesses aufmerksam machen. In einem Bekennerschreiben kritisiert die Gruppe „fehlende politische Aufarbeitung des behördlichen, institutionellen und gesellschaftlichen Versagens im NSU-Komplex“. Angeklagt sind vor dem Münchner Oberlandesgericht Beate Zschäpe und die vier weiteren Mittäter André Eminger, Holger Gerlach, Ralf Wohlleben und Carsten Schultze. Der Prozess gegen die fünf Angeklagten werde der gesellschaftlichen Tragweite des NSU-Komplexes allein nicht gerecht, heißt es weiter in dem Schreiben. Nach Angabe von OAP Dresden seien bis zu 200 Personen in den Terror der NSU verwickelt, darunter auch V-Leute des Verfassungsschutzes.
Die Stadt Dresden hat inzwischen mit der Wiederherstellung des Originalzustands der Straßenschilder begonnen. Das zuständige Straßen- und Tiefbauamt hat eine Strafanzeige gegen Unbekannt gestellt. Es habe in der Vergangenheit bereits ähnliche Vorkommnisse in Dresden gegeben, allerdings nicht in diesem Ausmaß, sagt der Amtsleiter Reinhard Koettnitz auf DNN-Anfrage.
Von Tomke Giedigkeit