Zoo Dresden: Elefant Tonga lernt seine Damen kennen

Die Anspannung bei den Mitarbeitern des Zoos war groß. Die erste Kontaktaufnahme zwischen dem neuen Elefantenbullen Tonga und den drei schon seit über zwei Jahrzehnten im Afrikahaus lebenden Kühen Drumbo, Mogli und Sawu hatte sich zwar durch die Gitterstäbe hindurch freundlich-interessiert gestaltet. Aber selbst erfahrene Elefantenexperten fragten sich: Geht das auch gut, wenn wir den Koloss aus dem Safari-Park Hodenhagen mit den Dresdner Damen gemeinsam in ein Gehege lassen? Als der Zoo in der vergangenen Woche zum ersten Mal alle vier Elefanten gemeinsam auf die Freianlage schickte, hatte er vorab diverse Sicherheitsvorkehrungen getroffen. Schließlich galt der 32 Jahre alte Tonga in seiner alten Heimat Niedersachsen bisher als nicht pflegeleicht, mitunter aggressiv und wählerisch im Umgang mit weiblichen Artgenossen und mit Pflegern. Und wenn einem kapitalen Bullen mit einer Schulterhöhe von 3,10 Metern und einem Gewicht von 5,3 Tonnen ein anderer Rüssel nicht passt und er schlecht drauf ist, dann ist so ein Gigant mit mächtigen Stoßzähnen kaum zu stoppen, kann es gefährlich für die Kühe werden. Der Dresdner Tierpfleger David Lück, der Tonga mit Kollegen seit Anfang November betreut, erzählt: „Wir sind auf alle Eventualitäten vorbereitet gewesen. Alle Pfleger waren da, haben abgesprochen, was wir machen, wenn Tonga zu aggressiv wird. Wir haben überall Feuerwehrlöscher hingestellt, um mit denen im Notfall einen Schockmoment zu erzeugen, damit der Bulle mal von einer Kuh ablässt. Wir mussten aber zum Glück bei der ersten Vergesellschaftung nicht eingreifen.“ Erste Paarungsversuche erwartet: Wider Erwarten zeige sich der schon deutlich dominanter und selbstsicherer als sein Vorgänger Tembo (siedelte nach Wien über) auftretende Tonga „recht entspannt“. Wie der Gentleman Tembo gehe dessen Nachfolger „sehr zärtlich“ mit den drei Damen um, die am Anfang schon ängstlich auf ihn reagiert hätten. Besonders Sawu, die jüngste und sonst eher forscheste Kuh, habe Respekt vor dem Neuankömmling gezeigt und Abstand gehalten. „Inzwischen spiegelt sich das so wider, dass Sawu am besten mit Tonga interagiert. Sie haben vor zwei Tagen erst ihre Rüssel aufeinander abgelegt“, berichtet Lück. „Jetzt schauen wir mal, wie sich das weiterentwickelt“, schmunzelt er. Drumbo und Sawu kommen demnächst wieder in den „Östrus“ genannten Brunstzyklus. Dann könnte es zu ersten Paarungsversuchen mit Tonga kommen. Nachdem es mit Hilfe von Tembo, der zwei Jahre in Dresden war und die drei hiesigen, schon etwas älteren Kühe oft, aber vergeblich deckte, nicht mit Elefantennachwuchs geklappt hat, setzt man nun noch einmal Hoffnungen in die Zeugungskraft Tongas. In der Lüneburger Heide schenkte der schwarze Riese immerhin zwei Jungtieren das Leben, ehe er dort von einem jüngeren Zuchtbullen abgelöst wurde. Duschtraining bei den Elefanten: So schwarz, wie Tonga derzeit noch aussieht, wird er übrigens nicht bleiben. „Die dunkle Farbe kommt noch vom Mutterboden, der seine alte Anlage in Hodenhagen prägt. Wir gehen davon aus, dass sie in den kommenden Monaten etwas weggeht“, so Lück. Tonga bade – anders als Tembo in seinen ersten Wochen in Dresden – gar nicht, ignoriere das Wasserbecken auf der Freianlage bisher. Daher werde es etwas dauern, bis die alten Erdpartikel restlos ausgewaschen und der Dickhäuter auf dem sandigen Untergrund in Dresden heller werde, glaubt Lück. Zur Hautpflege führt er mit seinen Kollegen bei Tonga Duschtraining durch. Ein- bis zweimal täglich werden in der Box auch einfache Kommandos wie „Fuß hoch“ und „Fuß ab“ geübt, bei denen Tonga mit Leckerlis belohnt wird. Die Elefantenpfleger hoffen, dass Tonga künftig ähnlich gut zu händeln ist wie Tembo. Und wenn der Neue in Dresden auch noch mal Vater wird, hat er seinen Heldenstatus sicher. Von Jochen Leimert